NetzwerkSchule Werbach - Pädagogische Einrichtung hat zum Schuljahresabschluss ihre Pforten schließen müssen

Über 30-jährige Ära ging nun zu Ende

Von 
Bernhard Müller
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Nach über 30 Jahren endete die Ära der Werbacher Hauptschule, zuletzt NetzwerkSchule. Mit Ende des Schuljahres wurde die Schule geschlossen.

© Bernhard Müller

Eine Ära ist zu Ende gegangen: Mit Abschluss des Schuljahres wurde nach über 30 Jahren Bestehen die frühere Werbacher Hauptschule und zuletzt NetzwerkSchule geschlossen.

Werbach. "Es ist schade, dass die Schule geschlossen werden musste. Doch wir sind froh, dass das Schulamt und die Gemeinde es möglich gemacht haben, dass die Neuntklässler noch ihr letztes Schuljahr hier absolvieren konnten, auch wenn eine geringere Zahl von Schülerinnen und Schüler vorhanden war, wie es eigentlich von den Rahmenbedingungen der Schulbehörde vorgesehen war", betonte der bisherige kommissarische Schulleiter Benjamin Müller.

Letztlich war die Schließung angesichts der gesunkenen Schülerzahlen unumgänglich. Die letzte Jahrgangsstufe besuchten nur noch sieben Jugendliche. Dabei sah es einmal ganz anders aus. Zu den Hochzeiten konnte die damalige Hauptschule und spätere Werkrealschule mit bis zu 100 Schülern und rund fünf Klassen aufwarten. "Das war ein guter Schnitt", so Benjamin Müller. Entsprechend war die Schule auch ausgelegt, als sie im Schuljahr 1984/85 an den Start ging und bis zu acht Lehrkräfte hier unterrichteten.

Seitdem haben über 30 Jahrgänge ihren Abschluss an der Werbacher Schule abgelegt und sind ins Berufsleben oder an weiterführende Schulen übergetreten. Wie viele Schülerinnen und Schüler das waren, vermochte Müller, der drei Jahre als kommissarischer Schulleiter tätig war, nicht zu sagen.

Im Jahr 2010 allerdings waren es nur noch knapp 40 Schüler, die die Schule besuchten. Das war einer der ersten großen Einbrüche. Dabei haben sein Vorgänger Walter Münkel und das Kollegium alle Hebel in Bewegung gesetzt und sich wahnsinnig viel Mühe gegeben, um die Schule weiter attraktiv zu gestalten. So profilierte man sich ab dem Jahr 2012 als "NetzwerkSchule".

Damit wollte man sich gleich in mehrfacher Hinsicht im wahrsten Wortsinn "vernetzen". Nicht nur mit dem eingeführten Computer-Programm "Moodle" vernetzte man sich und ermöglichte es den Schülern, auch per Computer von zu Hause aus zu arbeiten. In den Netzwerk-Gedanken waren ebenso der direkte Kontakt und die Partnerschaft mit Firmen und Betrieben eingebunden. Dabei kamen Vertreter von Unternehmen in die Schule, um sich zu präsentieren, während die Schülerinnen und Schüler mithilfe von Praktika eine intensive Berufswegplanung an die Hand bekamen. Vernetzung hieß aber auch, dass sich das Kollegium mit den Eltern intensiv austauschte. Das sollte nicht beschränkt sein auf die Elternabende, sondern in einer regen Kommunikation Ausdruck finden. Große Unterstützung, die Schule weiter attraktiv zu gestalten, habe man immer von Bürgermeister Ottmar Dürr und dem Gemeinderat erhalten, auch als es um die Einrichtung der NetzwerkSchule ging.

Zu den rückgängigen Schülerzahlen sei 2014 das neue Gesetz hinzugekommen, dass künftig 16 Schüler pro Klassenstufe vorhanden sein mussten. Das habe man in Werbach so entsprechend nicht mehr umsetzen können. Und es wäre "auf Dauer auch pädagogisch nicht sinnvoll gewesen, permanent Kombi-Klassen zu bilden", erklärte Benjamin Müller.

Am Ende stand letztlich die Schließung der Schule. Und da schwingt bei Müller und auch den Eltern schon eine große Portion Wehmut mit, wie die Entlassfeier am vergangenen Freitag deutlich machte (wir berichteten). Schließlich habe man in all den Jahren viel miteinander gearbeitet, erlebt und bewegt.

Nach elf Jahren Tätigkeit als Pädagoge an der Werbacher Grundschule und die letzten drei Jahre als kommissarischer Leiter dürfte es Benjamin Müller besonders schwerfallen, die Schließung der Schule jetzt "abzuwickeln". Alle wichtigen Akten sind aber schon aussortiert und werden bei der Gemeinde archiviert, informierte Müller. Was mit dem Inventar passiert, sei im Detail noch offen. Mit Leben erfüllt sein wird die Schule aber auch nach den Sommerferien. Denn weiterhin bleibt die Musikschule im Gebäude untergebracht, und ebenso hat eine Gruppe des Kinderhauses St. Martin hier ein Zuhause gefunden, bis der Anbau am Kinderhaus fertiggestellt ist. In naher Zukunft soll dann das Gebäude zum Bildungscampus umgebaut werden (wir berichteten).

In diesem Zusammenhang dankte Benjamin Münkel auch seinen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen für ihre pädagogische Arbeit. Eine besondere Anerkennung sprach er dem ehemaligen Schulleiter Walter Münkel aus, der vor drei Jahren in Ruhestand gegangen war, aber weiterhin als Techniklehrer mit drei Stunden in der Woche ehrenamtlich zur Verfügung stand.

"Es ist schon ein komisches Gefühl, als Letzter sozusagen die Schule abschließen zu müssen", bekennt Müller, der nun ebenfalls Abschied nehmen muss. Wehmut schwingt auch bei ihm mit, "auf der anderen Seite blicke ich nach vorne und freue mich auf meine neue Aufgabe". Benjamin Müller wird ab dem kommenden Schuljahr im Schulzentrum Wört in Tauberbischofsheim als Lehrer tätig sein.

Damit kehrt er zu seinen Wurzeln zurück: Denn hier hatte er 2004/05 an der damaligen Pestalozzi-Hauptschule seinen Vorbereitungsdienst absolviert, ehe er für ein Jahr an der Otfried-Preußler Grundschule am Wartberg unterrichtete, um dann ab dem Schuljahr 2006/07 als Pädagoge in Werbach tätig zu sein.

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