Baumpflanzaktion - Der Anfang wurde in Dittwar gemacht / "Wo Bäume gefällt werden, werden auch wieder neue gepflanzt"

Die neue Linde erfreut die Herzen

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Im Januar musste die 150 Jahre alte Linde in Dittwar nahe dem Friedhof gefällt werden. Nun pflanzten unter musikalischer Begleitung von Bernd Honikel die Verantwortlichen eine neue Linde.

© Heike Heise

Dittwar. Am Brunnen vor dem Tore . . . Zugegeben, in Dittwar stand der alte Lindenbaum weder vor dem Tor noch am Brunnen. Aber seit ewig langer Zeit war der Lindenbaum der Treffpunkt schlechthin. Und vielleicht träumte in seinem Schatten so manch Dittwarer einer einen süßen Traum - gerade so, wie es Wilhelm Müller in seinem Gedicht "Der Lindenbaum" 1823 beschrieb, das 1827 von Franz Schubert unter dem Titel "Winterreise" vertont wurde.

"Im Winter sind wir mit dem Schlitten hier immer runter", erzählt Ortsvorsteher Carsten Lotter und zeigt dabei auf den inzwischen asphaltieren Weg. Stand ein Umzug in Dittwar an, traf man sich wo? Natürlich an der alten Linde. Der Baum war Treffpunkt, Schattenspender, grüne Lunge und nicht zuletzt ein Symbol und Naturdenkmal.

Im Januar diesen Jahres allerdings musste die 1865 gepflanzte Linde aus verkehrstechnischen Gründen gefällt werden. Das Naturdenkmal versperrte nicht nur die Zufahrt zur Kapelle und zum Fußballplatz.

Beim Fällen des Baumes erwies sich, dass die Linde unter den Zivilisationserscheinungen stark gelitten hatte. "Diese Entscheidung fiel uns nicht leicht. Solch alte Bäume, wie diese 150 Jahre alte Linde zu fällen, machen wir nicht gern. Denn die Bäume sind nicht nur eine optische Bereicherung, sondern sorgen auch für ein gesundes Klima im gesamten Stadtgebiet", sagte Bürgermeister Wolfgang Vockel. Er erinnerte an die Kriegswirren zu Zeiten der Pflanzung der Linde.

Nun wurde unter Mithilfe von Bürgermeister, Ortsvorsteher, dem Vorstand des Heimat- und Kulturvereins Konrad Gajewski, dem Leiter des Bauhofs Mark Stephan, Jens Pflüger vom Tiefbauamt und Musiker Bernd Honikel aus Dittwar eine neue Linde gepflanzt.

"Als die Linde gefällt wurde, blutete mir das Herz. Aber sie war nicht haltbar. Jetzt bin ich froh, dass eine neue Linde hier stehen wird", freute sich Lotter. "Diese Aktion ist Aufhänger für die Pflanzaktion in der gesamten Gemeinde. Wir wollen damit auch zeigen, dass wir den Baumbestand nicht reduzieren. Dort wo Bäume gefällt werden, werden auch wieder neue gepflanzt", so Vockel über die "Bäume-Bilanz". Während Vockel, Lotter und Co den Spaten schwangen, griff Bernd Honikel zum Akkordeon.

"Mit dem Schlitten die Stach noa gritten, auf dem Weg zum Bäcklisberg. Die Kurv verrissen, uns hot´s gschmissen, die Jack verrissen - am Linneboam", sang er.

Den Text hat er selbst gedichtet auf die Melodie "Zabadak" von der Saragossa-Band. Als die zehn Jahre alte Linde fest im Boden stand, kehrte plötzlich Stille ein.

Alle Helfer erfreuten sich an diesem Anblick. Und in diese Stille hinein zitierte Honikel mit sonorer Stimme: "Der Linneboam - manchmal begegnet er mir noch im Traum. Und vergesst nicht - fahrt ihr rückwärts an den Linneboam, verkleinert ihr den Kofferraum." Hhei

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