Theater - „Doredräwer“ feierten mit ihrem neuen Stück „Ein Fall für Pater Brown“ Premiere / Kriminalfall trotz Technikpanne bravourös gelöst

Applaus für punktgenaue Inszenierung

Von 
Inge Braune
Lesedauer: 

Wenn Pater Brown ermittelt, ist für den Herrn Bischof der Teufel los – und er schickt den Priester von der Strafversetzung ins Strafexil. Mit ihrem neuen Stück feierten die „Doredräwer“ jetzt Premiere.

Schäftersheim. Bis auf die Isle of Man hat es Pater Brown (Andreas Fischer-Klärle) und seine Haushälterin Harriet Miller verschlagen, in ein seit Jahren ungenutztes Pfarrhaus auf der höchsten Inselklippe. Ob sich hier Mrs. Millers Traum verwirklicht, endlich einmal Weihnachten und Ostern in derselben Kirche feiern zu können?

Wer Pater Brown kennt, weiß Bescheid: Auf die Ankunft am neuen Ort folgt schnell die Abreise, weil dieser Pater Mord und Totschlag anzuziehen scheint wie Licht die Motten.

So bleibt auch auf dem windumtosten Eiland Mrs. Miller (genial verkörpert von Jutta Gromes) nichts erspart: Erst entdeckt der geistliche Hausherr – Andreas Fischer-Klärle gibt einen höchst verständnisvollen jovialen Pfarrer – einen unmittelbar ins Pfarrhaus mündenden Geheimgang samt Schmuggelalkohol, dann geht ein Küster verloren.

Resolute Haushälterin

Die resolute Pfarrhaushälterin ist zwar Kummer gewöhnt, doch dass ihr ein veritabler Klöppel vom Glockenturm auf den Kopf fällt, ist einfach zuviel. Sehr schön facettenreich setzt Jutta Gromes diese rasant durch sämtliche Höhen und Tiefen sausenden Emotionen um: Gekonnt bekämpft sie die Ohnmacht mit Eisbeutel und Flachmann und bekämpft nebenbei noch den düsteren Eindringling mit Nudelholz und Wäscheseil. Sehr amüsant auch die sich entwickelnde Beziehung zwischen dem die Küche verteidigenden Hausdrachen und Sophie, dem Töchterlein des Küsters (Ida Reindel): Die raubeinige Pfarrhaushälterin schließt die anfangs etwas scheue, dann im eigenen Kummer immer selbstbewusster auftretende junge Verliebte schnell ins Herz.

Pater Brown geht es nicht anders. Kein Wunder, teilt doch Sophies Liebster, der junge, zwischen jugendlichem Leichtsinn und verantwortungsbewusster Ernsthaftigkeit wankende Fischer Tony Saunders (sehr überzeugend dargestellt von Justus Steinmüller) Pater Browns Begeisterung für Krimis. Das trifft allerdings ganz und gar nicht für Inspektor Slack zu: der hatte sich ja extrag aus der Reichweite von Miss Marple wegversetzen lassen und hoffte in Inselnähe auf eine ruhige berufliche Laufbahn. Köstlich gestaltet Lukas Schäfer den Inspektor als arroganten Behördenschnösel, der dringend der bodenverhafteten Einsicht seines Constables bedarf.

In der Premierenvorstellung trug Frank Dimler die Polizeiuniform; Kurt Immel übernimmt den Part in einigen Vorstellungen. Für köstliche Slapstick-Intermezzi sorgen die Jungfischer Tony Saunders, Angus (Laurin Pösch) und Branden (Linus Ritzer) und der wettergegerbte Ian McLeigh (Philipp Schmitt). Der erfahrene Altfischer muss die junge Garde, die vor des Pfarrers Einzug gern oben auf der Klippe feierte, immer mal wieder zur Ordnung rufen.

Für einige Verwirrung sorgt die von Marlene Herrmann mit rustikalem Charme verkörperte Inselwirtin Rose Malloney: Die Gastwirtschaft ist zugleich Insel-Telefonzentrale, Umschlagstelle für Neuigkeiten, Telegrammannahmestelle und Rose Malloney sozusagen die Mutter Courage der Insel, Seele des Eilands und Vorsitzende des Bürgervereins.

In dieser Funktion bringt sie im Pfarrhaus Willkommensblümchen vorbei und findet dabei unversehens den schweren Bronzeklöppel, der beinah Mrs. Miller den Garaus gemacht hätte. Stattdessen hat es den Küster erwischt. Vergebens fragt man sich, wie es Dietmar Hopf gelingt, so lange perfekt eine Leiche zu markieren.

Gekonnt nutzt Regisseurin Stefanie Schnitzler die jeweiligen Stärken der hoch ambitionierten und äußerst souverän auftretenden Amateurdarsteller. Andreas Fischer-Klärle überzeugt als clever-jovialer Pater, Jutta Gromes setzt ihr Talent zur Komik perfekt für die Rolle als patente Haushälterin um, Philipp Schmitt ist einfach großartig als Fischer-Raubein. Und als beim ersten Bild nach der Pause die Technik streikt – von Lichtausfall bis zum Bluescreen-Bildschirm im Pfarrhauskamin – halten Gromes, Reindel und Fischer-Klärle dem Druck so souverän und ohne anschließende Konzentrationseinbußen stand, wie es nicht einmal jedem Profi gelingt. Selbst in dieser Situation musste das Soufflage-Team (Katja Schmitt und Melena Schälling) nicht eingreifen.

Ihr gutes Händchen für die Idealbesetzung hat Stefanie Schmitt bereits in mehreren Doredräwer-Inszenierungen unter Beweis gestellt: Unvergessen sind „Die Feuerzangenbowle“ (2015), „Die Widerspenstige“ (2016) und „Drei Männer im Schnee“ (2017) – allesamt punktgenaue, perfekt getimte heitere Stücke mit genau der Prise Ernst, die Lachen erst ergötzlich macht.

Immer setzte sie ureigene Doredräwer-Akzente – jetzt etwa mit der Gestaltung des Insel-Constables und dem vierblättrigen Fischer-Kleeblatt, das das Zeit-, Orts- und Stimmungskolorit greifbar macht.

Perfekt verlassen kann sich die Regisseurin nicht nur auf die Darsteller, sondern auch auf das Team drumherum: Michaela Dietz und Carola Dollmann sorgten für Regieassistenz, Requisite und Kostümbetreuung, Petra Ulm, Franziska Nörpel, Simone Proczyck und Amelie Neumann für die perfekt in die 50er- und 60er-Jahre passende Maske.

Sehr gelungen ist der von Jürgen Wolfarth, Dietmar Hopf, Andreas Gromes und Benedikt Reindel gemanagte Bühnenbau mit seinen Highlights Kaminfeuer und Geheimgangtür.

Und dass das Technik-Team auch Schwierigkeiten schnellstens perfekt meistern kann, stellten Andreas Kaulbersch, Tom Gromes, Theo Vehe und Tim-Luka Köstler während der Premieren-Panne unter Beweis; das unter der Obhut von Martina Köstler organisierte Küchenteam konnte die ungeplante Pausenverlängerung nicht einmal zur Umsatzsteigerung nutzen.

Hochverdienten begeisterten Applaus gab es zum Schluss für die Premiere der Doredräwer-Inszenierung „Ein Fall für Pater Brown“. Prädikat: Hingehen!

Doredräwer-Aufführungen

Weitere Aufführungen des Theaterstücks „Ein Fall für Pater Brown“ der Schäftersheimer Theatergruppe „Doredräwer“ finden von Donnerstag bis Sonntag (15. bis 18. März) und von Mittwoch bis Samstag (21. bis 24. März) statt.

Die beiden Sonntagsvorstellungen am 11. und 17. März beginnen um 18 Uhr.

Bei allen weiteren Aufführungen heißt es um 20 Uhr Vorhang auf.

Karten – jetzt auch die für die beiden Zusatztermine am 21. und 22. März) gibt’s bei den Kartenvorverkaufsstellen in Weikersheim (Buch und Papier, Hauptstraße 30, Telefon 07934/994688) und Schäftersheim (Volksbank-Geschäftsstelle, erreichbar jeweils montags, dienstags, donnerstags und freitags während der ab 13.30 Uhr beginnenden Öffnungszeiten, Telefon 07934/1533. ibra

Freie Autorin Berichte, Features, Interviews und Reportagen u.a. aus den Bereichen Politik, Kultur, Bildung, Soziales, Portrait. Im Mittelpunkt: der Mensch.

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten