„Geras Seniorenpflege“ - Die erste Schutzimpfung gegen das Coronavirus im Neckar-Odenwald-Kreis fand am Montag im neuen Pflegeheim in Höpfingen statt

Nach dem Piks gab’s Applaus für Maria Schell

Eine 85-jährige Bewohnerin der „Geras Seniorenpflege Höpfingen“ hat am Montag von einem mobilen Impfteam die erste Corona-Schutzimpfung im Neckar-Odenwald-Kreis erhalten.

Von 
Melanie Müller
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Höpfingen. Ein klein wenig aufgeregt ist sie schon, die 85-jährige Maria Schell. Was aber auch nur zu gut verständlich ist, denn: Die aus Höpfingen stammende Seniorin ist nicht nur die erste Bewohnerin der „Geras Seniorenpflege Höpfingen“, sondern sogar die Erste im Neckar-Odenwald-Kreis, die am Montag gegen das Coronavirus geimpft wird.

Die Fränkischen Nachrichten sind vor Ort, als das mobile Impfteam des Zentralen Impfzentrums Heidelberg mit etwas mehr als 30 Minuten Verspätung auf dem Parkplatz ankommt – und unter strenger Einhaltung der Hygienevorschriften die vorbereiteten Räumlichkeiten in dem Pflegeheim „bezieht“.

Während sich das vierköpfige Team – bestehend aus zwei Ärzten, einem Apotheker und einer Administratorin – auf die Impfungen vorbereitet, nutzt unsere Zeitung die Gelegenheit, um vom Gründer der Geras-Pflegeheime, Klaus Baier, und seiner Tochter Janina, die die Leitung des Seniorenheims in Höpfingen übernommen hat, mehr über die Aktion in ihrem Haus zu erfahren.

Die Mail vom Impfzentrum ist am ersten Weihnachtstag im Posteingang des „Familienbetriebs Baier“ gelandet. „Mit dieser Mail wurden wir darüber informiert, dass das mobile Impfteam am Montag zu uns kommt. Und welche Vorarbeit wir bis dahin zu erledigen hatten“, so die Heimleiterin, die hinzufügt: „Beispielsweise galt es, drei Räume vorzubereiten: Einen, in dem sich das Team vorbereiten kann. Einen für die Aufklärungsgespräche. Und schließlich einen, in dem die Impfungen vorgenommen werden.“

„Ich war aufgeregt-dankbar“

„Ich war aufgeregt-dankbar“, erinnert sich Klaus Baier an den Moment, als er die Mail aufgemacht und gelesen hat. „Oh, es ist soweit – und: Wir sind die Ersten“, sei ihm durch den Kopf geschossen.

Er sei „sehr froh“ über diese Nachricht gewesen, welche Bewohnern und Mitarbeitern Sicherheit gebe. „Es wird entspannter“, erklärt er und fügt erleichtert hinzu: „Nach der Dankbarkeit war es eine gewisse Hoffnung, die in mir aufgekommen ist. Eine Hoffnung, dass wir mit unseren Bewohnern und Mitarbeitern etwas dazu beitragen, dass hoffentlich bald wieder eine ,gewisse Normalität’ in unserem Land eintritt. Wir leisten mit der Impfung unseren Beitrag auch dafür, dass Einzelhandel und Gastronomie hoffentlich bald wieder öffnen können. Die Impfung ist die Voraussetzung, dass wir wieder mehr Freiheiten bekommen. Ich bin stolz, dass so viele Bewohner und Mitarbeiter diesen Schritt mit uns gehen“, strahlt er.

„Von den 29 Bewohnern, die zurzeit bei uns leben, lassen sich heute 23 impfen“, verrät uns Janina Baier und erklärt, dass sie von jedem einzelnen Impfwilligen eine Zustimmung erhalten habe. Darüber hinaus habe man aber auch mit den Angehörigen der Bewohner das Gespräch gesucht, denn: „Ein offener Umgang ist uns wichtig“, so Klaus Baier. Er freut sich über die „relativ hohe Quote“ derjenigen, die ihre Bereitschaft zur Impfung signalisiert haben. Von den 36 Mitarbeitern in Höpfingen hatten sich eigentlich 26 zu diesem Schritt entschieden; geimpft werden dürfen am Montag aber nur 22, denn: „Wer das Virus hatte, wird nicht geimpft“, heißt es.

Und dann ist es auch schon fast so weit: Das Impfteam gibt sein „Okay“. Es kann losgehen. Weil vonseiten der Heimleitung alles „sehr gut vorbereitet“ ist, veranschlagen die Ärzte rund zehn bis 15 Minuten für jede Impfung, natürlich inklusive eines Aufklärungsgespräches.

Während die Leiterin der „Geras Seniorenpflege Höpfingen“, Janina Baier, uns noch den Termin für die Nachimpfung nennt – diese wurde für den 18. Januar angesetzt – hofft ihr Vater Klaus Baier darauf, dass es bald auch einen ersten Impftermin für die „Geras Seniorenpflege Mudau“ gibt. Seit 40 Jahren ist er nach eigenen Angaben „in diesem Bereich“ tätig, aber das Corona-Jahr 2020 sei für ihn „das gruseligste Jahr gewesen, das man sich vorstellen kann.“ Daher appelliert er: „Nutzt die Chance, wenn Ihr sie habt. Ich glaube, dass wir die Pandemie nur so in den Griff bekommen können.“ Dann lässt der Mann, der „Geras“ vor zwölf Jahren gegründet hat, auf Worte Taten folgen. Allerdings erst, nachdem er der 85-jährigen Maria Schell den Vortritt gelassen hat. Sie ist nämlich die Erste im Neckar-Odenwald-Kreis, die am Montag die Schutzimpfung gegen das Coronavirus erhält.

Lange überlegen? „Hab’ ich nicht müssen“, meint sie im FN-Gespräch. „Meine Enkelin ist Ärztin. Sie hat gleich gesagt, ich soll mich impfen lassen.“ Den kleinen Piks lässt die Höpfingerin, die seit November in dem Pflegeheim lebt, gelassen über sich ergehen.

Anschließend gibt es Applaus für sie – und lobende Worte von ihr: Sowohl für das Team der „Geras Seniorenpflege Höpfingen“, als auch für das mobile Impfteam: „Gut gemacht!“

„Geras Seniorenpflege Höpfingen“

  • Nach Rekordbauzeit stehen seit dem 2. November insgesamt 75 vollstationäre Pflegeplätze bei der „Geras Seniorenpflege Höpfingen“ zur Verfügung: jeweils 30 in Erd- und Obergeschoss sowie weitere 15 im Dachgeschoss. Dabei handelt es sich um Einzelzimmer. Aber: Auch an Ehepaare ist gedacht – für sie gibt es Zimmer mit Verbindungstüre. Über eine sogenannte geschlossene Abteilung verfügt das Seniorenzentrum in Höpfingen hingegen nicht
  • Aktuell sind 29 der 75 Betten belegt. Die Bewohner werden von 36 Mitarbeitern betreut. mem

Redaktion Redakteurin bei den FN

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