Bekannte Orchesterwerke erklangen am Sonntag auf der Vleugels-Orgel im Erftaldom. Vom Publikum erhielt Stefan Iseke, Organist der Christuskirche in Düren, lang anhaltenden Beifall.
Hardheim. Formvollendet präsentierte Stefan Iseke am Sonntag berühmte Orchesterwerke auf der Vleugels-Orgel in der Hardheimer Pfarrkirche St. Alban. Dem Organisten steht in der Christuskirche in Düren eine der größten Orgeln der Rheinischen Landeskriche zur Verfügung. Sie erlaubt ihm, sich neben der klassischen Orgelmusik auch Bearbeitungen von Orchesterwerken zu widmen. Im Rahmen der Orgel-Konzertreihe des Freundeskreises Erftaldomorgel zog er sämtliche Register seines umfangreichen Könnens.
Mit seiner Begrüßung verband Bernhard Berberich, Sprecher des Freundeskreises Erftaldomorgel und der katholischen Kirchengemeinde, den Hinweis auf die Anwesenheit von Musikdozent Erwin Horn (Würzburg), dessen Bearbeitung des Abendsegens aus der Oper „Hänsel und Gretel“ Stefan Iseke in sein Programm übernommen hatte.
Der Organist ließ dem von ihm ausgewählten Programm mit Orchesterwerken erfolgreicher Komponisten einige aufschlussreiche Betrachtungen vorausgehen. Er verband damit den Hinweis auf die Vielzahl der einzelnen in der Orgel „versteckten“ Instrumente und die dadurch resultierenden Klangeffekte. Diese können den Orchesterwerken auf der Orgel zu einem eigenen Klang verhelfen und zu deren instrumentalem „Reichtum“ beitragen.
Dies bewies der Organist im Anschluss mit seiner überzeugenden Wiedergabe beliebter Werke erfolgreicher Komponisten und brachte diese zur Freude der Besucher mit ihrer Klangfülle und ihrer inhaltlichen Aussage auf der Orgel optimal zur Geltung.
Das war gleich zu Beginn der Fall bei der Peer Gynt Suite Nr. 1 , op. 46. Die vier verhältnismäßig kurzen Tongemälde mit ihren aussagekräftigen Überschriften, die dem Komponisten sehr am Herzen lagen, erfreuen sich bis zum heutigen Tag großer Beliebtheit des Publikums. Die musikalische Umsetzung der ein wenig süßlichen „Morgenstimmung“ oder die Schilderung des gespenstisch wuchtigen Treibens der Hexen und Trolle „In der Höhle des Bergkönigs“ in eher plakativer Art gelang dem Organisten in hörenswerter Form, wie auch die instrumentale Darstellung in „Ases Tod“ und in dem akzentuiert erklingenden „Anitras Tanz“.
Mit dem fantastischen Largo aus Antonin Dvořáks Sinfonie „Aus der neuen Welt“ op. 95, einem musikalischen Höhepunkt der Romantik, ließ der Organist bei seinen Zuhörern unter die Haut gehende, sehnsuchtsvolle Gefühle aufkommen.
Hymnenartige Passagen
Die bombastische Klangfülle des in England überaus populären „Pomp and Circumstances – Military March Nr. 1 in D-Dur“ von Edward Elgar vermochte Iseke mit überzeugender Souveränität und mit Nutzung der verschiedensten Register der Orgel sowohl bei den rasanten und wuchtigen als auch den eher melodiösen und hymnenartigen Passagen zur Geltung zu bringen.
Damit verdeutlichte er instrumental deutlich hörbar den Gehalt des Titels, der mit Prunk und Pomp, die Rüstung eines glorreichen Krieges meint und ganz im Sinne der bei den Krönungsfeierlichkeiten von Edward VII geäußerten Hoffnung für England als „Land of Hope and Glory“ zu sehen ist.
So wurde dieser erste Marsch auch fast beliebter als die offizielle britische Nationalhymne „God save the Queen“ und erklingt bis heute regelmäßig bei den „Londoner Proms“. Mit einem mächtigen Schlussakkord verlieh der Organist dem Thema nochmals Nachdruck.
Auch die Interpretation von Antonio Vivaldis „Der Frühling“ aus „Die vier Jahreszeiten“ gestaltete Iseke in überzeugender Form. Er „zauberte“ instrumental frische und heitere Frühlingslaute und machte für die Zuhörer all die Schönheiten und Freude am Frühling hörbar. Mit der „Carmen-Fantasie“ von Edwin Henry Lemare bekamen die Besucher mit den verschiedensten instrumentalen Möglichkeiten der Orgel das dramatische Geschehen um die Hauptperson der Oper und deren bekannte Melodien verdeutlicht zu Gehör gebracht.
Apart stellte Iseke schließlich das Sandmännchen in der Bearbeitung der „Abendsegen- Fantasie“ für Orgel durch den am Sonntag beim Orgelkonzert in Hardheim präsenten Erwin Horn (Würzburg) musikalisch vor. Mit seiner Interpretation ließ Iseke zunächst abendliche Ruhe ausstrahlen, in der die eingängige Melodie „Abends wenn ich schlafen geh’“ optimal zur Geltung kam und sich auf die Besucher übertrug. Mächtiges Fortissimo wurde durch friedvolles Piano abgelöst, das der Organist schließlich mit den Klängen des Zirbelsterns ausklingen ließ
Mit lang anhaltendem Beifall drückten die Besucher dem Organisten ihre Anerkennung und ihre Begeisterung für dessen genussreiche Programmgestaltung aus – ohne jedoch in den Genuss einer Zugabe zu kommen. Eine solche wurde interessierten Besuchern jedoch in Form eine Orgelführung mit Johannes und Hans-Georg Vleugels geboten. Z
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