Ab März gibt es für werdende Mütter aus der Umgebung einen neuen Termin, den sie in ihrem Kalender markieren sollten: Das Schwangerencafé in der Wertheimer Rotkreuzklinik.
Wertheim. Hebammen sind hierzulande nach wie vor rar gesät, wie der Deutsche Hebammenverband bestätigt. Von rund 1190 Krankenhäusern mit Geburtshilfe im Jahr 1991 waren 2017 noch knapp 57 Prozent übrig. Das hat nicht nur zur Folge, dass es vielerorts immer schwieriger wird, eine Klinik zum Entbinden zu finden. Für werdende Mütter, gerade für junge Frauen, die ihr erstes Kind erwarten, bedeutet der Mangel an Hebammen vor allem eins: Ihnen fehlt der zuverlässige Ansprechpartner sowohl während der Schwangerschaft als auch nach der Geburt.
Dem Trend entgegen
„Wir haben entgegen des allgemeinen Trends ein schlagkräftiges Team. Bei uns herrscht, was die Versorgung angeht, kein Mangel“, freut sich indes Dr. Wilhelm Freiherr von Lamezan, Ärztlicher Direktor der Wertheimer Rotkreuzklinik.
Tatsächlich sei die Aufrechterhaltung des Geburtshilfeangebots eine ihnen von der Schwesternschaft direkt übertragene, primäre Aufgabe. „Bei uns erhalten werdende Mütter individuelle Beratung. Wir bieten nicht nur die nötige Kompetenz, auch die erforderliche technische Ausstattung ist hier voll gegeben“, stimmt Geschäftsführer Dr. Florian Wenzel-Hazelzet zu. Dieses Angebot muss unter den werdenden Mamas allerdings auch bekannt sein – was leider vielfach noch nicht der Fall sei, wie Lamezan aus Erfahrung sagen kann.
Damit schwangere Frauen sowohl das Hebammenteam des Wertheimer Kreißsaals als auch das Haus selbst kennen lernen, stellen die Geburtshelferinnen ab März ein sogenanntes Schwangerencafé auf die Beine. In offener Atmosphäre soll hier über etwaige Fragen, Probleme und Unsicherheiten der Frauen gesprochen werden, immer im Beisein einer Hebamme.
„Vielen Schwangeren sind die Möglichkeiten, die sie haben, gar nicht bewusst. Da herrscht dringend Aufklärungsbedarf“, berichtet Geburtshelferin Silke Schmid. Ihre Kollegin Hanne Zeh fügt hinzu: „Wir wollen den Frauen bei verschiedenen Fragen helfen, etwa: Wann gehe ich zum Arzt? Wann mache ich einen Ultraschall? Wie sieht es eigentlich mit der finanziellen Regelung aus? Oder auch: Welche Kurse kann ich besuchen?“
Feste Themen gibt es im Schwangerencafé nicht, stattdessen richten sich diese nach den Bedürfnissen und Wünschen der Frauen. „Wir schauen erst mal, was sie selbst mitbringen.“
Silke Schmid betont: „Wir legen Wert auf eine eins zu eins Betreuung der Schwangeren. Nicht umsonst heißt es: Die Hebamme ist die beste Schmerztherapie und Risikoprophylaxe.“ Geburtshelferin Laura Grän ist der Meinung: „Wenn man sich Zeit für die Menschen nimmt, steigert das die Sicherheit, Risiken frühzeitig zu erkennen.“
Eines ist den Geburtshelferinnen der Rotkreuzklinik wichtig: „Wir stehen nicht in Konkurrenz zu niedergelassenen Hebammen.“ So solle auch das neue Schwangerencafé nicht als Konkurrenz verstanden werden, stattdessen wolle man einfach das Angebot erweitern. „Wir wollen werdende Mütter informieren und ihnen vermitteln, dass sie keine Angst haben müssen, hierher zu kommen.“
Premiere hat das Schwangerencafé am 12. März, von da an wird es regelmäßig jeden zweiten Dienstag im Monat von 10 bis 12 Uhr stattfinden. Treffpunkt ist der Nebenraum der Cafeteria in der Rotkreuzklinik. Passend zur unverbindlichen und offenen Atmosphäre ist eine Anmeldung nicht erforderlich, auch die Zeit ist flexibel gesetzt. „Die Frauen können hier um Punkt zehn erscheinen, genauso gut aber auch im Laufe der zwei Stunden dazustoßen“, erklärt Silke Schmid. „Sie dürfen eine halbe Stunde bleiben, oder auch die vollen zwei Stunden.“ Für die Hebammen steht der Austausch im Vordergrund – nicht nur mit ihnen als Experten. „Es ist auch eine schöne Möglichkeit für Schwangere, sich untereinander kennen zu lernen“, findet Laura Grän.
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