Kunststoffe in der Natur und dem Wasser stellen weltweit ein großes Problem dar. Viertklässler der Mandelberggrundschule Dertingen erforschten, ob dieses auch in und um den Main zu finden ist.
Dertingen/Urphar. Für die Kinder der Grundschule Dertingen ist das Meer erst einmal weit weg, dennoch beteiligten sie sich an der Aktion "Plastikpiraten - Das Meer beginnt hier" des aktuellen bundesweiten Wissenschaftsjahrs Meere und Ozeane. Der Grund leuchtet ein, endet das Wasser ihres Heimatflusses Main doch irgendwann dort.
Bei der Aktion erfassen Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 16 Jahren bundesweit Daten zu Kunststoffvorkommen an und in deutschen Fließgewässern. Diese werden zentral gesammelt und bieten so einen guten Überblick über die Situation.
Wie bedeutend der Einsatz gegen größere Kunststoffteile und Mikroplastik ist, war den Kindern bewusst. "Uns ist wichtig, dass die Fische weiter leben können", berichteten die zehnjährigen Julime und Luise sowie die elfjährige Isabella. Plastik stelle für diese eine große Gefahr dar. Die Feldforschungen der 21 Viertklässler rund um den alten Sportplatz in Urphar sind Teil einer schulweiten Projektwoche, in der es um das Thema Kunststoffe geht. "Wir haben in einem Film gesehen, wie viel Plastik in einem Vogelmagen gefunden wurde, das hat uns erschreckt", erklärten die Mädchen.
Sie selbst tun schon einiges, um Plastikmüll zu vermeiden. So setzen sie auf Brotboxen und auffüllbare Trinkflaschen und versuchen, beim Einkaufen Plastiktüten und eingeschweißtes Obst- und Gemüse zu vermeiden.
Initiatorin des Forschertags am Main war Klassenlehrerin Manon Seitenspinner. Auf die "Plastikpiraten" wurde sie durch einen Flyer im Oktober 2016 aufmerksam. Da sie Bremerhaven geboren ist und läner in Kiel gelebt habe, liegen ihr das Meer und das Watt besonders am Herzen, stellte sie im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten fest.
Im Rahmen der bisherigen Projektwoche hatten sich die Schülerinnen und Schüler mit den Ursachen für den Plastikmüll und mögliche Vermeidungsstrategien beschäftigt. Sie lernten die Folgen für die Umwelt kennen und schauten zuhause nach, wo man überall Plastik findet und auf welchen man verzichten kann. Thematisiert wurde auch das Mikroplastik in Pflegeprodukten.
Schulleiter Tobias Spielmann betonte, ihm sei wichtig, die Kinder zu sensibilisieren. "Sie sollen auf die Mülltrennung und richtige Entsorgung achten, noch wichtiger ist aber die Müllvermeidung."
Unterstützt wurde die Feldforschung von einigen Eltern. "Ich finde es eine tolle Sache", erklärte Mutter Nicole Fiederling, die zu Hause auf die Minimierung von Kunststoffen achtet. Aufgeteilt in mehreren Gruppen, wurden verschiedene Aspekte von Plastik und anderem Müll auf dem Gelände untersucht. Eine Gruppe erfasste die jeweils drei häufigsten Tier- und Pflanzenarten. Mithilfe von Bestimmungsbüchern galt es, die genauen Arten zu erkennen.
Etwas weiter flussaufwärts bestimmten zwei Schüler mit Maßband, Stoppuhr und einem ins Wasser geworfenen Stock die Fließgeschwindigkeit des Mains. Zwei weitere Gruppen erfassten die Menge und Art von Müllablagerungen am direkten Ufer, in dessen Nähe und auf Flächen, die normalerweise nicht überflutet werden.
Während eine Gruppe drei Bereiche von je 50 mal 20 Meter absteckte und dort jegliche Art von Ablagerungen notierte, suchten andere Schüler in einem großen Feld von 300 mal 50 Metern Müllansammlungen. Als solche galten Stellen mit mindestens drei Stücken Abfall. Anfangs tauchten vor allem kleinere Plastikteile, Getränkebehälter und Feuchttücher auf.
Besonders überrascht waren die Kinder, als sie in einem Gebüsch den verrosteten Rahmen eines Fahrrads fanden. Die Funde wurden nummeriert, auf Fotos dokumentiert und anschließend korrekt entsorgt.
Mit einem speziellen Mikroplastiknetz, dass die Schule über die Aktion leihweise zur Verfügung gestellt bekam, sammelten Mädchen für längere Zeit Plastikteile, die im Fluss schwammen. Außerdem beobachteten sie, welcher Müll vorbei schwamm. Die Funde aus dem Netz wurden getrocknet und am Donnerstag unter dem Mikroskop untersucht.
Bei der Arbeit hilfreich waren auch die verschiedenen Materialien, die die Schule vom Projektbüro erhielt. Große Müllablagerungen haben die Kinder nicht entdeckt. Damit hatte sich die Vermutung von Seitenspinner bestätigt, dass die Leute in Urphar darauf achten, dass kein Unrat herumliegt.
Um die Arbeit der einzelnen Gruppen zu dokumentieren, übernahmen zwei Kinder die Aufgabe von Reportern und drehten einen Trailer über die Aktion. Am Freitag präsentieren die jungen Forscher ihre Ergebnisse den Mitschülern.
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