Kneipp-Therapie fördert Lebensordnung - Neue Anlage in Stuppach vorgestellt / Auch neuer Brunnen für Armbäder / Vortragsabend

Auf eine Tasse Tee zu Pfarrer Kneipp

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Zweiter Brunnen im Ort: für Arm- und Fußbäder gibt es diesen Brunnentrog zusätzlich in der Ortsmitte von Stuppach, den die Bürger sozusagen im Vorübergehen nutzen können.

© Ludwig Hammer

Stuppach. "Das Armbad" ist eine Tasse Tee von Kneipp" oder "Der Gesichtspause ist kostenlose Kosmetik" - solche Texte wurden beim Informationsabend des Frauenbundes Stuppach eingestreut, als die Vorsitzende des Kneippvereins Bad Mergentheim, Dr. Karin Müller-Freiberg, am Mittwochabend bei der Vorstellung der neuen Kneippanlage eine Einführung gab.

Die Frauenbund-Vorsitzende Anita Sturm war überrascht von dem sehr guten Besuch, zu dem auch die Ortsvorsteherin Birgit Teufel eingeladen hatte. Ausgangspunkt für die neue Anlage war ein alter Brunnen aus dem Jahre 1632 neben der B 19.

Im Zuge der Ortsdurchfahrt in Richtung Rengershausen, die in den letzten Jahren zum Vorteil des Ortes beispielhaft ausgebaut wurde, rückte auch der alte Brunnen ins Blickfeld. Im Einvernehmen mit der Stadtverwaltung entstand die Idee, einen Kneipp-Brunnen zu etablieren. Die Bürger waren natürlich angetan und es gab eine weitere Anregung: in der Ortsmitte neben der Straße auch noch einen neuen Brunnentrog für Armbäder aufzustellen, der das Ortsbild bereichert.

Von einer beiderseitigen Blumenrabatte eingerahmt und mit einem Sicherheitsgeländer umgeben, führt eine Treppe etwa zwei Meter in den Brunnenschacht hinab, dessen Zulauf durch ein Eisentor gesichert ist. Und nach der offiziellen "Freigabe" durch die Kneipp-Vereinsvorsitzende Dr. Karin Müller-Freiberg und ihren Vorgänger Elmar Mütsch - er hatte Ende der 70er Jahre den Verein mit heute 50 Mitgliedern gegründet - nutzten die Frauen und auch drei Männer die Gelegenheit zu einem ersten Einstieg. Dass Wasser ist zehn Grad warm bzw. kalt und ist deshalb schon gewöhnungsbedürftig.

Die Begeisterung war natürlich groß nach den ersten "Schrecksekunden". Was es mit Wassertreten alles auf sich hat, das hatten die Teilnehmer beim vorausgegangenen Vortrag im Gemeindesaal bereits erfahren. Anita Sturm stellte dort die Referentin und die neugestaltete Quellfassung vor in der Erwartung, dass die Anlage von den Bürgern zu ihrem gesundheitlichen Vorteil rege genutzt wird.

Dr. Karin Müller-Freiberg stellte auf der Leinwand zum Mitlesen Leben und Wirken von Pfarrer Sebastian Kneipp in Wörishofen vor (er lebte von 1821 bis 1897) und schilderte die von ihm entwickelten ganzheitlichen Gesundheitskonzepte mit darauf aufgebauten drei Stiftungen.

Im Vordergrund standen dabei die fünf Säulen der Kneipp'schen Gesundheitslehre, nämlich Wasser, Bewegung, Heilkräuter, Ernährung und Lebensordnung. Heute wäre die Hydro- und Balneologietherapie ein hoch entwickeltes Wasserheilverfahren, wie die Referentin darlegte. Dabei ging sie auf Bäder und Wassertreten ebenso ein wie auf Güsse für alle Körperteile, Bewegungstherapien ("alles was gut tut"), Ernährung und Lebensordnung. Das Wasseranwendungen die Abwehrkräfte stärken und fördern, kam dabei ebenso zur Sprache wie die sportlichen Aktivitäten mit ihren Wirkungen für den Kreislauf. Breiten Raum nahmen die Heilkräuter ein, deren Vielfalt die Referentin deutlich machte wie ihre Verwendung für Tee und Säfte, Salben und Tinkturen.

In ihren mit großem Interesse aufgenommen Ausführungen meinte Dr. Müller-Freiberg, dass sich Pfarrer Kneipp auf die lange Tradition der Klostergärten gestützt habe. Heute stehe besonders die Ernährung mit regionaler und saisonaler pflanzlicher Kost im Vordergrund.

Letzten Endes gehe es vor allem auch für ältere Menschen um "Kneipp für den Hausgebrauch", meinte die Ärztin, die nach eigenem Bekunden gerne ihr Wissen weitergibt.

Zur Lebensordnung verwies sie auf psychosomatische und ökologisch-soziologische Komponenten, auf die notwendige Balance zwischen Arbeit und Ruhe, auf soziale Kontakte, gutes Arbeitsumfeld, Familie und Freunde und auch auf Beten und Danken. Abschließend kam "Kneippen für den Hausgebrauch" ausführlich zur Sprache, als es um Entspannung durch Autogenes Training, östliche Techniken aus Asien, um Barfuß- und Schneegehen, Tautreten und Wassertreten, Licht- und Luftbäder und um kalte Ganzwaschung ging. Fazit der Frauenbund-Vorsitzenden Anita Sturm: "Die Aussagen waren hochinteressant und ich hoffe, dass für jede Zuhörerin etwas hängenbleibt". Zum Ausklang trafen sich die Frauen nach dem zwischengeschobenen öffentlichen Kneippgang nochmals zur Aussprache im Gemeindesaal. mm

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