Ära geht zu Ende - Kino auf Reinhardshof wird geschlossen

Im Broadway gehen die Lichter aus

Von 
Heike Barowski
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Das Broadway ist nun Geschichte. © hei

Reinhardshof. Schnell noch einen Sekt und frisch gemachtes Popcorn geholt – und dann konnte der Kinospaß im Broadway beginnen. Doch das gehört nun der Vergangenheit an. Zugegeben, schon vor einigen Wochen spukte das Gerücht über die Schließung des Kinos durch Wertheim. Damals dementierte der Besitzer Wolfgang Gebauer. Doch nun ist es amtlich: Zum 1. Juni gehen ganz offiziell die Lichter im Kino auf dem Reinhardshof aus. „Ganz offiziell“ deshalb, weil eigentlich bereits Ostern zum letzten Mal der Projektor im Vorführraum angeworfen wurde. „Ich bin 63 Jahre, da ist es nachvollziehbar, dass ich etwas weniger arbeiten will und muss“, sagt Wolfgang Gebauer auf Nachfrage der Fränkischen Nachrichten.

Gleich mehrere Ursachen haben seiner Meinung nach zu diesem Schritt geführt. Eine davon ist der grundsätzliche Besucherrückgang in der Branche, der auch vor dem Broadway nicht Halt machte. „Die Filmverleihfirmen versuchten, diesen Trend durch mehr Vorstellungen aufzufangen. Aber wenn ich einen Film im Broadway zwei Mal an einem Tag zeige, dann kommen am Nachmittag zu wenig Leute.“ Einen weitern Grund sieht Gebauer in der Kinoanlage selbst. So sind große Einzelkinos heute nicht mehr gefragt. Auch das Sehverhalten der jungen Menschen habe sich nach seiner Einschätzung deutlich verändert. „Die gucken die ganze Zeit auf ihr Handy, die brauchen und wollen keine große Leinwand mehr“, sagt er. Mit dem Kauf des Miltenberger Kinos habe die Schließung nur am Rande, durch den wachsenenden Aufwand, zu tun. Und nicht zuletzt spielten auch die Unterhaltskosten des immerhin 326 Plätze fassenden Kinos eine Rolle.

„Die Schließung tut mir leid, weil es ein tolles Kino ist, aber es war die sinnvollste Lösung“, resümiert Gebauer am Ende des Gesprächs dann doch ein wenig wehmütig – auch wenn er sich damit abgefunden habe, wie er sagt.

Im Jahr 1997 übernahmen er und seine Frau Gabi das Kino, das vormals von den dort ansässigen Amerikanern betrieben wurde. Umfangreiche Sanierungsarbeiten folgten, bei denen unter anderem die Wandbespannung und die Kinositze erneuert wurden. Dass mit Einzug der digitalen Technik ins Kino auch im Vorführraum immer wieder ordentlich investiert wurde, verstand sich für die Gebauers von selbst.

Viele Cineasten haben sich im Broadway nachweislich wohlgefühlt. „Gemütliches Kino mit großen Sitzen und viel Beinfreiheit“ ist beispielsweise von einem Fan in der Bewertung im Internet zu lesen. Unvergessen sind auch die langen Kinonächte, in denen alle Teile von beliebten Blockbustern hinter einander weg gezeigt wurden. Das alles hat nun auf dem Reinhardshof ein Ende.

Inzwischen liegt das Objekt auf dem Tisch eines Maklers. Geht es nach den Gebauers, soll es verkauft werden. „Ein Kino wird es auf keinen Fall mehr“, lässt Wolfgang Gebauer schon mal durchblicken. Aber mehr auch nicht. Von einer Bowlingbahn, die hier einziehen soll, weiß er nichts.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

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