Mobbing beginnt oft harmlos. Aus einem Streit wird dann eine Hetzkampagne mit dramatischen Folgen. Damit es nicht so weit kommt, veranstaltete das Grünewald-Gymnasium eine Aktionswoche.
Tauberbischofsheim. Das Motto lautete: "Mobbingfreie Schule - Gemeinsam Klasse sein". Zusammen mit ihren Lehrern stellten alle Sechstklässler sich der Frage, wie sie ihre Klassengemeinschaft stärken, Konflikte friedlich lösen und ein vertrauensvolles Miteinander schaffen können. In praktischen Übungen, Diskussionsrunden und Rollenspielen wurde im Laufe der Woche immer wieder deutlich, dass ein achtsamer und wertschätzender Umgang miteinander die Grundlage ist für eine Klassen- und Schulgemeinschaft, in der Mobbing keinen Platz hat. Die Schüler lernten, Konflikte gewaltfrei zu klären und fanden Wege, sich vor Mobbing zu schützen.
"Wir wissen, dass diese Woche kein Garantieschein sein kann für eine konfliktfreie Schule, aber wir sind überzeugt, dass wir durch die Sensibilisierung bei Schülern und Eltern einen wichtigen Schritt in Richtung mobbingfreie Schule gehen können", fasste Tobias Endres die Erfahrungen aus der Anti-Mobbing-Woche zusammen.
Praktische Übungen
Er hat die Woche als Teil eines integrierten Präventionskonzepts am MGG konzipiert und gemeinsam mit den Kollegen des Präventionsteams vorhandenes Material überarbeitet, ergänzt und optimiert.
Neben der theoretischen Auseinandersetzung mit dem Thema standen zahlreiche praktische Übungen auf dem etwas anderen Stundenplan. In Diskussionsrunden und Rollenspielen begegneten Schüler einander. Das Sozialgefüge der Klasse mit all seinen schwelenden oder auch offenen Konflikten und Spannungen kam dabei zur Sprache. In Rollenspielen durchlebten die Schüler unterschiedliche Wege der Konfliktlösung und erprobten sie an eigenen Streit-Beispielen.
So erlebten die Schüler im Laufe der Woche, dass sich kleine Streitigkeiten und Konflikte etwa durch überlegte Ich-Botschaften konstruktiv bearbeiten und entschärfen lassen und damit eine Eskalation verhindert werden kann. Gelingt diese konstruktive Konfliktlösung im Klassenverband nicht mehr, so ist es wichtig, dass die betroffenen Schüler sich rechtzeitig kompetente und professionelle Hilfe holen und die entsprechenden Anlaufstellen kennen.
Gemeinsam mit Diplom-Pädagogin Claudia John, der Sozialarbeiterin am Matthias-Grünewald-Gymnasium, thematisierten die Schüler die unterschiedlichen Hilfs- und Beratungsangebote an der Schule, aber auch außerschulische Möglichkeiten, wie etwa die "Nummer gegen Kummer". Durch die modernen Medien und die sozialen Netzwerke im Internet ist mit dem Phänomen "Cybermobbing" in den vergangenen Jahren ein Thema entstanden, das eine intensive Aufklärung bei Schüler und Eltern erfordert, da gerade im Internet eine Kontrolle kaum möglich ist. Aktuelle Studien zeigen, dass jeder dritte Jugendliche schon einmal mittels Internet oder Handy gezielt beleidigt wurde. Im Rahmen der Aktionswoche setzten die Schüler sich auch mit diesem Thema intensiv auseinander, reflektierten ihren eigenen Umgang mit den Medien.
Peter Kreis von der Präventionsstelle der Polizei Tauberbischofsheim war auch mit dabei. Er ist als Ermittlungsbeamter mit Schwerpunkt Cybercrime tätig und referierte über die Gefahren sozialer Netzwerke und Cybermobbing. Die juristischen Konsequenzen von Cybermobbing kamen hierbei ebenso zur Sprache wie Fragen nach Datenschutz und Urheberrecht. Die Schüler erhielten wertvolle und Hinweise zum sicheren Surfen im Netz.
Höhepunkt und Abschluss der "Anti-Mobbing-Woche" war ein gemeinsamer Nachmittag mit den Eltern. Nach einer intensiven und erlebnisreichen Woche präsentierten die Schüler ihre Ergebnisse. Die Eltern hatten die Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen. In Quizrunden, Gruppenspielen und kleinen Rollenspielen konnten die Eltern selbst aktiv werden und nachvollziehen, wie ihre Kinder in dieser Woche gearbeitet hatten.
Äußerst positiv bewerteten die Schüler die Projektwoche. Besonders gut kam die kreative Herangehensweise an. Hannes freute sich, dass er Theater spielen und Plakate gestalten durfte. Das Thema Cybermobbing hat alle Schüler beschäftigt. "Es ist sehr traurig, wenn Menschen sich deswegen umbringen", meinte Alina. Sie könne sich jetzt viel besser in ein Mobbingopfer hineinversetzen.
Im Lehrplan verankern
"Mobbingopfern muss geholfen werden", betonte Paula. Die Anti-Mobbing-Woche - darin waren sich alle einig - hat wertvolle Hinweise gegeben, wie man sich in solchen Situationen verhalten soll.
Die Reaktionen fand MGG-Schulleiterin Martina Schlegl bemerkenswert. Sie zeigen ihrer Meinung nach, wie wichtig es ist, die Projektwoche als festen Bestandteil im Lehrplan zu verankern.
Das ernste Anliegen sah sie als Auftrag: "Wenn Schule, Eltern und Schüler an einem Strang ziehen, ist eine mobbingfreie Schule keine Utopie." mgg
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