Tauberbischofsheim. Im Beisein von Umweltminister Franz Untersteller erfolgte gestern der Spatenstich für das Wasserwerk des Zweckverbands Wasserversorgung Mittlere Tauber.
"Ich bin heute sehr gerne für den Spatenstich in den Main-Tauber-Kreis gekommen, schließlich handelt es sich um ein bedeutendes infrastrukturelles Projekt", hob Umweltminister Franz Untersteller (Bündnis 90/Die Grünen) die Wichtigkeit des Zweckverbands hervor. "Es ist eine richtige und gute Entscheidung, die sie hier getroffen haben."
Große Kraftanstrengung
Mit dem neuen Wasserwerk bekomme die Wasserversorgung an der Mittleren Tauber eine zukunftsfähige Struktur und die Menschen ein hygienisch sehr hochwertiges, weiches Trinkwasser, ist Untersteller überzeugt. "Wir investieren damit in die Qualität unseres wichtigsten Lebensmittels." Das "Wir" erläuterte Untersteller gleich im Anschluss, indem er feststellte, dass das Land die 13,26 Millionen Euro teure Baumaßnahme mit sechs Millionen Euro bezuschusst.
"Die richtige Form gefunden"
Gute Wasserqualität sei für die Bürger eine Selbstverständlichkeit und man macht sich in der Regel nicht viele Gedanken darüber. "Dabei war es ein langer Weg bis dahin, und es bedarf einiger Kraftanstrengungen, diesen Standard zu halten", führte der Stuttgarter Minister weiter aus. Es sei der Schritt in die richtige Richtung, die Ressourcen vor Ort eigenverantwortlich und somit nachhaltig zu nutzen.
"Die Bereitstellung von gutem Trinkwasser ist ein Teil der Daseinsvorsorge und somit der Kommunen", meinte Untersteller weiter. "Wasser ist keine Handelsware. Der Zweckverband ist deshalb die richtige Form, um anstehende Probleme gemeinsam zu lösen und um zukunftsfähige Strukturen zu schaffen", sagte Untersteller. "Nur so kann eine hohe Wasserqualität bei gleichzeitiger Versorgungssicherheit erreicht werden."
"Das ist der erste Schritt auf einem langen Weg", meinte Tauberbischofsheims Bürgermeister und Verbandsvorsitzender Wolfgang Vockel mit Blick auf das sportliche Maßnahmepaket des Zweckverbands in den nächsten Jahren. "Es handelt sich immerhin um das größte Infrastruktur-Projekt des Main-Tauber-Kreises, und es ist toll, dass wir es als interkommunale Aufgabe gemeinsam angehen."
Es seien Investitionen, die sich nach Meinung des Tauberbischofsheimer Stadtoberhaupts, lohnen. "Was wir hier machen, ist ökologisch und ökonomisch sinnvoll, weil wir sicherstellen, dass es dauerhaft qualitativ hochwertiges Wasser für die beteiligten Kommunen geben wird." Zudem könne durch den Zweckverband Wasserversorgung Mittlere Tauber die Ressource Wasser eigenverantwortlich und nachhaltig genutzt werden.
Umfangreiche Abwägung
Angesichts der Bedeutung des Zweckverbands für die Mitglieder und die Bürger sei die lange, schwierige und diskussionsreiche Vorgeschichte verständlich. Vockel: "Keine Ressource beschäftigt die Menschen so sehr wie Trinkwasser." Deshalb sei er froh, dass am Ende, nach dem Vergleich mehrerer Varianten, dieser Weg eingeschlagen worden sei, die Kommunen den Schulterschluss vollzogen hätten.
Gleichzeitig machte Wolfgang Vockel deutlich, dass die Umsetzung des Investitionsprogramms ohne die Unterstützung des Landes nicht möglich wäre. Deshalb hoffe er auch weiterhin auf eine wohlwollende Bearbeitung der Förderanträge in Stuttgart: "Ich bin mir im Klaren, dass die beantragten 26 Millionen Euro den üblichen Förderrahmen weit übersteigen, aber die Notwendigkeit und Zukunftsfähigkeit des Projekts rechtfertigt das."
"Es ist eine Jahrhundertinvestition und ein wichtiger Schritt für den Main-Tauber-Kreis", meinte Landtagsabgeordneter Dr. Wolfgang Reinhart. "Immerhin wird durch den Zweckverband die Trinkwasserversorgung für ein Drittel der Kommunen des Landkreises und somit für 40 000 Menschen dauerhaft sichergestellt." Der Zuschuss des Landes sei deswegen gut angelegt.
Akt der Solidarität
Auch freue er sich, dass die Trinkwasserversorgung als interkommunale Aufgabe gesehen wird. Reinhart: "Wasser, Abwasser und Hochwasserschutz können nur gemeinsam geschultert werden und erfordern die Solidarität der Kommunen."
Andreas Baur, Geschäftsführer von BaurConsult, ging kurz auf die wichtigsten Daten des Wasserwerks ein (siehe Infobox), während der Geschäftsführer des Zweckverbands, Erich Amrehn, den Roh- und Reinwasserverbund erläuterte.
Die Fertigstellung des zentralen Wasserwerks soll bis Mitte 2017 erfolgen. Das komplette Maßnahmepaket einschließlich der Projekte im Roh- und Reinwasserverbund (Verband, 29,2 Millionen Euro) sowie im Reinwasserverbund (Eigenmaßnahmen, 15 Millionen Euro) soll bis 2019 abgearbeitet werden.
Fakten zum Wasserwerk
- Im Anschluss an den Spatenstich erläuterte Andreas Baur, Geschäftsführer der BaurConsult, die wichtigsten Daten und Fakten zum zentralen Wasserwerk in Dittigheim.
- Die Kosten belaufen sich auf 13,26 Millionen Euro. Davon sind 10,74 Millionen Euro förderfähig. Der Zuschuss des Landes beläuft sich auf 6,23 Millionen Euro.
- Das Wasser wird in Dittigheim von 28 Grad deutscher Härte auf 13 Grad deutscher Härte enthärtet.
- Der Bodenaushub beträgt rund 12 000 Kubikmeter. Es werden rund 1800 Kubikmeter Beton, 300 Tonnen Stahl verbaut sowie etwa 900 Meter Leitungen DIN 100 - 500 verlegt.
- Der Standort ist zentral im Versorgungsgebiet. Durch geringe Förderhöhen für Spülwasser kommt es zu Energieeinsparungen. Dies war ein Grund für die Wahl des Standorts.
- Das Wasserwerk ist für die Versorgung von rund 40 000 Einwohnern ausgelegt. Dafür werden im Jahr rund 2,3 Millionen Kubikmeter benötigt. Dies sind umgerechnet 6300 bis 11 300 Kubikmeter am Tag. Das Wasserwerk muss demnach pro Sekunde 145 Liter Reinwasser bereitstellen. Der Rohwasserbedarf beträgt bis 176 Liter die Sekunde. Das wasserrechtlich gesicherte Rohwasserdargebot liegt bei 227 Liter pro Sekunde, so dass eine Sicherheitsreserve von 51 Liter pro Sekunde (29 Prozent) vorhanden ist.
- Das Gebäude wird als Stahlbetonbauwerk errichtet, erhält eine Gabionenfassade, einen Gründachaufbau mit vier Dachgauben sowie einen Mitarbeiterbereich bestehend aus Büro, Aufenthaltsraum, Duschen und WC.
- Das Wasserwerk wird eine Länge von 51 Metern aufweisen, eine Breite von 24 Metern und eine Höhe von 12,5 Metern, davon rund sieben Meter über dem Erdboden.
- Die Reinwasserförderung erfolgt über vier Pumpstaffeln und eine Fallleitung.
- Als Nebenbauwerke entstehen: Absetzbecken, Trafostation zwei Mal 1000 kVA, eine Unterstellhalle Notstromaggregat 800 kVA sowie ein pneumatisches Abwasserpumpwerk.
- Die endgültige Planung mit optimaler Einbindung in die Landschaft erfolgt im Juni 2014. hut
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