Windenergie auf dem Kornberg - Bürgerenergiegesellschaften informierten in der Erftalhalle über den Bau von bis zu sechs Anlagen

Eisiger Wind wehte durch die Erftalhalle

Von 
Ralf Scherer
Lesedauer: 
Rund 100 Bürger, überwiegend aus Hardheim und Höpfingen, waren am Mittwochabend in die Erftalhalle gekommen, um sich über den geplanten Windpark „Kornberg“ zu informieren. Mit dem Konzept der Veranstaltung waren die wenigsten zufrieden. © Ralf Scherer

Hardheim. Die Gefühlslage bei einer großen Mehrheit der Besucher in der Erftalhalle variierte am Mittwochabend irgendwo zwischen irrtiert bis regelrecht erbost. Einige verließen den Saal aus Protest, kaum dass die Veranstaltung überhaupt richtig begonnen hatte. Andere machten ihrer Verärgerung immer wieder in Gesprächen untereinander und mit den Fränkischen Nachrichten Luft.

Zufriedene Gesichter waren bei der Bürgerinformation der „EE Bürgerenergie Hardheim“ und der „EE Bürgerenergie Höpfingen“ zum geplanten Windpark „Kornberg-Dreimärker“ nur wenige zu sehen. Was war passiert?

Unter der sperrigen Formulierung der „frühen Öffentlichkeitsbeteiligung im Zuge des immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahrens“ hatten die beiden für den Bau der Windräder gegründeten Unternehmen eingeladen, um über das Vorhaben auf den Gemarkungen Bretzingen, Waldstetten und Höpfingen zu informieren. Die Geschäftsführer der beiden Firmen, Harald Endreß von der Zeag Erneuerbare Energien GmbH, sowie die Bürgermeister Volker Rohm und Adalbert Hauck versprachen bei der Begrüßung, „einen transparenten Weg zu gehen“.

Im Verlauf der in den vergangenen Jahren teilweise sachlich, teilweise aber auch emotional geführten Debatten sei für viele Bürger der Überblick verloren gegangen. Nach wie vor würden viele Argumente für das Projekt sprechen. Deshalb wolle man an diesem Abend über die geplanten Maßnahmen und deren Auswirkungen informieren.

Informationsstände aufgebaut

Den meisten Zuhörern dürfte jedoch nicht auf Anhieb klargeworden sein, dass der Anlass für die Veranstaltung nicht das seit Jahren laufende Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans war, sondern, dass es inzwischen ganz konkret um die Baugenehmigung für bis zu sechs Windräder auf Hardheimer und Höpfinger Gemarkung geht.

Nach Ansicht zahlreicher Besucher war es allein deshalb um die versprochene Transparenz nicht zum Besten bestellt. Einige Bürger hatten Fragen zu dem Projekt vorbereitet, durften diese aber nicht vor dem gesamten Publikum stellen.

Nach ihrer kurzen Begrüßung verwiesen Endreß, Rohm und Hauck auf die im Saal aufgebauten Informationsstände. Dort waren ausschließlich Mitarbeiter der Zeag oder Vertreter von Firmen, die mit den Energieunternehmen geschäftliche Beziehungen unterhalten, vertreten. So informierte die Firma Enercon über den aktuellen technischen Stand beim Bau von Windkraftanlagen. Claus Flore, Leiter Geschäftsfeldentwicklung bei Zeag, beantwortete Fragen zur Energiepolitik und zur Energiewirtschaft.

Dicht umlagert waren vor allem die Stände von Markus Meyle, der zu planungsrechtlichen Fragen Auskunft gab, und des Büros für Ökologie und Stadtentwicklung Beck, wo der Umwelt- und Artenschutz im Mittelpunkt stand.

Eine zentrale Diskussion, die von allen Anwesenden hätte mitverfolgt werden können, war in diesem Rahmen nicht möglich und von den Veranstaltern auch nicht gewünscht. Einige Besucher empfanden das als Affront. Die Masse der Anwesenden nutzte dennoch den vorgegeben Rahmen für ausgiebige Debatten mit den Fachleuten und untereinander. Darüber hinausgehende Fragen konnten – sofern schriftlich formuliert – im hinteren Bereich des Saals in eine Box eingeworfen werden. Dort gab es kurzzeitig Probleme, weil ein Bürger keine Bestätigung für die Abgabe seines Fragenkatalogs erhalten hatte. Deshalb quittierten kurzerhand fünf Besucher als Zeugen den Vorgang. Die übrigen Fragesteller erhielten problemlos eine Kopie mit Eingangsstempel.

Laut Zeag-Pressesprecherin Anja Leipold gingen insgesamt vier Fragenkataloge ein, die nun in die Planung einbezogen und an das Landratsamt weitergeleitet werden sollen. Antworten verspricht das Energieunternehmen bereits beim bevorstehenden Erörterungstermin am 15. März.

Für regelrechte Empörung bei den anwesenden Mitgliedern der „Bürgerinitiative für Gesundheit und Naturschutz Hardheim“ (BGN) sorgte das Gutachterteam um Peter Beck. Auf einem großformatigen Plakat war ein „Faktencheck“ abgebildet, mit dem sich die Gutachter selbst eine einwandfreie Arbeitsweise bescheinigten und der BGN eine „Irreführung der Öffentlichkeit durch Falschdarstellung“ vorwarfen. Ein Vorgehen, das ein juristisches Nachspiel haben könnte. Die Verantwortlichen der BGN lassen inzwischen prüfen, ob sie wegen der am Stand des Büros Beck gezeigten Unterlagen Strafanzeige stellen können.

Veranstalter zufrieden

Weitere Minuspunkte hatten die Gastgeber schon gesammelt, bevor es richtig losgegangen war. Bei Minusgraden mussten viele Interessenten vor der Erftalhalle ausharren. Die Türen waren verschlossen und wurden erst wenige Minuten vor dem Veranstaltungsbeginn geöffnet. Mancher Besucher sah darin Parallelen zum bisherigen Verlauf des Verfahrens, das in den kommunalen Gremien überwiegend hinter verschlossenen Türen vorangetrieben worden und die Öffentlichkeit nur zugelassen war, wenn es sich gar nicht vermeiden ließ.

Die Veranstalter sind mit dem Verlauf des Abends dennoch zufrieden. Mit der frühen Öffentlichkeitsbeteiligung ist für sie der erste Schritt im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung abgeschlossen. „Somit sind wir der gesetzlichen Pflicht in vollem Umfang durch die Veranstaltung nachgekommen“, sagte Harald Endreß.

„Ganz besonders wichtig war es, dass man auch seine Bedenken und Einsprüche sowie Anregungen für und gegen dieses Projekt entweder selbst zu Papier oder zu Papier bringen lassen konnte“, betonte auch Adalbert Hauck. Die Kritik am Format der Veranstaltung wollte er nicht gelten lassen: „Ja, die Erwartung vieler Windkraftgegner für den Kornberg wurde sicherlich enttäuscht. Das lag aber zum Großteil daran, dass man eben erwartet hat, wie bisher gewohnt, eine Plattform zu bekommen, bei der man seine Missstimmung über die Planungen und den bisherigen Verlauf des Projekts einer breiten Öffentlichkeit kundtun und damit auch öffentlich Beifall erreichen kann.“

Ob sein Hardheimer Amtskollege das ähnlich sieht, ist nicht bekannt. Eine Anfrage der FN an Volker Rohm blieb gestern bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten