Tauberbischofsheim. Die Kostensteigerung ist enorm. Das will der Vorsitzende des Zweckverbandes Wasserversorgung "Mittlere Tauber"(WVMT), Wolfgang Vockel, im Pressegespräch am gestrigen Dienstag im Tauberbischofsheim gar nicht wegdiskutieren. Immerhin belaufen sich die Investitionskosten für den Zweckverband auf rund 59 Millionen Euro. Baurconsult hatte in seiner Studie von einer Investitionssumme von 42 Millionen Euro gesprochen. Auf dieser Basis hatten die Verbandsmitglieder den Aufbau einer eigenen Wasserversorgung dem Beitritt zum Zweckverband Wasserversorgung Nordostwürttemberg (NOW) vorgezogen.
Schon damals war den Mitgliedern bewusst, dass dieser Alleingang teurer wird als der Anschluss an den großen NOW. "Wir gingen damals von Mehrkosten bei der Abgabe des Wassers an die Verbandsmitglieder von rund 40 Cent aus", erläutert Verbandsrechnerin Sabine Baumeister. "Nun gehen wir im besten Fall von 90 Cent, im schlimmsten von 1,26 Euro aus." Was der Bürger letztendlich bezahlen muss, hängt jedoch auch von den zusätzlichen Maßnahmen der einzelnen Kommunen ab.
Ursprünglich 42 Millionen jetzt 59 Millionen, eine Kostenexplosion, die für Otto Normalverbraucher nicht so leicht nachvollziehbar ist. "Wir haben einen ganzen Strauß von Argumenten für die Kostensteigerung", versucht Wolfgang Vockel zu erklären. Und er wird auch nicht müde, das Büro Baurconsult in Schutz zu nehmen: "Es war eine Studie, keine detaillierte Kostenermittlung, beides ist nicht miteinander vergleichbar." Zum damaligen Zeitpunkt, als die Verbandsgründung noch nicht klar war, wäre eine detaillierte Planung viel zu teuer gewesen, hätte sich auf mehrere 100 000 Euro belaufen. "Wir haben nun mehr Maßnahmen aufgenommen, die natürlich auch mehr Geld kosten", ergänzt Erich Amrehn.
Und genau da setzte die Kritik bei manchen Verbandsmitgliedern an und fokussierte sich auf den Leitungsbau vom neuen Wasserwerk nach Dittwar (1,062 Millionen Euro) und nach Königshofen (1,534 Millionen Euro): Dies seien keine Aufgaben des Zweckverbandes, sondern Eigenmaßnahmen der Kommunen.
Diesem Vorwurf widersprechen Vockel und Amrehn vehement. "Wir kappen die direkte Wasserversorgung des Ortsteils vom eigenen Hochbehälter und führen das Rohwasser zur Aufbereitung ins Wasserwerk, also müssen wir auch eine Reinwasserleitung zurück nach Dittwar führen, damit die Bürger dort die gleiche Wasserqualität wie alle anderen erhalten", erklärte der Verbandsvorsitzende. Der Dittwarer Brunnen sei mit der ergiebigste und für den Zweckverband unverzichtbar. Gleiches gelte für die kritisierte Leitung nach Königshofen. "In Werbach machen wir das Gleiche in Richtung Gamburg und niemand nimmt daran Anstoß", wundert sich Wolfgang Vockel. Als weitere Mehrkosten führten Amrehn und Vockel die Sanierung der 22 Brunnen und vier Quellfassungen (1,434 Millionen Euro) sowie den Einbau von 22 Schächten (1,815 Millionen Euro) an. Erstere seien nicht Gegenstand der Studie von Baurconsult gewesen, so dass die Kosten nicht ermittelt worden sind. Den Einbau von Schächten hingegen habe Baurconsult als nicht nötig erachtet. Die nun mit der konkreten Planung betraute Ingenieurgemeinschaft ARZ aus Würzburg, SRP aus Kronach und GAUFF aus Nürnberg hingegen halten die Schächte für zwingend notwendig.
Zu denken gibt jedoch, dass Baurconsult die Kosten für Querungen von Bundes-, Land- und Kreisstraßen sowie Bahndämmen zu niedrig kalkuliert hatte. Hier käme nur die Durchpressung in Frage, was natürlich mehr kostet als eine offene Bauweise. Auch war das Büro der Meinung, dass Baustraßen nicht notwendig seien. Sind sie aber doch und kosten 403 000 Euro.
Bereits bekannt war, dass Baurconsult die Einheitspreise bei den Rohrleitungen zu niedrig angesetzt hatte. "Bei einem Leitungsbau von 95 Kilometern und 55 Kilometer Rohrgrabenbau schlägt da selbst eine kleine Summe pro Meter kräftig negativ zu Buche", erläutert Amrehn. Exakt macht dies Mehrkosten von 1,049 Millionen Euro aus.
Unterm Strich ergeben sich Mehrkosten von rund 17 Millionen Euro. Die Kosten für das Wasserwerk belaufen sich auf 13,260 Millionen Euro. "Hier ist die Ausschreibung erfolgt und wir liegen unter dem Kostenrahmen", meinte der Verbandsvorsitzende. Die Investitionssumme für den Roh- und Reinwasserverbund wird für den Verband auf rund 30 Millionen Euro beziffert, die Eigenmaßnahmen der Mitglieder für den Reinwasserverbund auf 15,727 Millionen Euro. Hinzu kommt eine Anpassung der Betriebskosten von 1,7 Millionen Euro auf 2,7 Millionen Euro, die ebenfalls auf die Wassergebühr umgelegt werden.
"Die gute Qualität des Wassers in den Haushalten bewirkt eine Einsparung von bis zu 50 Cent pro Kubikmeter", hatte der Verbandsvorsitzende ein kleines Trostpflaster.
Die weiteren Schritte zur Realisierung der Maßnahmen des Zweckverbandes
- Nachdem alle Kosten für die zukünftige Wasserversorgung Mittlere Tauber und die Ursachen für die deutliche Erhöhung den Gemeinderatsmitgliedern vorgestellt wurden, müssen jetzt alle Gemeinderäte darüber abstimmen, ob sie diesen Weg weiter mitgehen wollen und entsprechend ihre Vertreter im Zweckverband beauftragen.
- Nachfolgend die Termine, wann die einzelnen Gemeinderäte öffentlich diesen Punkt auf ihrer Tagesordnung haben:
- Großrinderfeld, Mittwoch, 18. November, um 19 Uhr im Bürger- und Vereinsheim Ilmspan,
- Tauberbischofsheim, Donnerstag, 19. November, um 17 Uhr im Technologie- und Gründerzentrum,
- Lauda-Königshofen, Montag, 23. November, um 18 Uhr im Rathaus Lauda
- Werbach, Dienstag, 24. November, um 19 Uhr im Rathaus Werbach,
- Wittighausen, Dienstag, 24. November, um 19 Uhr im Rathaus Unterwittighausen
- Grünsfeld, Dienstag 24. November, 19 Uhr im Rieneck-Saal Grünsfeld.
- Die nächste Verbandsversammlung des Zweckverbandes Wasserversorgung "Mittlere Tauber" findet am 26. November statt. hhei
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