Weikersheim. Im Rahmen des Kulturprogramms gab es Musikkabarett am Freitagabend im Jeunesses Keller im Schloss. Drei lokale Künstlerinnen hatten sich zu ihrem selbst gewählten Titel "Weiberabend - auch für Kerle" in den Dienst der Bürgerstiftung Weikersheim gestellt und ein überaus facettenreiches Programm ausgearbeitet.
Da war zum einen Jutta Gromes aus Schäftersheim, vielen bekannt als charmante Schlossführerin, Amateurschauspielerin bei den Dorodräwern und seit jüngster Zeit etabliert sie sich zunehmend auch als Erzählkünstlerin. So erzählte sie an diesem Abend Geschichten über Mann und Frau. Isolde Neef, Lehrerin an der Gemeinschaftsschule, sang Lieder und Franziska Hammel, Studentin und Chorleiterin aus Vorbachzimmern saß am Klavier beziehungsweise am E-Piano und sang ebenfalls so manches Lied.
Restlos ausverkauft
Der Jeunesses Keller war an diesem Abend restlos ausverkauft und das spornte die Künstlerinnen natürlich nochmal mehr an. Viele aus den Ortschaften, aus Weikersheim und der näheren Umgebung wollten live erleben, was die drei Damen sich für den Weiberabend haben einfallen lassen. Und es waren sogar auch einige "Kerle" da (durchaus freiwillig), die sich gemeinsam mit den weiblichen Besucherinnen prächtig amüsierten.
Die Bühnendekoration bestand aus Schnüren, an den Postkarten hafteten, einem Kleiderständer mit einem Dirndl und Schildern mit Sprüchen an der Wand. Vor allem die Postkarten-Sprüche hatten eine wichtige Funktion an diesem Abend, leiteten sie doch immer wieder zum nächsten Thema über.
Den Auftakt des gut zweistündigen Programms machte Franziska Hammel als "Bond Girl" und spielte das Lied "Kein Problem" von dem Musikkabarett-Duo Weber/Beckmann (Christiane Weber ist schon sehr jung verstorben) nach der Melodie von "goldeneye".
Kein Problem, wenn sich Franziska Hammel an das Klavier setzt, hervorragend spielt und dazu singt. Der darauf folgende große Applaus dürfte den Adrenalinspiegel der Pianistin schnell wieder gesenkt haben. Ein gelungener Einstand war geschafft.
Dann ging es auch gleich los mit den typischen Frauenthemen. Eine Postkarte wurde gezückt mit dem Spruch: "Wenn man nachts nichts essen soll, warum gibt es dann Licht im Kühlschrank?" Und so war die Überleitung zum nächsten Song geschaffen: "Hefe" lautete das Lied aus der Feder von Thea Eichholz-Müller, in dem es um das Thema Nummer Eins bei Frauen ging: den Speckröllchen und Rettungsringen um die weibliche Hüfte.
Hatte man als junge Frau noch keine Ahnung von dieser ungeliebten Figur-Erweiterung, so werden später - wenn alles normal verläuft - ruckzuck gleich zwei entstehen. Frauen muss man an dieser Stelle nicht mehr erzählen, unausgesprochen weiß jede, wovon dieses Lied handelte. Schokolade lauert an jeder Ecke und die ist ganz böse!
Jutta Gromes begann dann ihren Zyklus von der Erschaffung von Mann und Frau, der sich wie ein roter Faden durch das Abendprogramm zog.
Das heißt sie thematisierte die Beziehung zwischen beiden Geschlechtern von Anfang bis heute und hier hatten sowohl die Frauen wie die Männer ihren ganz großen Spaß, denn die Erzählerin sparte nicht mit Klischees und echten Tatsachen.
Da ging es um das erste Rendezvous bei Schirmchengetränken und vielen Komplimenten, um den ersten Kuss im Mondschein bis hin zum Ehealltag, der so gar nichts mehr mit den ersten Wochen und Monaten des Verliebt-seins zu tun hat.
Wer kennt es nicht, wenn die Zahnpasta-Tube nicht so ausgedrückt ist, wie sie es sein sollte? Wer trägt den Müll raus, wer zappt sich durch das Fernsehprogramm? Wer schweigt, wer redet? Es war die Rede von kommunikativer Verwirrung und vielen Missverständnissen, weil sich Mann und Frau selten wirklich auseinandersetzen. Jutta Gromes baute in ihren Erzählungen wunderbare Pointen ein und versprühte dabei Lokalkolorit, spielte sich doch manches in Weikersche und dem Taubertal ab. Mit großer Bühnenpräsenz präsentierte sie ihre allesamt selbst geschriebenen Geschichten und da ist einfach schon viel an Schauspielerfahrung vorhanden. Vor allem war die Lust am Spielen deutlich zu spüren.
Alle hatten viel Spaß
Großen Spaß hatten Männer wie Frauen mit der Frage, wo sich die Männer am liebsten aufhalten und wo sie sich so richtig entfalten können: na klar, im Baumarkt! So lautete das gleichnamige Lied von Reinhard Mey "Männer im Baumarkt" das die drei Damen ausgewählt hatten um die Herren der Schöpfung auf die Schippe zu nehmen. Der witzige Text löste erwartungsgemäß lautes Gelächter beim Publikum aus.
Auch bei Meys Lied "Bei Hempels unterm Bett" war der Brüller genauso groß wie das Lied "Der fünfte Jahrestag" von Sarah Hakenberg. Mit Sprüchen auf Postkarten wie "Liebe ist nie ohne Schmerz, sagte der Hase und umarmte den Igel", wurden Lieder in dieser Richtung eingeläutet.
Selbst bis ins politische reichte das Spektrum. Mit "Monika" von Bodo Wartke wünschte man sich die Praktikantin nochmals ins Weiße Haus zu Donald Trump, der mit einer Affäre vielleicht doch endlich zu Fall gebracht werden könnte.
Die Dramaturgie des Abends war perfekt und die Auswahl der Lieder begnadeter Musikkabarettisten stimmte, um das Programm sehr kurzweilig zu gestalten.
Das Publikum erlebte einen äußerst amüsanten Abend und so ernteten die drei Künstlerinnen verdientermaßen lang anhaltenden Applaus.
Nach einer Zugabe und mit einem Blumenstrauß in der Hand verabschiedeten sie sich von der Bühne. Es war sicherlich nicht das erste und letzte Mal, dass sie auftraten. pm
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