Heimatverein Impfingen - Die rührigen Mitglieder haben ein kleines, aber feines Dorfmuseum aufgebaut / Momentan entsteht im Keller ein Weinmuseum

Altes kommt wieder zu neuen Ehren

Von 
Sabine Holroyd
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Impfingen. "Ich kann mich noch erinnern, wie der ehemalige Rektor Robert Haberkorn hier gespielt hat". Ein bisschen wehmütig schaut Gottfried Wühr auf das alte Harmonium. Es steht im "Klassenzimmer" im kleinen Dorfmuseum in Impfingen, das in der ehemaligen Lehrerwohnung in der alten Schule eine Bleibe gefunden hat. Der Heimatverein, dessen Vorsitzender er ist, kümmert sich seit vielen Jahren liebevoll um den Erhalt und die Restaurierung alter Gegenstände und Kulturdenkmale.

An den alten Schulbänken im "Klassenzimmer" hängen Tornister. Eine Puppe steht als Lehrerin an der Tafel. Man sieht sie förmlich vor sich, die kleinen Jungen und Mädchen, wie sie in den Bänken saßen und sorgfältig mit der Feder in ihre Hefte schrieben.

Waffeleisen und Engel

Ähnlich ergeht es dem Besucher in der Küche. Wer an diesem Herd wohl einst gekocht hat? Mit welchen Gedanken, Sorgen? Auf dem Herd steht ein altes Waffeleisen. Auf seinem Deckel steht eingraviert: "Spar-Rezept. Ein ¼ kg Mehl, zwei Eier, Milch, Salz, Butter, Backpulver, 6 - 8 Kartoffeln." Und wer mag früher die Engelsfiguren angefleht haben, die nun im "sakralen Raum" eine Bleibe gefunden haben?

Der Pelikan auf dem Tisch, er "wachte" über der Kanzel, erzählt Gottfried Wühr. "Bei der Kirchenrenovierung hat der frühere Mesner Josef Reuther all diese Dinge unter der Kirchturmtreppe versteckt, damit sie nicht weggeworfen wurden", berichtet er schmunzelnd.

Altes Schreinerwerkzeug

Im Eingangsbereich des Museums steht unter anderem eine hölzerne "Waschmaschine" aus dem 19. Jahrhundert. In einer Truhe befindet sich altes Schreinerwerkzeug von Lorenz Banzer. Wühr, selbst gelernter Schreiner, holt einen Hobel heraus, nimmt ihn in die Hand und streicht liebevoll über das Holz. An der Wand im Flur hängt ein altes Gemälde von Impfingen, das der frühere Schulleiter Georg Manuwald einst von seinen Schülern bekommen hat.

Zu fast jedem Gegenstand weiß der waschechte Impfinger eine Geschichte zu erzählen. In der Ecke steht eine Puppe, die einen Schäfer darstellt. Der Mantel, der Hut - "das alles gehörte einem echten Schäfer", weiß Wühr. Der Heimatverein, der seit 16 Jahren besteht, kümmert sich aber nicht nur um alte Gebrauchsgegenstände oder gerettete Kirchenkunst, sondern auch um den Erhalt der Impfinger Bildstöcke. Der Verein ging einst aus der Bürgerinitiative für die Bildstockrenovierung, die vor 20 Jahren gegründet worden war, hervor. So ist auch die Restaurierung des ältesten Bildstocks bei der Kreuzigungsgruppe und des Jakobusbrunnens am "Ploo" der Bürgerinitiative beziehungsweise dem Heimatverein, dem zirka 70 Mitglieder angehören, zu verdanken. "Alles wurde mit Spendenmitteln renoviert", sagt Wühr, der schon seit seiner Kindheit mit Vereinsarbeit vertraut ist. Er war auch Mitbegründer der Impfinger DLRG, 20 Jahre ihr Vorsitzender und stellvertretender Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr. Außerdem führte er den Tauberbischofsheimer Stadtteil lange Jahre als Ortsvorsteher.

Besondere Erinnerungen

Mit den schmiedeeisernen "sieben fetten und sieben mageren Kühen" bei der Kreuzigungsgruppe verknüpft der 69-Jährige ganz besondere Erinnerungen. "Ich habe die Figuren damals vom Farrenstall ins Rathaus hoch getragen und dort eingelagert."

Im Versammlungsraum, wo sich der Verein trifft, hängen alte Bilder - aus dem Krieg, Ortsansichten, aber auch Klassenfotos. Und im Keller des alten Schulhauses entsteht mit einem kleinen Weinmuseum ein weiteres Schmuckstück. "In diesem Raum stecken schon über 200 Arbeitsstunden", sagt Gottfried Wühr. Momentan werden unter anderem in mühevoller Kleinarbeit die Mauerfugen ausgekratzt und neu aufgefüllt. Wo heute ein Öltank steht, war früher das "Gefängnis". "Als Kinder haben wir immer durchs Fenster reingeschaut, ob ein böser Bube drinsitzt", lacht Wühr.

Warum macht er sich zusammen mit seinen rührigen Vereinskollegen, für deren unermüdliche Unterstützung und Mitarbeit er sehr dankbar ist, eigentlich diese ganze Mühe? "Unsere Kinder, Enkel und Urenkel sollen doch sehen können, wie sich Impfingen entwickelt hat", antwortet Wühr.

Für Spenden dankbar

Der Heimatverein freut sich über kleinere Weinbaugeräte, alte Weingläser und Karaffen, die später im Weinmuseum ausgestellt werden könnten. Dankbar ist man auch für alte Bilder von Impfingen und kleinere historische Gegenstände. Der Verein trifft sich jeden ersten Donnerstag im Monat ab 18.30 Uhr zum Stammtisch. Dazu sind auch Nichtmitglieder willkommen.

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