Kabarettpreis - Gebürtiger Thüringer hat beim Wettbewerb des Convenartis-Kleinkunstvereins knapp die Nase vorn

Jonas Greiner bekommt Affenpokal

Von 
Nadine Schmid
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Jonas ist der neue Träger des Wertheimer Affe. © Nadine Schmid

Der Kabarettpreis Wertheimer Affe geht in diesem Jahr an Jonas Greiner. Der gebürtige Thüringer überragte bei dem Wettbwerb seine Mitbewerber – im wahrsten Sinne des Wortes.

Wertheim. Der neueste Preisträger des Wertheimer Affen ist 2,07 Meter groß. Diese Größe ist es wohl auch, die den 22-Jährigen Jonas Greiner zum Kabarett brachte. Denn bei den blöden Sprüchen, die der gebürtige Thüringer auf Grund seiner Körpergröße immer anhören muss, hat er sich eine gewisse Schlagfertigkeit zugelegt.

„Spielst du Basketball?“ werde er zum Beispiel oft gefragt. Er antworte dann für gewöhnlich: „Ja, als Torhüter!“ Dieser Wortwitz, der oft dazu einlud, um die Ecke zu denken, brachte dem Thüringer in der Publikumsgunst den Sieg ein. Doch auch die Konkurrenz, die zweitplatzierte Musikkabarettistin Anne Folger und der erst 19-jährige Bernard Paschke, hatte einiges zu bieten, und so genossen die Besucher im ausverkauften Convenartis Kleinkunstverein einen unterhaltsamen Abend mit drei ganz unterschiedlichen Künstlern.

„Es ranken sich ja Legenden um diese Trophäe“, meinte Ludger Wilhelm, ehemals Teil des Kabarett-Duos Buschtrommel, der durch den Abend führte. So habe sein Kollege seinerzeit seinen Affen auf geheimnisvolle Weise verloren. Der Verein habe ihm einen Ersatz zukommen lassen. Überhaupt lobte Wilhelm das große ehrenamtliche Engagement des Convenartis-Teams, ohne das ein solcher Abend nicht möglich wäre.

Dann kündigte er die erste Künstlerin an: Anne Folger. Die studierte Konzertpianistin hatte irgendwann begonnen, kabarettistische Elemente in ihre Aufführungen einzubauen und dann 2018 ein Musikkabarett gestartet, bei dem sie höchst originell mit den klassischen Werken umgeht. Sei es, dass sie Mozarts „Türkischen Marsch“ zeitgemäß effizienter macht, in dem sie überflüssige Töne streicht, oder Beethovens „Für Elise“ in Form eines You-Tube-Schminktutorials anbietet.

Dies gepaart mit Songs über bekannte Alltagserfahrungen und ihrem außergewöhnlichen Talent fürs Klavierspielen überzeugte das Publikum. Mehrmals musste Wilhelm die Zuschauer als Jury auffordern, durch Summen, später durch Klatschen, ihr Votum abzugeben, um den Sieger des Abends überhaupt von der Zweitplatzierten abheben zu können.

Als nächstes trat Bernard Paschke auf die Bühne, der sich selbst als „jüngsten Kabarettist Deutschlands“ bezeichnet. Das stimmt vermutlich, hat er doch erst am Freitag seinen 19. Geburtstag gefeiert.

So hat er auch ein klares Thema: Den Generationenkonflikt, der sich gerade deutlich bemerkbar mache, quasi „Greta gegen Gräte“. Er schaffte es geschickt, fundiertes Faktenwissen, etwa über das Thema Klima, in witzige Pointen zu verwandeln.

Jung, aber routiniert

Und dabei mit den Wörtern zu spielen: „Morsen – das wird sich über kurz oder lang wohl nicht durchsetzen.“ Gerne erzählt er von seinem Opa, der allerhand Lebensweisheiten in einem Buch zusammengetragen hat. Dieser wolle sich einfrieren lassen, um endlich die weltbewegende Frage beantworten zu können: Ist es im Kühlschrank dunkel, wenn die Tür zu ist?“

Nach der Pause dann der spätere Sieger des Abends. Er komme aus der Glasbläserstadt Lauscha und habe sich daher hier gleich wohlgefühlt, so Moderator Wilhelm. Und auf der Bühne scheint der noch so junge und doch routiniert wirkende Greiner sowieso zu Hause. Er berichtet von einem seiner Hobbys: Gesetzestexte lesen.

So habe er zum Beispiel festgestellt, dass das Strafgesetzbuch für das Zünden einer Atombombe eine Freiheitsstrafe von mindestens fünf Jahren vorsieht – außer man mache es aus Versehen. Bei den Zuschauern erzeugt er die absurden Bilder, wie jemand „aus Versehen“ eine Atombombe zündet. Gerne beschäftigt sich der Mann „aus dem Osten“ auch mit den Bundesländern, etwa Brandenburg, das „so spannend ist wie eine Reiswaffel“.

Dabei bringt er Politisch-Kritisches ein, etwa, wenn er sich über unnötige politische Aktionen aufregt, während jedes siebte Kind in Deutschland in Armut lebt, oder sich mit Donald Trump auseinandersetzt.

Nach den drei Auftritten kam es zur Abstimmung, die äußerst knapp ausfiel. Schließlich überreichten Peter Rahn und Lisa Schmidt, die Vorsitzenden des Convenartis Kleinkunstvereins, die aus Glas gefertigten Affenpokale, die die Firma Stiefelmayer gestiftet hatte. Alle Teilnehmer bekommen übrigens im Jahresprogramm 2020 einen abendfüllenden Solo-Auftritt im Gewölbekeller.

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