Joachim Hahner-Pestel
Gottersdorf. Es ist schon eine feste Institution im Odenwälder Freilandmuseum Gottersdorf geworden: Das Treffen der Spielleute .Am ersten Sommer-Ferienwochenende unter dem Motto "Winneweh" präsentierte das Museum mittlerweile zum neunten Mal in Gottersdorf alte Musik aus neun Jahrhunderten.
Und es kamen mehr Fahrensleute, fahrende Spielleute wurden sie im Mittelalter genannt, wie in den vergangenen Jahren. 70 Musiker mit ihren Instrumenten fanden sich im Freilandmuseum ein. Dieses Treffen war auch gleich das internationale Jahrestreffen der Spielleute. Hierbei informierten und tauschten sich die Musiker aus.
Über Jahrhunderte brachten sie die neuesten Nachrichten auf Schlösser und Burgen, in Städte und Dörfer. Sie stellten sich in Gruppen oder als Solist auf den Ortsmittelpunkt oder dem Marktplatz auf, um so die neusten Nachrichten ans Volk weiter zu geben. Man spielte auch zu Beerdigungen, Hochzeiten, Geburtstagen und anderen Festlichkeiten auf.
"Winneweh", eigentlich ein alter Odenwälder Tanz, wurde von der hiesigen Gruppe "Dudelquetsch" ins Leben gerufen, die auch wie im jedem Jahr zusammen mit Museumsleiter Thomas Naumann "Winneweh" geplant und organisiert hat.
Zwei Tage lang konnten die Museumsbesucher durch das kleine Museumsdorf streifen und dabei altertümliche Musikdarbietungen auf sich wirken lassen. Und wenn einer der vielen Besucher durchs Museumsgelände streifte, bekam dieser auch mit, wie mancher Musiker vor seinem Zelt oder am Auto saß und sein Musikinstrument stimmte und sich auf das Vorspielen vor Publikum einstimmte.
Die Besucher bekamen Instrumente zu sehen und zu hören, die nicht alltäglich sind. So erklangen die Töne einer Schalmei, einer Drehleier, von Krummhörnern, Flöten, Beinschellen, Trommeln und dem bis in unsere Zeit bekannten Dudelsack. Sogar eine Harfe und Alphörner waren zu hören und zu sehen. Eine Familie aus Külsheim bot altertümliche Musik auf ihren Blechblasinstrumenten.
Ein Tänzchen eingelegt
So mancher Besucher ließ es sich auch nicht nehmen, zu den Klängen der Musik ein Tänzchen einzulegen. Auch durfte man eines der vielen Musikinstrumente selbst ausprobieren. Dabei hatten die Jüngsten ihren Spaß, mal an der Drehorgel zu drehen oder in einen Dudelsack zu blasen, bis ein Ton zustande kam.
Die Musik stammte zum größten Teil aus dem 15. bis 19. Jahrhundert und aus verschiedenen Ländern. So waren wieder Musiker aus Frankreich, Belgien, Holland und der Schweiz angereist. Am Samstagabend gaben sich die vielen Musiker mit ihren Instrumenten, Liedern und Tänzen ein Stelldichein in der Bürgstädter Museums-Dreschhalle. Die Musik gab dabei den Rhythmus vor und die Zuhörer machten mit Füßen und Händen im Takt mit. Die zweitägige Veranstaltung in dem kleinen Museumsdorf ist die einzige nichtkommerzielle ihrer Art in Deutschland. Die Gruppen haben sich alle bereiterklärt, ohne Honorar und zugunsten des Odenwälder Freilandmuseums zu spielen. Viele Spielleute, die regelmäßig auf Festivals ihrer Art fahren, finden den Veranstaltungsort Gottersdorf "total schön und einzigartig". So wie die vielen Besucher die zwei Tage lang das bunte Treiben beobachteten. Diese Treffen hat sich im Gottersdorfer Freilandmuseum etabliert und sich zu einem überregionalen Höhepunkt entwickelt.
Am Sonntag war auch der Tag der Freilandmusen in Baden-Württemberg hier gaben die Spielleute nochmals ihr Bestes. Auch waren wieder einige Verkaufsstände mit ihre Waren aus dem täglichen Leben aufgebaut und diese wurden dem Museumsbesucher zum Kauf angeboten. Auch die kleinen Museumsbesucher kamen an diesem Tag nicht zu kurz, angeboten wurden wieder einige Mitmachaktionen wie Basteln, Instrumente spielen und alte Spiele.
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