Die Tauberbahn zwischen Königshofen und Bad Mergentheim besteht seit 150 Jahren. Am Bahnhof Unterbalbach hielten bis 1984 noch Züge.
Unterbalbach. Das Empfangsgebäude der Bahnstation Unterbalbach wurde in den Jahren 1868/1869 für 20361 Gulden unter der Regie der Großherzoglich Badischen Staatseisenbahn errichtet und befand sich bei Kilometer 2,3 an der Bahnlinie Lauda – Königshofen– Bad Mergentheim.
Unterbalbach diente als Personenstation mit Gepäck- und Expressgutverkehr und war für die Orte Unterbalbach, Oberbalbach und Deubach zuständig. Die hiesigen Eisenbahner verrichteten zusätzlich den Telegrafendienst der bahneigenen Telegrafenstation. Im Jahr 1873 nutzten bereits 2426 Personen die noch junge Bahnstation - damals hatte die Ortschaft 798 Einwohner.
Im Jahr 1887 wurden von hier aus 1220 Kilogramm Expressgut und acht Tiere befördert. 1924 stellte der Gemeinderat von Unterbalbach in Union mit den Gemeinden Oberbalbach und Deubach an die Reichsbahndirektion in Karlsruhe einen Antrag zur Errichtung einer Güterstation – dieser wurde jedoch aus Kostengründen abgelehnt. Jeglicher Frachtverkehr musste über die Stationen Königshofen und Edelfingen abgefertigt werden.
Dienststelle eines Bahnagenten
Der Haltepunkt Unterbalbach mit der Bahnhofsnummer 29 742 an der Bahnstrecke Bad Mergentheim - Wertheim war mit einem Bahnagenten besetzt. Die Bahnagentur war dem Bahnhof Königshofen angegliedert. Als Ablöser für die Bahnagenten wurden Jungeisenbahner aus Königshofen abgestellt. Diese mussten an den freien Tagen des Agenturinhabers die Gepäck- und Expressgutlieferungen sowie den Fahrkartenverkauf übernehmen.
In den Zugpausen mussten die Expressgutlieferungen im Ort ausgetragen werden und hierfür stand ein Wagen der Bahnmeisterei zur Verfügung. Bei Hochwasser war der Bahnbetrieb eingestellt.
Als Bahnagenten waren hier bis 1936 Herr Marder aus Unterbalbach, von 1936 bis 1953 Anna Endres und von 1954 bis 1961 Barbara Amann eingesetzt. Von 1940 bis 1943 löste hier Heinrich Burkhard vom Bahnhof Königshofen die Bahnagenten ab.
Um unnötige Aufenthalte von Zügen zu vermeiden, wendeten die Unterbalbacher Eisenbahner einen kleinen Trick an, indem sie dem Läutewerk einen Fußtritt verpassten. Die so alarmierten „Spätzügler“ konnten dadurch stets rechtzeitig zu ihren Zügen gelangen. Viele Unterbalbacher hatten im Wartesaal ein zweites Paar Schuhe stehen, da der Weg zum Bahnhof nicht befestigt war und sie dadurch dann doch noch mit „sauberer Montur“ den Reiseweg antreten konnten.
Im April 1945 wollten die Amerikaner im Stationsgebäude einen Gefechtstand einrichten. Alle Bewohner sowie das Bahnpersonal mussten die Bahnstation räumen. Mit dem Dienstantritt von Bahnagentin Barbara Amann im Jahr 1954 ging die Bahngeschichte in Unterbalbach in ihre letzte Phase. Ihr Sohn Paul lieferte als Junge mit seinem Fahrrad die Expressgutlieferungen im Ort aus und verdiente sich so ein paar Mark zu seinem Taschengeld hinzu.
Am 1. Oktober 1961 schloss die Bahnstation Unterbalbach endgültig ihre Pforten. Die Bundesbahndirektion Stuttgart löste aus Rationalisierungsmaßnahmen ihren kleinen Posten auf. Noch bis 1963 wohnten hier Erich und Gertrud Höfling als letzte Eisenbahner im einstigen Stationsgebäude der Großherzoglich Badischen Staatseisenbahn.
1966 wurden das Empfangs- und das Wirtschaftsgebäude von einer Edelfinger Baufirma abgebrochen. Die Steine wurden nach Bad Mergentheim verkauft und fanden eine neue Verwendung als Mauer an einem Sanatoriums-Grundstück.
Im Jahr 1968 errichtete das Bahnbetriebsamt Lauda auf dem Bahnsteig der Haltestation Unterbalbach ein kleines Wartehäuschen für die Fahrgäste. Am Radweg wurde zusätzlich ein Fahrradständer aufgestellt. Mit dem Fahrplanwechsel 1984 kam das endgültige Aus für den Haltepunkt Unterbalbach. Heute sind ganz im Verborgenen noch der in den 1940er Jahren angelegte Aufstieg mit dem Geländer und ein Teil des Bahnsteiges vorhanden.
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