Gottersdorf. Das nach einem traditionsreichen Odenwälder Volkstanz benannte Themenwochenende "Winneweh" am Gottersdorfer See sah vor allem musikalische Darbietungen vor, die "irgendwie" an die vergangenen Zeiten erinnerten - freilich ohne dieselben zu glorifizieren.
Jene von der Sparkasse Neckartal-Odenwald subventionierte Veranstaltung verstand sich als Retrospektive an jene Ära, in welcher kleine Varietés und wackere Spielmänner von Dorf zu Dorf zogen, um die Landbevölkerung mit einer bunten Revue aus Musik, Tanz und Humor zu erfreuen und "Entertainment" zu bieten, während diese Vokabel noch nicht im Wortschatz verankert war.
Als Sprachrohr dieser altehrwürdigen Kultur fungierte zum inzwischen 16. Mal auf vortreffliche Weise das bunte Ensemble "Dudelquetsch", welches an beiden Tagen zur Höchstform auflief. Mit dem Fest "Winneweh" beging die in Oberschefflenz ansässige Combo auch gleich ihr 20-jähriges Bestehen.
Noten, Takte und Gesänge
Grundsätzlich stand während der sogenannten "Spielmannstage" jedoch das komplette Museumsareal ganz im Zeichen der Noten, Takte und Gesänge: Die "Spielleute" standen über das Gelände verteilt an verschiedenen Plätzen, wo sie auf die zahlreich erschienenen Gäste nur zu warten schienen und ihre Musik zum Besten gaben.
Freilich handelte es sich dabei nicht um Kompositionen von Uwe Busse oder Dieter Bohlen - es wurden interessante, zu Herzen gehende Melodien aus der "guten alten Zeit" geboten, die das geneigte Publikum mit viel Gefühl und Phantasie dazu einluden, "den Herrgott einen guten Mann sein zu lassen" und einfach nur zuzuhören, sich mitreißen und von der Musik voll einnehmen zu lassen.
Historische Instrumente
Zurückgegriffen wurde dabei, um das zeitgenössische Ambiente harmonisch zu vervollständigen, ausschließlich auf historische Instrumente. So sorgten zum Beispiel Dudelsäcke, Drehleiern, Schalmeien, die Radleier oder auch der sogenannte "Zink", ein aus dem 17. Jahrhundert stammendes, trompetenartiges Blechblasinstrument, für einen sehr atmosphärischen Klangteppich mit ganz eigenem "Groove".
Alte Tänze in der Dreschhalle
Die Frage, ob es sich dabei um U- oder E-Musik handele, konnte man indes nicht beantworten: "Präsentiert wird weder ernste noch unterhaltende Musik, sondern klassisches Volksgut", ließ Musiker und Mitorganisator Albrecht Hellmuth die Fränkischen Nachrichten im Gespräch wissen.
Seinen Zenit fand das musikalische Wochenende schließlich am Samstagabend in der Dreschhalle: Alle, die über die beiden Tage hinweg in jedweder Weise in die Ausgestaltung der Feierlichkeit involviert waren, gaben sich auf der Bühne die Ehre, um zum fröhlichen Tanz aufzuspielen - eine weitere Reminiszenz an die "guten alten Zeiten", wo man sich gern samstagabends zum Tanz traf.
Damit dieser Eindruck perfektioniert wurde, handelte es sich um alte Tänze; wer diesen nicht mächtig war, bekam gern eine Anleitung zugedacht. Überhaupt war die persönlich geprägte, fast freundschaftliche Stimmung ein klares Aushängeschild des Wochenendes: Diese äußerte sich beispielsweise darin, dass die Musiker sich immer die Zeit für ihre "Fans" nahmen, indem sie etwa bereitwillig auf Fragen zum Liedgut oder behufs der historischen Instrumente eingingen.
Wer es etwas ruhiger mochte, konnte sich dem "Kontrastprogramm" widmen: So standen auch am "Winneweh"-Wochenende sämtliche bekannten Häuser des Freilandmuseums zur Besichtigung frei. Schließlich verstand sich insbesondere der Sonntag als "Tag der Freilichtmuseen in Baden-Württemberg". Ein reicher Besucherstrom trug auch diesem Event an beiden Tagen Rechnung.
Genauso begeistert wie das Publikum war Albrecht Hellmuth, der sich gegenüber den FN so glücklich wie zufrieden über den Verlauf des Wochenendes zeigte: Er lobte zum Beispiel die "ohne Auflagen und Kompromisse genau nach den Wünschen der Gruppe 'Dudelquetsch' zu realisierende Festgestaltung". ad
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