Urphar. Die "festliche Bläsermusik zum neuen Jahr" mit dem Posaunenquartett "Opus 4" in vorzüglicher Besetzung löste Begeisterungs- und Beifallsstürme aus. Pfarrer Ortwin Engler ergänzte den Tagesspruch zum ersten Tag des Jahres 2016 mit einer Bemerkung "zum guten Ton in Blech" und hatte damit mit Sicherheit nicht zu viel versprochen.
Reise durch Musikgeschichte
Das Posaunenquartett "Opus 4" mit Musikern des Gewandhausorchesters zu Leipzig hatte im Altarraum der Wehrkirche Aufstellung genommen: Jörg Richter, Dirk Lehmann, Stephan Meiner und Wolfram Kuhnt. Das 1994 gegründete Ensemble nahm die Zuhörer mit auf eine Reise durch fünf Jahrhunderte Musikgeschichte. Diese ist ein Beweis dafür, dass sich die Posaune wie kaum ein anderes Instrument für alte und neue Musik bis hin zum Jazz gleichermaßen eignet.
Allergrößtes Können bewiesen die vier Bläser und sorgten mit einer ordentlichen Portion Humor für unterhaltsame Abendstunden in der altehrwürdigen Jakobskirche. Mit dem Gloria von Claudio Monteverdi (1567 bis 1642) - seine Werke markieren die Wende der Musik von der Renaissance zum Barock - nahm das Programm seinen Auftakt. Es folgte Musik auf Barockposaunen aus den Federn der Komponisten Don Carlo Gesualdo (1566 bis 1613), Josquin Desprez (1440 bis 1521) und Tomas Luis de Victoria (1535 bis 1611). Die Suite in vier Sätzen von Melchior Franck (1580 bis 1639) passte hervorragend in das erlesene Programm.
"Kaffeestunde"
In Abänderung der ausliegenden Programmfolge führte der abwechslungsreiche Streifzug durch die Jahrhunderte zur "Kaffeestunde" bei Anna Magdalena von Bernhard Krol (1920 bis 2013). Im Takt klatschten die Konzertgäste bei "Alexander's Ragtime" von Irving Berlin (1888 bis 1989).
Unbestrittener Höhepunkt des Abends waren die Bremer Stadtmusikanten von Jan Koetsier (1911 bis 2006), das musikalische Märchen für Kinder und Erwachsene. Esel, Hund, Katze und Hahn: Die Musiker setzten Tiermasken auf, der Märchentext wurde zu Gehör gebracht und immer wieder durch beeindruckende Zwischenspiele mit Höchstleistungen der Bläser bereichert.
Tolle Zugabe
In das als Finale ausgewiesene Stück von George Gershwin (1898 bis 1932) mischte sich das Abendläuten in Urphar. Doch damit war noch lange nicht Schluss. Es gab vom Publikum Beifall, der schier nicht enden wollte. "Opus 4" glänzte auch bei den Zugaben.
Die Musiker hatten nicht zu viel versprochen, dass dabei auch "was fürs Herz" ist. Unter anderem verwöhnte das Posaunenquartett sein Publikum mit "Mister Sandmann" von Pad Ballard. Und beim "Säbeltanz" von Aram Chatschaturjan saß kaum einer mehr auf der Kirchenbank.
"Auch wir können irgendwann nicht mehr", sagte Jörg Richter angesichts der begeisterten Fans und stimmte vielsagend das Schlussstück von Johann Sebastian Bach an: "Es ist genug." Den Segen am Ende dieser bemerkenswerten 107. Abendmusik in der Jakobskirche schloss Pfarrer Engler unter Zustimmung der begeisterten Besucher mit den Worten: "Wer singt betet zwei Mal, wer Posaune spielt drei Mal."
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