Der Beschluss fiel den Gemeinderäten nicht leicht. Mehrfach schoben sie die Entscheidung hinaus, um mit allen Beteiligten nach einer Lösung zu suchen. Jetzt soll der alte Bahnhof abgerissen werden.
Königheim. Beratungen über die Zukunft des ehemaligen Bahnhofsgebäudes in Königheim gab es in Gemeinderatssitzungen schon einige (wir berichteten). Bei der Klausurtagung des Gremiums, bei dem es auch um das Gebäudemanagement gemeindeeigener Liegenschaften ging, wurde ein hoher Sanierungsbedarf für den 1914 errichteten Bahnhof festgestellt und entsprechend dessen Abbruch befürwortet. Die Kommune beantragte dafür einen Zuschuss aus ELR-Fördermitteln, der in Höhe von knapp 33 000 Euro am 24. Mai bewilligt wurde.
Doch auch danach konnten sich die Mandatsträger noch nicht zum Abriss durchringen. Sie wollten den Beteiligten, deren Interesse am Erhalt des Gebäudes groß ist, nochmals eine Chance geben. Dazu sollten diese ein Nutzungskonzept erarbeiten. Dabei erhoffte sich die Kommune auch Aussagen dazu, wie und in welchen Zeitraum eine Sanierung oder zumindest Renovierung der Fassade erfolgen könnte, erklärte Bürgermeister Ludger Krug bei der Gemeinderatssitzung am Montagabend im Rathaus.
Ein Gespräch der Gemeindeverwaltung mit Vertretern von Musik- und Feuerwehrkapelle, Karneval Klub Königheim (KKK), Motorradfreunden, SV Königheim, Heimatverein und der Band „Sybille“ fand Mitte Juli statt. Dabei sei nicht „ganz klar geworden, inwieweit sich die Gruppierungen beteiligen wollen“, erklärte Christof Fischer. Dieser vertrat zusammen mit Werner Waltert bei dem Treffen den Gemeinderat.
Wie Fischer weiter ausführte und auch Krug zuvor schon deutlich gemacht hatte, seien die Vereine bereit, Fassade und Fenster in Eigenleistung neu zu streichen. Wer die Materialkosten trage, so der Bürgermeister, müsste aber noch geklärt werden. Angeboten worden sei von den Nutzern eine größere Beteiligung an den Betriebskosten.
Der Erwerb des Bahnhofs durch die Vereine komme nicht infrage, verdeutlichte Fischer. Der Heimatverein wiederum habe um eine erneute Fristverlängerung von etwa einem Jahr gebeten, damit ein fundiertes Konzept entwickelt werden könne.
Das Treffen zusammenfassend fand Fischer klare Worte: „Unterm Strich ist kein schlüssiges Konzept entstanden.“ Nun müsse über diese Fakten bei gleichzeitigem Blick auf den gefassten Beschluss zum Gebäude-Abriss abgewogen werden. Dabei solle man konsequent vorgehen. Was das Gebäudemanagement angehe, sei der einstige Bahnhof der erste Schritt. Fischer: „Wir müssen irgendwo mit einer Maßnahme anfangen, auch wenn man jemandem auf die Füße tritt und es wehtut.“
Bernhard Honikel meinte, seit dem Abriss-Beschluss habe sich die Meinung zum Erhalt gemeindeeigener Liegenschaften nicht geändert. Zudem sei klar, dass in den Bahnhof investiert werden müsse, nannte er Wasser, Abwasser, Fassade und Heizung als Stichpunkte. Auch liege der Förderbescheid vor, weshalb man gegenüber dem Regierungspräsidium in der Verantwortung stehe. Gewähre man ein Jahr Aufschub, „dann ist der Zuschuss weg“.
„Eine Fristverlängerung ist in meinen Augen unnötig“, meinte auch Volker Götzinger, wenngleich er die Übernahme des alten Bahnhofs durch einen Verein als beste Lösung befürwortet hätte. „Bauchweh“ bereitete die Sache Hermann Ganz. Er war dafür, noch einmal mit dem Heimatverein zu sprechen. Eine Dringlichkeit sah Heiko Schneider trotz fehlendem Konzept nicht geboten. Schließlich handele es sich bei dem Gebäude um keinen Schandfleck und es sei nicht baufällig. Das für die Maßnahme nötige Geld solle man lieber in andere, wichtigere Projekte investieren. Dieser Meinung schloss sich Ute Baumann an: „Wir haben so viele Baustellen, die echt dringlicher sind“, erklärte sie. Zudem „wollen wir vom Schuldenberg runterkommen“.
Fragen zur Nachnutzung
Nach den Kosten, die nach dem Bahnhof-Abriss auf die Gemeinde zukommen können, erkundigte sich Udo Müller. Schließlich sei die „Aufwertung des Geländes das Konzept der Gemeinde“. Dabei sei die Frage, ob man am Ende nur einen „Platz mit ein paar Bäumen“ schaffe. Vergleiche man die jährlichen Unterhaltungskosten, die Kämmerer Joachim Köhler auf zirka 2500 Euro bezifferte, mit den geschätzten Preis für den Abriss (rund 68 000 Euro), könnte man den alten Bahnhof noch ein paar Jahre stehen lassen, meinte Müller. Gleich darauf bekannte er aber, dass „er auch die drohenden Instandhaltungskosten“ sehe.
Der Bürgermeister konnte noch keine Aussage zur Nachnutzung der Fläche machen. Möglich seien beispielsweise Parkplätze vor der Brehmbachtalhalle sowie bessere Zugänge zu diesem Gebäude für Menschen mit Behinderung.
Vor der Abstimmung verwies Krug darauf, dass man mit 20 bis 30 Jugendlichen den benachbarten Lokschuppen besichtigt habe. Eine künftige Mitnutzung wäre für diese „in Ordnung“. Eine Unterbringung des Jugendtreffs im Lokschuppen hatte zu Beginn der Sitzung bereits ein KKK-Vertreter angeboten. Der Verein hat sein Kaufinteresse am Gebäude der Gemeinde signalisiert.
Für das Gremium galt es nun, einen Knopf an die ganze Sache zu machen. Acht Mandatsträger sprachen sich für den Abbruch aus, zwei dagegen und drei enthielten sich der Stimme. Thomas Bertold hatte sich schon vor der Diskussion als befangen erklärt.
Im Königheimer Gemeinderat notiert
Erfreulich waren die Bekanntgaben von Bürgermeister Ludger Krug am Montag in der Sitzung des Königheimer Gemeinderats. Wie er sagte, soll am morgigen Donnerstag in der Neugasse 6 eine Postagentur eröffnen.
Bestellt worden ist für alle vier Ortsteile der Gesamtgemeinde je ein Defibrillator. Die Finanzierung sei, so Krug, durch Spenden von Firmen oder Vereinen möglich gewesen.
Durch eine „Vertragslücke“, wie es der Redner nannte, konnte die Gemeinde zwei seit über zehn Jahren laufende Kredite umschulden. Für die Summe von 212 564 Euro müssen künftig nur noch 0,82 Prozent Zinsen (bisher vier Prozent) gezahlt werden. Für den zweiten Kredit in Höhe von 103 956 Euro sind nun 0,32 Prozent (bislang 5,1 Prozent) zu berappen.
Einstimmig vergab das Gremium die Fischereirechte für die Jahre 2019 bis 2030. Pächter sind weiter zu den bisherigen Konditionen der örtliche Angelsportverein auf Gemarkung Königheim und Gerhard Heid auf Gemarkung Gissigheim. In einer Sitzungsunterbrechung informierte Florian Schmitt, Vorsitzender des Angelsportvereins, über den Fischbesatz des Brehmbachs. In diesem gebe es bei guter Wasserqualität viele kleine Fische. Er verschwieg aber nicht, dass Schmutzeintrag durch eine Baustelle am Bach und auch Fischreiher Auswirkungen auf den Bestand haben. Christof Fischer stimmte wegen Befangenheit nicht mit ab.
Unisono befürwortete das Gremium den von der Verwaltung gestellten Antrag zur Förderung aus dem Bundesprogramm zur Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur für die Dach- und Fassadensanierung des Schlosses in Gissigheim. Normalerweise wird ein Zuschuss von 45 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben gewährt. Dieser Wert kann auf bis zu 90 Prozent steigen, wenn sich der Antragsteller in einer Haushaltsnotlage befindet. Eine solche wurde Königheim vom Landratsamt bestätigt. Zu dem Projekt soll es im Oktober vor Ort eine Informationsveranstaltung geben.
Fünf Bauanträgen wurde ohne Einwände zugestimmt. su
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