Windkraft auf dem Kornberg - Bürgerinitiative für Gesundheit und Naturschutz vor vier Jahren gegründet / Vorsitzender Dieter Popp im Interview

„Unsere Bedenken haben sich bestätigt“

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rs
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Seit vier Jahren engagieren sich die Mitglieder der Bürgerinitiative für Gesundheit und Naturschutz (BGN) für den Erhalt der Landschaft im Bereich „Kornberg/Dreimärker“. Den Bau von bis zu sechs Windkraftanlagen lehnen sie aus einer ganzen Reihe von Gründen strikt ab. © Ralf Scherer

Seit inzwischen vier Jahren schwelt der Streit um den Bau von Windrädern im Gebiet „Kornberg/Dreimärker“. Eine Lösung des Konflikts ist nach wie vor nicht in Sicht.

Hardheim/Höpfingen. Für die Mitglieder der Bürgerinitiative für Gesundheit und Naturschutz (BGN) ist es der sprichwörtliche Kampf gegen Windmühlen: Seit nunmehr vier Jahren versuchen sie, den Bau von bis zu sechs Windkraftanlagen im Gebiet „Kornberg/Dreimärker“ zu verhindern, um die Artenvielfalt in dem Landstrich zwischen Hardheim, Bretzingen und Waldstetten zu bewahren und die Lebensqualität der Bewohner der umliegenden Gemeinden zu erhalten.

Im Interview mit den Fränkischen Nachrichten blickt Vorsitzender Dieter Popp auf die bisherige Arbeit der BGN zurück, geht auf den aktuellen Stand des Verfahrens ein und bekräftigt die Ziele der BGN.

Es ist ruhig geworden um den „Kornberg“ – auch bei Ihnen?

Dieter Popp: Nein, wir werden häufig von Bürgern angesprochen, wie es weitergeht. Zumeist wird der Wunsch geäußert, dass endlich ein Schlussstrich gezogen wird, damit in unseren Gemeinden wieder Ruhe einkehrt. Überwiegend wird Unverständnis darüber geäußert, weshalb man für das Projekt noch weitere, teils horrende finanzielle Mittel aufwendet. Nicht zu verstehen ist für viele Bürger, weshalb man den Fortbestand des Flugplatzes aufs Spiel setzt. Soll die ohnehin schon bescheidene Infrastruktur in unserer Gegend wegen ein paar Windrädern noch weiter verschlechtert werden? Jetzt wäre doch der richtige Zeitpunkt für die Bürgermeister Rohm und Hauck gewesen, um erhobenen Hauptes und ohne Gesichtsverlust aus dem Projekt auszusteigen.

Wird das Thema „Flugsicherheit“ das Projekt Ihrer Meinung nach stoppen?

Popp: Die bisherige Faktenlage der vorgelegten Stellungnahmen zum Flugplatz sind eindeutig. Ein Windpark am Kornberg wäre für Motor- und Segelflugzeuge zu gefährlich. In Melle (Ostwestfalen) ist bereits ein Flugzeug in ein Windrad gekracht. Es handelt sich also nachweislich nicht um geschürte Ängste, wie die beiden Bürgermeister glauben machen wollen. Lediglich das von Dr. Mörz durch die Zeag vorgelegte Gutachten sagt etwas anderes aus.

Wie erklären Sie diese Unterschiede in den Gutachten?

Popp: Diese Frage kann nur die Zeag beantworten. Eines ist jedoch festzuhalten: Fast auf jeden der angesprochenen Punkte, bei denen der Zeag-Gutachter Dr. Mörz eine Gefährdung des Flugbetriebes durch die Anlagen ausschließt, spricht er im Nachgang davon, für keine seiner Aussagen eine Haftung zu übernehmen. Kaum zu erklären ist für uns, weshalb man von Anfang an sehr viel Geld für eine naturschutzrechtliche Stellungnahme ausgegeben hat, ohne vorher das Thema Flugsicherheit zu klären. Warum fährt man hier zweigleisig und gibt so viel Geld aus? Kein privater Bauherr würde so vorgehen.

Könnte ein neues, neutrales Gutachten zur Befriedung beitragen?

Popp: Dafür müsste man zunächst klären, wer eigentlich die Kosten für das nun geforderte weitere Gutachten trägt? Die Zeag, der Gemeinderverwaltungsverband (GVV) oder die Gemeinden? Wir hoffen nur, dass es nicht die Allgemeinheit sein wird. Aus unserer Sicht wäre ein weiteres Gutachten auch nicht notwendig. Hat nicht bereits das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) auch erhebliches Gefahrenpotential für Segel-, Leicht- und Motorflugzeuge bestätigt? MdB Alois Gerig und auch Landrat Brötel haben sich inzwischen klar für den Fortbestand des Flugplatzes positioniert. Bleibt zu hoffen, dass nun auch die Bürgermeister Rohm und Hauck ein Einsehen haben und nicht weiter das Verhältnis zu Walldürn oder die Zukunft des GVV gefährden.

Ein weiterer Kritikpunkt der BGN sind mögliche artenschutzrechtliche Beeinträchtigungen am Kornberg. Gibt es bei diesem Thema Neuigkeiten?

Popp: Generell ist zu sagen, dass die BGN immer professioneller vorgeht. In mehreren tausend Arbeitsstunden vor Ort haben wir festgestellt, dass die Vögel meist bereits gebaute Horste benutzen und die Horste während der Brutzeit aufgrund des Bewuchses fast nicht zu lokalisieren sind. Aus diesem Grund haben wir die Strategie dahingehend geändert, dass wir in der Winterzeit die Horste suchen und genau per GPS kartieren. Somit ist gewährleistet, im Sommer die Bruthorste leichter zu finden. Auf diese Weise konnten wir jede Menge windkraftsensible, teils streng geschützte Tier- und Vogelarten im Gebiet nachweisen. Insgesamt bleibt klar festzuhalten, dass alleine aufgrund des Naturschutzes der Windpark nicht realisiert werden kann.

Täuscht der Eindruck, oder nimmt der Widerstand gegen neue Windparks allerorten zu?

Popp: Nein, das nehmen wir auch wahr. Mit Wohlwollen haben wir zum Beispiel die Berichterstattung der FN zum CDU-Parteitag verfolgt: Die CDU will die Privilegierung von Windkraftanlagen im Baurecht abschaffen. Bisher ist es automatisch zulässig, sie zu bauen, wenn öffentliche Belange nicht dagegen sprechen. Nach dem Willen der CDU sollen die Kommunen nun mehr Mitspracherecht bekommen. Immer mehr Bürger erkennen, dass Windkraft auch in Zukunft nur eine Nischenform sein kann und stellen sich gegen den unverhältnismäßig hohen Raubbau an unserer Natur, besonders in Waldgebieten, da dieser in keinem Verhältnis zur erzeugten Energie steht. Schließlich kritisiert auch die Weltgesundheitsorganistion (WHO) den viel zu nahen Bau von Windkraftanlagen an Wohngebieten und empfiehlt den zehnfachen Abstand zur Höhe der Anlagen. In Bayern wird dies bereits umgesetzt. Leider stammen die bisherigen Abstandsregelungen noch aus einer Zeit, in der die Anlagen noch circa 80 Meter hoch gebaut wurden.

Wie geht die BGN nun weiter vor?

Popp: Wir werden uns weiterhin für die Gesundheit und Lebensqualität unserer Bürger, den Erhalt unseres Waldes, der darin lebenden Tiere sowie den Schutz unserer Heimat einsetzen. Wir wurden in all unseren Aussagen und Bedenken der letzten Jahre bestätigt. Deshalb ist es für uns absolut unverständlich, weshalb man trotzdem am geplanten Vorhaben festhält.

Wie sieht ihr Zwischenfazit nach vierjährigem Kampf gegen Windmühlen aus?

Popp: Wir möchten nochmals klarstellen: Die Mitglieder und der Vorstand der BGN sind keine Gegner der Energiewende oder auch der Windenergie an sich. Aus den vorgenannten Gründen sind wir jedoch gegen den Windkraftstandort am „Kornberg“ sowie gegen Projekte, die nachweislich zu nahe an der Wohnbebauung und in Schutzgebieten liegen. Unserer Ansicht nach wird die Energiewende vor allem auf dem Rücken der Bürger des ländlichen Raumes ausgetragen, sowie auf deren Gesundheit und Lebensqualität. Beim Blick nach vorne ist uns eines wichtig: Uns geht es nur um die Sache, und wir sind sehr daran interessiert, dass eine gute Lösung für die Gemeinden und deren Bürger gefunden wird.

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