Oberlauda. Am zurückliegenden Osterfest jährte sich zum 490. Mal die von dem bischöflichen Schreiber Lorenz Frieß 1525 aufgeschriebene spannende Dokumentation rund um die letzten Tage der einst großen Burg Oberlauda. Das Bauernheer unter der Führung von Florian Geyer hatte sein Lager auf der Tauberwiese unweit der Tauberbrücke vor Lauda aufgeschlagen und belagerte voll aufgestauter Wut in den Ostertagen 1525 die große Burganlage, die einst von dem großen Geschlecht derer von Luden errichtet wurde. Am Karfreitag des Jahres forderte man die sich darin verschanzten Personen auf, sich zu ergeben
Dies waren die Familie des bischöflichen Amtmanns Philip von Riedern, Sigismund Zobel von Grünsfeld und Erasmus von Fechenbach samt 16 Knechten, ausgestattet mit Handfeuerwaffen und Büchsen. Ein Ersuchen an den Bischof von Würzburg auf Amtshilfe blieb erfolglos, da die dortige Feste selbst belagert war.
Die Forderungen der Bauern waren, bezogen auf heutige soziale Errungenschaften, vergleichsweise gering: Abschaffung der Leibeigenschaft, Einschränkung rechtlicher Willkür, die Forderung nach einem gerechteren Steuersystem, Teilhabe an Jagd, Fischerei und Waldnutzung sowie die Rückbesinnung der Politik auf das Evangelium und die Bibel.
Bedrohliche Stimmung
Eine eigenartig, bedrohliche Stimmung hatte sich im Taubertal über die Jahrzehnte aufgebaut, waren doch viele der Forderungen schon 1476 von Pfeifferhans von Niklashausen erhoben worden. Diesen hatte man als Volksverhetzer ohne Gnade in Würzburg auf Befehl des Fürstbischofs an prominenter Stelle verbrannt.
Sucht man die Gründe für die Logik der Gewalt in diesen Tagen so erkennt man ein Aufeinandertreffen von politischen Verwerfungen, sich ändernden Machtstrukturen, angestauten sozialen Spannungen, Freiheitsdrang und vieles mehr, was zur Folge hatten, dass unterschiedlichste Interessen und Interessengruppen gegeneinander aufbegehrten. Der sogenannte "gemeine Mann" war neben seiner berechtigten Forderungen auch Spielball der Interessen geworden. Die Spirale der Gewalt nahm immer mehr zu, so schoss man das in die Jahre gekommene Schloss Oberlauda in Brand und nahm die um hilfeschreiende Besatzung gefangen, führte sie barfuß und bis auf die Hemden ausgezogen ins Lager auf der Tauberwiese, so Chronist Lorenz Fries.
Die schwangere Frau des Amtmanns, Anastasia von Bieberehren, wollte man samt ihren Töchtern durch die Spieße jagen. Ein lange aufgestauter Hass brach sich in diesen Tagen bahn. Moralische Schranken und die Gebote der Bibel schienen bei Vielen vergessen.
Einsatz für Gefangene
Einige Bauern aus Oberlauda und der Schultheiss Kuns Baier aus Edelfingen sowie der Leutpfarrer Ambrosius aus Waldmanshofen setzten sich in eindringlichen Reden für die Gefangenen ein, so dass diese letztendlich schwer geschunden auf einen Wagen geschnallt, nach Mergentheim verbracht und dort in den Turm geworfen wurden. Nur ein paar Wochen später wurde der Spieß umgedreht, und die aufständischen Bauern mussten beginnend mit der Entscheidungsschlacht in Königshofen am 2. Juni 1525 einen hohen Blutzoll leisten. Orte und Bauern, die sich den Aufständischen angeschlossen hatten, wurden über die Maßen bestraft. Dezimierte Bevölkerung, moralisch zerrüttet und hart bestraft, erholte man sich im Taubertal nur langsam über Jahre von der resultierenden Drangsaal des ersten Bauernaufstandes im Kampf für mehr Gerechtigkeit und Freiheit. Seit dem Brand der Burg an Ostern 1525 wurden die Steine von Jahr zu Jahr von den Oberlaudaer Bürgern abgetragen und für den Hausbau verwendet. Die Entnahme der Steine durch die Oberlaudaer Bevölkerung war seitens des Fürstbischofs von Würzburg erlaubt worden, da die Armut der hiesigen Bevölkerung von Würzburg aus erkannt wurde. Hiervon wurde bis Mitte des letzten Jahrhunderts reger Gebrauch gemacht.
Somit hat das Denkmal "Bauer mit Milchkanne", welches am 9. Mai vom Heimat- und Kulturverein unter Mitwirkung aller örtlichen Vereine in Oberlauda aufgestellt wird auch eine symbolische Bedeutung hinsichtlich der Ereignisse rund um die Burg Oberlauda im Gedenken an eine frühe Freiheitsbewegung im Kampf um mehr Gerechtigkeit im sogenannten "Bauernkrieg".
Die Ruine in den letzten Jahren
- Beim Strommastenbau 1959 wurden mit acht Betonmischerladungen die alten Gewölbe unter der Burg verfüllt. In den Kellergewölben sah man, wie Anton Eder aus Oberlauda (siehe Bild) sich erinnert, bis dahin noch die Farbe an den Wänden.
- Die Burgruine muss, wie das Landesdenkmalamt mitteilt, im momentanen Zustand verbleiben. Nachträgliche Grabungen oder Forschungen am Objekt sind seitens des Gesetzgebers nicht erlaubt. Sie seien in höchstem Maße abträglich für den Erhalt solcher Ruinen.
- Eine betreute Diplomarbeit von Prof. Dr. Herbert Harke aus Lauda hatte vor einigen Jahren umfangreiche Vermessungen der Geländetopografie als Aufgabenstellung.
- Die danach durchgeführte Bodenradaruntersuchung hatte wegen der Störungen der elektromagnetischen Wellen durch die Stromleitung, welche jedoch 2014 stillgelegt wurde, keinen Erfolg.
- Die Masten werden in naher Zukunft abgebaut. Die Stromleitung wurde im vergangenen Jahr über die Schlossberghütte zum Ramstal hin unter die Erde verlegt.
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