Noch einmal wird eine sehenswerte Ausstellung über die Geschichte des Bahnhofs Königshofen während des Georgsmarktes am 12. März gezeigt.
Königshofen. Während der Königshöfer Messe 2016 faszinierte die Ausstellung der Gruppe Historisches & Kulturelles zum Thema: "Die Eisenbahn - Fluch oder Segen für den ländlichen Raum? - 150 Jahre Bahnhof Königshofen (Baden)" unzählige Besucher. Kein Wunder, denn die, die gekommen waren, sahen sich in die Zeit der 1960er Jahre zurück versetzt, hatte der Verein doch eine Vielzahl Original-Utensilien präsentiert und damit bewusst "Mief und Faszination" eines Provinzbahnhofs dieser Epoche vor Augen geführt. Am Rande des Georg-Marktes am Sonntag, 12. März, ist diese einzigartige Ausstellung zwischen 14 und 17 Uhr im Königshöfer Rathaus nochmals geöffnet.
Der Bahnhof in der Messestadt war über Jahrzehnte hinweg ein wichtiger Anlaufpunkt für alle Bevölkerungsschichten. Das auf den ersten Blick eher unscheinbare und doch im Detail feingegliederte Empfangsgebäude wurde zu Recht schon vor vielen Jahren als Kulturdenkmal ausgewiesen.
Die Güterhalle verfügt mit ihrer frei tragenden Dachkonstruktion ebenfalls über eine Besonderheit, die es zu schützen gilt. Im Bahnhofsumfeld - der sogenannten "Vorstadt" - entstand ein für den ländlichen Raum typisches Mischgebiet, das heute noch in wichtigen Teilen erhalten ist.
Bahnhof und Güterhalle gehörten, zusammen mit einem Bedienstetenwohnhaus, zweier Gasthäuser, mehreren untergegangenen Nebengebäuden, Stellwerken, Wärterhäuschen und Bahnübergängen zu einem Ensemble - das in Verbindung mit dem Lagerhaus und einigen Gleisanschlüssen - Arbeitsplatz und Erwerbsgrundlage dutzender Familien bildete. Eisenbahner zu sein war damals kein "Job", es war eine Berufung.
Wechselhafte Geschichte
Die wechselhafte Geschichte des Bahnhofs Königshofen als Standbein der Eisenbahn im ländlichen Raum begann 1865 mit dem Bau des Empfangsgebäudes an der Badischen Odenwaldbahn. Nach und nach entstanden im Umfeld größere Gleisanlagen und weitere Gebäude, die der bis dahin überwiegend von der Landwirtschaft lebenden Bevölkerung neue Erwerbsmöglichkeiten eröffneten oder aber auch die Voraussetzungen schufen, ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse in weiter entfernte Regionen liefern zu können.
Während der Besatzung in den ersten Monaten nach Ende des II. Weltkriegs spielten Bahnhof, Bahnhofsgaststätte "Holler" und die Güterhalle für die amerikanischen Soldaten eine ganz wichtige Rolle als Ersatz für den im Wesentlichen zerstörten Stadtkern Königshofens. Ab Mitte der 1950er Jahre wurde dann aber in deutlicher werdender Form der "Abgesang" des Bahnhofs eingeläutet.
1955 sollte der Bahnhof als selbstständige Einheit aufgelöst und zu einer Agentur umfunktioniert werden. Deutlicher Protest von Stadt und Landkreis hielten die Bundesbahn schließlich davon ab, ihr Vorhaben umzusetzen.
Dennoch war es nur eine Frage der Zeit, bis technische Innovationen und der (Personal-) Kostendruck als Einflussfaktoren die Oberhand gewinnen sollten. Waren Aufhebung der Bahnsteigsperre und Aufstellen von Lautsprechern auf den Bahnsteigen 1965 noch Verbesserungen für die Bahnkunden, so gab es mit Schließung der Stückgutfracht nur ein Jahr später erste Einschränkungen.
Spätestens mit dem Bau der Bahnsteigunterführung und dem Rückbau von Stellwerk 2 im Jahr 1972 durfte jedem klar gewesen sein, dass die Tage des Bahnhofs Königshofen (Baden) gezählt sein dürften. Dass ein Jahr später der Bahnübergang B 292 mit Blinklichtanlage und Halbschranke ausgerüstet wurde, war ein weiterer Schritt, den Bahnhof zum 1. Januar 1978 komplett "aufzulassen". Damit war Königshofen die erste Station im Taubertal ohne jegliches Personal.
Die Schließung des Lagerhauses in unmittelbarer Nähe zur Güterhalle war 1982 eine logische Folge der allgemeinen Entwicklung. Jahrzehntelang wurden am Lagerplatz neben der Güterhalle während der Erntezeit quasi Tag und Nacht Zuckerrüben verladen und Getreide in Güterwagen verfrachtet. Mit dem Niedergang der Landwirtschaft in Königshofen war auch der Niedergang des Bahnhofs besiegelt.
Die Beseitigung des Bahnübergangs "Holler" im Zuge einer "EKrG-Maßnahme" stellte einen weiteren Meilenstein dar, der 1988 vertraglich vereinbart und bis Ende 1990 umgesetzt wurde. Die vorhandene Bahnsteigunterführung wurde verlängert und als "Ersatzübergang" ausgewiesen.
Bundesweite Bedeutung
In diesem Zusammenhang sollte auch das Gleis 101 (eigentlich Gleis 1, technisch jedoch inzwischen ferngesteuert, daher die abweichende Bezeichnung) zurückgebaut werden. Aus Kostengründen wurde damals jedoch nur ein Meter Schiene herausgesägt, um das Gleis unbefahrbar zu machen. Ein Glücksfall für den Main-Tauber Kreis, denn nur dadurch war es möglich, mit relativ wenig Aufwand, den Bahnhof Königshofen (Baden) 1999 nochmals in das "Licht der Geschichte" zu rücken: Mit dem Sonder-/Ausstellungszug "150 Jahre Badische Revolution" erreichte der Bahnhof einmalige Bedeutung, gehörte zu nur 100 Standorten bundesweit, an denen dieser Sonderzug Halt machte.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/lauda-koenigshofen_artikel,-lauda-koenigshofen-blick-in-die-wechselhafte-geschichte-_arid,1011135.html