Höpfingen. In großer Besetzung ehrte die Höpfinger Trachtenkapelle Ehrenmitglied Andreas Steinbach zu seinem 90. Geburtstag für „seinen großen Anteil an den Erfolgen der Kapelle, seine Mithilfe und seinen Beitrag auf vielen Ebenen im Verein“. Dem Jubilar – ausgezeichnet mit der goldenen Vereinsehrennadel und vielen weiteren Ehrenzeichen des Blasmusikverbands – überreichte Vorsitzender Elmar Kaiser einen Geschenkkorb.
Zuvor hatte im Restaurant Schmitt auch Bürgermeister Adalbert Hauck die Glückwünsche der Gemeinde ausgesprochen und die Arbeit Steinbachs für die Dorfgemeinschaft mit viel Lob herausgestellt. „Du hast viel zum Wohl der Gemeinde gearbeitet“, betonte Hauck und überreichte das Glückwunschschreiben des Ministerpräsidenten und einen Präsentkorb.
Andreas Steinbach wurde in Wonischen im ehemaligen Sudetenland (Westböhmen) im Kreis Bischofsteinitz am 29. Januar 1928 geboren. Nach seiner Schulzeit erlernte er den Beruf des Tischlers. Und wie es sich für einen Böhmerländer gehört, wurde ihm die Blasmusik in die Wiege gelegt. Er lernte das Spielen auf der Klarinette von der Pike auf, eine Fertigkeit, die ihn und sein weiteres Leben prägen sollte.
Doch zunächst kam alles anders: 1944 Reicharbeitsdienst, 1945 erhielt er den Stellungsbefehl zu den Pionieren nach Regensburg. Mit knapp 17 Jahren gehörte er zum „letzten Aufgebot“ zur Verteidigung der Oderlinie gegen die heranrückenden russischen Truppen. Dann folgte die britische Kriegsgefangenschaft. Nach Ende des Krieges floh er, um in Passau zu erfahren, dass seine gesamte Familie vertrieben worden war.
Wiedersehen in Höpfingen
Zurück in der Gefangenschaft machte er sich auf die Suche nach dem Verbleib seiner Familie. Über das Rote Kreuz erfuhr er, dass diese in Höpfingen untergebracht war.
Nach der Entlassung aus dem Kriegsgefangenenlager Heilbronn kam er 1946 nach Höpfingen. Auf seiner Zugfahrt Richtung Seckach traf er den ersten Höpfinger, Ewald Konrad. Dieser nahm ihn mit nach Höpfingen, wo er seine Eltern und seine Schwester, die in der Kolpingstraße bei der Familie Karl Böhrer (Metzgers Karl) Zuflucht gefunden hatten, wiedersah.
Als Schreiner fand Steinbach Arbeit bei der Firma Neufindt, die damals ihre Werkstätten in den Bunkern des Flugplatzes Schlempertshof hatte. Dort beendete er seine Tischlerlehre. 1949 wurde er bei der Firma A. & A. Eirich zunächst als Schreiner eingestellt. Er eignete sich aber auch sehr schnell die notwendigen Kenntnisse im Metallbereich an. Als Monteur war er über 40 Jahre für die Firma Eirich unterwegs und als Obermonteur leitete er bis zu seinem Ruhestand 1991 große Projekte in ganz Deutschland.
Klarinette überlebte Vertreibung
Unter den wenigen Habseligkeiten, die seine Mutter auf die Flucht mitnehmen durfte, waren neben dem Lehrvertrag auch seine Klarinette. Beim Spielen auf dem Instrument später im Hof in der Kolpingstraße in Höpfingen wurde Andreas Steinbach von Ludwig Eiermann angesprochen und für den Musikverein angeworben. Seitdem war er als Klarinettist in die Dorfgemeinschaft integriert, zuerst in der Feuerwehr- und dann in der späteren Trachtenkapelle.
In den 50ern machte er Tanzmusik zusammen mit anderen Musikern auf dem Saxophon. Die Musik begleitete ihn sein Leben lang. Steinbach übernahm auch als Vorstandsmitglied Verantwortung und war über 20 Jahre Ausbilder von Jungmusikern. Heute noch ist er einer der treuesten Fans der Trachtenkapelle. Das „Musiker-Gen“ gab er weiter an seinen Sohn und drei seiner Enkel.
Mann der Tat
Auch als Rentner war Andreas Steinbach immer ein Mann der Tat und brachte sich in verschiedene Projekte der Gemeinde ein. Bei der Aktion „Höpfingen bewegt sich“ war Bürgerinitiative gefragt. Als es darum ging, den Kirchenvorplatz zu erneuern oder beim Speicherausbau mit Wärmedämmung in der Festhalle mitzuhelfen, war er zu Stelle.
Beim Ausbau des Museums „Königheimer Höfleins“ durch den Heimatverein brachte er seine Fähigkeiten als Schreiner ein. Die Türe und das Tor zur Schmiede wurde von ihm aus einem massiven Baumstamm per Hand gefertigt, die Treppe zum Speicher wurde ebenfalls von ihm aus Holz neu hergestellt. Das private Glück fand er mit seiner Frau Hedwig, mit der er seit über 63 Jahren verheiratet ist. Aus der Ehe gingen eine Tochter und ein Sohn hervor.
Andreas Steinbach beging seinen 90. Geburtstag bei bester Gesundheit im Kreise der Familie. Die Trachtenkapelle erfreute ihn unter der Leitung von Holger Dörr mit einem Ständchen. rw
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