Heimat- und Kulturverein - Liebevoll gestalteten Bildband „Kleindenkmäler in Dittwar“ herausgebracht / Detaillierte Dokumentation erstellt

Steinerne Zeitzeugen am Wegesrand

Von 
Harald Fingerhut
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Der Heimat- und Kulturverein hat unter dem Titel „Kleindenkmäler in Dittwar“ einen Bildband über die rund 30 Zeichen der Frömmigkeit der Bevölkerung in früheren Tagen herausgebracht.

Dittwar. Konrad Gajewski (Bilder) und Rainer Kramer (Texte) haben das kleine, aber feine Werk in mühevoller Kleinarbeit zusammengestellt. „Mit diesem Buch wollen wir die Kleindenkmäler in unserer Gemeinde in Wort und Bild festhalten und sie so der Nachwelt erhalten“, nennt der Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins, Kurt Hammrich, die Intention, die dem neuesten Werk des Vereins zugrunde liegt.

Der Verein habe vor drei, vier Jahren einige Bildstöcke restauriert. Dabei sei die Idee entstanden, die rund 30 Kleindenkmäler auf Gemarkung Dittwar in einem Büchlein zu dokumentieren, ihnen so ein ehrendes Andenken zu geben. „Wir wollen diese für die Region typischen steinernen Zeitzeugen für die kommenden Generationen bewahren“, ergänzt Konrad Gajewski.

„Luftschadstoffe und Salz setzten den Bildstöcken, Sühne-, Wetter und Feldkreuzen sowie Grenz- und Wegsteinen doch arg zu, manche Inschriften sind einfach schon jetzt nicht mehr lesbar. Andere werden schon in naher Zukunft nicht mehr zu entziffern sein.“ Gleichzeitig würden figürliche Steinmetzarbeiten verwittern und seien immer schwerer zu erkennen.

„Schon jetzt war es also schwierig alle Kleindenkmäler richtig zu beschreiben und ihre Inschriften zu lesen“, erklärte Gajewski im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten. Hilfreich sei hier eine Seminararbeit von Peter Lurz über die Bildstöcke Dittwars aus dem Wintersemester 1981/82 an der Würzburger Julius-Maximilians Universität gewesen.

Damals habe man noch mehr Inschriften entziffern können. „Gut, dass wir darauf zurückgreifen konnten“, meinte der pensionierte Lehrer. Als Glücksfall bezeichneten Konrad Gajewski und Kurt Hammrich die Mitwirkung von Rainer Kramer. Der selbstständige Schreinermeister sei nicht nur Kunsthandwerker, sondern habe sich immer intensiv mit Kunstgeschichte beschäftigt.

So ordnen seine Texte die Bildstöcke in den heimatgeschichtlichen Zusammenhang ein und warten mit vielen Hintergrundinformationen auf. Der Leser erfährt vieles über das dörfliche und religiöse Leben in Dittwar im Mittelalter und der frühen Neuzeit. Das Blättern in „Kleindenkmäler in Dittwar“ ist so auch ein Gang durch das kulturelle Leben der Gemeinde am Muckbach in früheren Zeiten. Auch so mancher frühere Einwohner und die eine oder andere besondere Persönlichkeit wird erwähnt.

Lange Tradition

„Die Bedeutung der Religion im alltäglichen Leben ist für den heutigen Menschen kaum noch nachzuvollziehen“, schreibt Rainer Kramer in seinem Vorwort. Früher sei es üblich gewesen, an am Wege stehenden Kreuzen und Bildstöcken zu beten. Prozessionen im Frühjahr zu den Feld- und Wetterkreuzen zum Erbitten einer guten Ernte habe es in jedem Ort gegeben. Tägliche Andachten seien nicht außergewöhnlich gewesen.

Das badische Frankenland wird bisweilen auch als „Madonnenländchen“ bezeichnet. Es hat als Besonderheit eine Vielzahl von Bildstöcken und Kreuzen in Dörfern und Fluren, an Kreuzungen und Gräben. Die Bildstöcke stehen in der Tradition zu den mittelalterlichen Kreuzsteinen.

Letztere sind quaderförmige Steine mit einem als erhaben oder vertieft gemeißelten Relief in Kreuzform. Ihre Aufstellung wurde teilweise von der Gerichtsbarkeit als Zeichen der Sühne angeordnet. Es konnte aber auch der Fall sein, dass sie als Erinnerung von Angehörigen eines zu Tode gekommenen Menschen, wenn dieser ohne die Sterbesakramente empfangen zu haben durch einen Unfall oder eine Gewalttat gestorben war, aufgestellt wurden.

Steinkreuze unterscheidet man in Sühne-, Gedenk- sowie Wege- und Wetterkreuze. Gedenkkreuze wurden je nach Religion oft als Franzosen- oder Schwedenkreuze bezeichnet. Meist sind sie wohl eher Pestkreuze oder Grabstätten für Heiden, die nicht auf dem Friedhof beerdigt werden durften.

Bildstöcke sind Ausdruck der Frömmigkeit. Oft wurden sie nach Krankheit, Unfall oder schwerem Unwetter gestiftet. Bisweilen sind sie aber auch im Gedenken an Personen, die sich um das Gemeinwohl verdient gemacht hatten, errichtet worden. Oftmals sollen sie aber auch nur die Frömmigkeit des Stifters bezeugen.

Redaktion Stellvertretender Deskchef

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