Hardheim. Auf große Resonanz stieß am Dienstag der vom Freundes- und Förderkreis „Unser Krankenhaus“ ausgerichtete Vortrag „Die Schulter – ein komplexes Gelenk stellt sich vor“ von und mit Arne Bieling (Facharzt für Unfallchirurgie und Orthopädie): 200 Zuhörer hatten sich im Pfarrheim eingefunden.
Vorsitzender Fritz-Peter Schwarzbegrüßte namens des Freundes- und Förderkreises das Publikum. Der Referent in das Thema ein. Gemeinhin stellte zunächst die hauptsächlich muskelgeführte Schulter als „komplexestes Gelenk des menschlichen Körpers“ und einem sehr großen Bewegungsumfang vor. Dahingehend seien muskuläre Probleme von meist gravierender Bedeutung; Funktionsstörungen entstehen entweder durch anatomische Variationen oder aber Unfälle, sportliche Überbetätigungen, harte körperliche Arbeit sowie altersgemäßen Verschleiß.
Detailliert, leicht verständlich und mit zahlreichen Schaubildern erklärte Bieling die häufigsten Beschwerden und begann beim „subacrominalen Impingementsyndrom“. Dahinter verbirgt sich das „Handschlag-Engpass-Syndrom“, bei dem als Folge starker Belastungen oder Verletzungen Schmerzen aus dem scheinbaren Nichts auftauchen. „Dieser Schmerz entsteht durch Entzündungen des Schleimbeutels“, erklärte der Experte und propagierte die konservative Behandlung, bei der man zugunsten von Physiotherapie und eigener Mitarbeit des Patienten sowie schmerz- und entzündungshemmender Medikation auf eine Operation verzichten könne. „Operiert wird erst, wenn alles andere nicht mehr half“, bemerkte Bieling und informierte, dass in nahezu allen Fällen die schonende „Schlüssellochtechnik“ praktiziert werden könne.
Vermutlich als Folgeerscheinung chronischer Schleimbeutelentzündungen gilt die über Monate entstehende Problematik der Kalkschulter. Auch hier werde erst beim Versagen anderer Therapiemethoden operiert. Eine komplette Ausräumung des Kalkdepots sei nicht zu empfehlen, sonst drohe ein Loch in der Sehne. Eine konservative Therapie sei meist von Erfolg gekrönt; man müsse aber eine verhältnismäßig lange Behandlungsdauer von bis zu zwei Jahren in Kauf nehmen.
Oftmals ohne konkrete Symptome verlaufe die Schultergelenksarthrose, die durch ultraschallgeschützte Spritzen häufig erfolgreich behandelt werden könne. „Im Härtefall müssen per minimalinvasiver Operation die äußeren fünf Millimeter des Schlüsselbeins entfernt werden“, so der Referent.
Meist zwischen 50 und 65 Jahre alt sind Patienten der Rotatorenmanschettenruptur. „Hier kann der Eingriff nur bei erhöhtem Operations- oder Narkoserisiko umgangen werden“, ließ Bieling wissen und hielt fest, dass eine zeitnahe Diagnose von Vorteil sei. „Nach mehr als zwölf Monaten sind Rupturen oft irreparabel, wobei man über eine Sehnentransferoperation nachdenken kann.“
Als „Blinddarm der Schulter“ gelte die Lange Bizepssehne, die nicht von essentieller Bedeutung, aber immer wieder Quell unterschiedlicher Schmerzen sei. „Hier hilft nur der operative Weg, bei dem die Sehne durchtrennt oder im Bizepskanal fixiert wird“, erklärte Bieling.
Durch Diabetes und weitere Stoffwechselerkrankungen werde die Schultergelenksteife begünstigt; Schultergelenksarthrose trete gehäuft nach Knochenbrüchen und Auskugelungen sowie als Begleitung rheumatischer Beschwerden auf. Diesbezüglich informierte der Referent über den Einsatz von Prothesen. Man müsse aber „je nach Substanz so viel Knochen wie möglich erhalten“.
Nach dem Dank durch Fritz-Peter Schwarz beantwortete der Referent Fragen und gab den Ratschlag, bei seit mehr als vier Wochen bestehenden Schulterproblemen unverzüglich Orthopäden oder Unfallchirurgen aufzusuchen, um Folgeschäden zu vermeiden. ad
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