Bahnhofsneubauten vor 150 Jahren (Teil 3) - Morgens waren die Bahnsteige im Bahnhof Königshofen häufig überfüllt / Ende der 1980er Jahre verkauft

Einer der bedeutendsten Bahnhöfe

Von 
Uwe Büttner
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Mit einem Rückblick auf die Geschichte des Bahnhofs Königshofen beenden wir unsere Serie über die Bahnhöfe in der Stadt, die vor 150 Jahren gebaut worden sind.

Königshofen. Königshofen war einst einer der bedeutendsten Bahnhöfe im Kreisgebiet mit enormen Personen- und Güterverkehr - heute ist es nur noch Haltestation. Die Bahnstation wurde in den Jahren 1865/1866 zunächst als Station der Badischen Odenwaldbahn errichtet. Es entstanden das Aufnahmegebäude (22 869,41 Gulden), ein Güterschuppen (9 148,50 Gulden), ein Ökonomiegebäude (2 095,47 Gulden) sowie ein Abtrittsgebäude (2 271,49 Gulden).

Der Bahnhof Königshofen wurde im Oktober 1866 als Station der Badischen Odenwaldbahn für Personen- und Güterverkehr eröffnet. Die ersten Personen- und Güterzüge von Heidelberg und Würzburg hielten hier am 1. November 1866. Am 16. August 1869 fuhr der erste Zug von hier nach Mergentheim auf der neu errichteten Bahnstrecke. Im Jahr 1873 wurden auf der Güterstation Königshofen 28 459 Zentner Güter versandt und 40 075 Zentner Güter empfangen. Im gleichen Jahr verkaufte Königshofen 19 495 Personenbillette. Zum Vergleich 1871 hatte Königshofen 1371 Einwohner.

Rund 60 000 Personen befördert

Aus dem gleichen Zeitraum sind folgende Daten über die sieben Kilometer lange Bahnlinie Königshofen-Mergentheim überliefert. Von der Station wurden 50 973 Personen befördert, die Zahlen hierfür ergeben sich folgendermaßen: 1.Klasse: per Schnellzüge zwei, gewöhnliche Züge 55, Hin- und Rückfahrten 15 / 2.Klasse: per Schnellzüge 17, gewöhnliche Züge 2132, Hin- und Rückfahrten 1326 / 3.Klasse: per Schnellzüge 2, gewöhnliche Züge 35 723, Hin- und Rückfahrten 11 701. Von der Güterstation wurden 1583 Zentner Gepäck, drei Kutschen, 8048 Stück Vieh und 301 106 Zentner Güter transportiert. Hieraus erwirtschaftete die Großherzoglich Badische Staatseisenbahn einen Umsatz von 77 757,22 Gulden.

Im Jahr 1911 befanden sich im Erdgeschoss des Bahnhofes das Büro des Vorstandes, der Fahrdienstraum mit den Telegrafen, ein Gepäckraum, der Fahrkartenschalter sowie je ein Wartesaal II. Klasse und III.Klasse. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Wartesaal II. Klasse aufgelöst und dem Gepäckraum angegliedert.

Im Stationsverzeichnis der Eisenbahnen Europas aus dem Jahr 1926 gehörte die Bahnstation Königshofen bei km 113,7 an der Bahnstrecke Heidelberg-Würzburg zur Reichsbahndirektion Karlsruhe und zur Betriebsinspektion Lauda. Der Bahnhof Königshofen verfügte über eine Laderrampe für Kopf- und Seitenverladung, eine Gleiswaage mit 40 Tonnen und einen Hebekran mit zwei Tonnen Tragfähigkeit sowie über ein Eisenbahntelegrafenamt.

Das bahneigene Telegrafenamt hatte vier Telegrafenanschlüsse: Königshofen-Mergentheim, Königshofen-Osterburken, Königshofen-Lauda-Wertheim und Königshofen-Lauda-Würzburg. Noch bis in die 1950er Jahre wurden hier alle Zugmeldungen telegrafisch abgesetzt. Im amtlichen Bahnhofsverzeichnis der Deutschen Reichsbahn wird der Bahnhof mit der Bahnhofsnummer 29 753 an der Bahnstrecke Osterburken-Würzburg als Bahnhof der Klasse III aufgeführt. Königshofen unterstand dem Bahnamt Lauda und dem Maschinen- und Verkehrsamt Heilbronn.

Königshofen war Umsteigebahnhof. Züge aus Unterschüpf brachten Berufspendler nach Bad Mergentheim hierher. Morgens waren hier die Bahnsteige überfüllt. Bis in die 1960er Jahre hatte Königshofen, dem die Stationen Unterbalbach, Sachsenflur und Unterschüpf personell angegliedert waren, noch 30 Mann Belegschaft. Jeweils vier Eisenbahner waren auf den beiden Stellwerken eingesetzt.

Der Fahrdienstleiter war gleichzeitig Aufsichtsbeamter. Bis zum Bau der Stellwerke befand sich dieser noch im Empfangsgebäude - später im Stellwerk I. Viele Jahre hatte Heinrich Burkhard diese Stelle inne. Er war von 1940 bis 1971 beim Bahnhof Königshofen beschäftigt - zuerst im Verkehrs- später im Fahrdienst.

Ausbildungsbahnhof

Königshofen war Ausbildungsbahnhof für Weichenwärter. Der Vorstand betreute 200 Pensionäre und deren Angehörige im Sozialdienst. Eine besondere Anforderung stellte hier stets die Königshöfer Messe.

An einem Tag wurden hier 6000 Fahrgäste gezählt, die mit den Sonderzügen anreisten. Während dieser Zeit richteten die Beamten immer einen zusätzlichen Fahrkartenschalter ein.

Die Güterstation hatte stets Hochbetrieb und während der Erntezeit stapelten sich hier die Kartoffeln bis zur Decke der Güterhalle. Die Güterzüge hielten hier nur wenige Minuten und mussten schnellst möglich entladen werden. 90 Normal- und 20 Sonderzüge täglich waren hier bis in die 1960er Jahre keine Seltenheit. Bei einer Wahlveranstaltung von Bundeskanzler Ludwig Erhard stand hier über Nacht auf Gleis 3 sein Sonderzug.

Erstmals wurden in den 1950er Jahren bauliche Maßnahmen am Empfangsgebäude vorgenommen und die Diensträume wurden neu gestaltet. In den 1970er Jahren erhielt der Bahnhof Königshofen sein heutiges Erscheinungsbild. Am 1. Juni 1970 wurde der Bahnhof als Außenstelle an den Bahnhof Lauda angegliedert. 1978 verließen die letzten beiden Eisenbahner Leo Neckermann und Franz Wolf ihren Posten und Königshofen wurde zum unbesetzten Haltepunkt.

Als Vorsteher waren hier Karl Pfeiffer, H. Weller und Gottlieb Scheppach eingesetzt. Der letzte Bahnhofsvorsteher von Könisghofen, ein gebürtiger Württemberger, war hier von 1956 bis 1973 eingesetzt. Ende der 1980er Jahre verkaufte die Bundesbahn das gesamte Bahngrundstück an die Stadt Lauda-Königshofen. Seit vielen Jahren befindet sich im ehemaligen Stationsgebäude der Sitz der Firma Kneissl.

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