Irgendwann einmal Fußballprofi zu sein - viele kleine Jungs träumen davon. Für den mittlerweile 25-jährigen Florian Ruck aus Markelsheim war dieser Traum vor zwei Jahren mit seinem Wechsel zum damaligen Zweitligisten SC Paderborn in Erfüllung gegangen. Nun allerdings beendete er im Sommer, im besten Fußballalter, seine Profikarriere und schlug einen anderen Weg ein: Er will Physiotherapeut werden.
Bei seinem Heimatverein, dem TSV Markelsheim, hatte die Laufbahn von Florian Ruck begonnen. Über die Jugend des FSV Hollenbach wechselte er anschließend in die TSG-Hoffenheim-Akademie, wo er sich in der Junioren-Bundesliga durchsetzte. 2011 wurde Ruck dann in die U23 der TSG "hochgezogen". Dort war er Stammspieler und sogar Kapitän. Zeitweise spielte er zusammen mit Nadiem Amiri, Jeremy Toljan oder Kevin Akpoguma, die heute alle Bundesliga-Profis sind. "Dass sie das Zeug dazu haben, sah man schon damals", findet Ruck.
Für ihn selbst sah man in Hoffenheim keine Chance, in der ersten Mannschaft Fuß zu fassen. Demzufolge wechselte er zur Saison 2015/2016 zum SC Paderborn, damals Absteiger aus der Bundesliga. "Das war eine Riesenchance für mich", so Ruck. Zu Beginn der Runde lief es für ihn gut. Drei Pflichtspiele durfte er bestreiten. Sein erstes Zweitligaspiel von Beginn an absolvierte er auf dem legendären Betzenberg. "Das war einer meiner schönsten Momente als Profi. Ich war sehr nervös, natürlich auch aufgrund der Kulisse. Nach dem Spiel hatte ich dann Ohrenschmerzen. Es war einfach extrem laut. Das kannte ich in dieser Form nicht", erzählt Ruck heute mit einem Schmunzeln. Für den Innenverteidiger blieb es in der Spielzeit 2015/2016 jedoch bei den drei Profi-Einsätzen.
Keine zusätzliche Motivation nötig
Nach dem Abstieg des SC Paderborns 2016 blieb Ruck diesem treu. Doch selbst in der 3. Liga kam er kaum zum Einsatz. Dennoch, auch in dieser für ihn persönlich nicht ganz einfachen Phase blieb er stets positiv. "Es hat oft immer nur das Quäntchen gefehlt, um zu spielen. Aber mir hat auch das ganze Drumherum Spaß gemacht: das Training, die Kraft- und Athletikeinheiten. Dadurch habe ich nie wirklich eine zusätzliche Motivation gebraucht, um weiter zu machen", erklärt Ruck seine positive Einstellung. "Außerdem hatte ich mein Hobby zum Beruf gemacht, das allein war für mich schon Motivation genug, dran zu bleiben", fährt er fort.
Aufgrund der sportlichen Talfahrt seines Vereins hatte Ruck in den zwei Jahren beim SC Paderborn sieben unterschiedliche Trainer, unter anderem auch den "Tiger" Stefan Effenberg, den er als sehr guten Coach bezeichnet: "Ich bin gut mit ihm ausgekommen. Er war auch persönlich ein super Typ, ist mit uns Spielern fair umgegangen und hat auch mit mir als jungen Spieler viel gesprochen." Die ständigen Trainerwechsel versuchte Ruck immer als "neue Chance" anzusehen.
Obwohl der SC Paderborn im vergangenen Sommer sportlich erneut abgestiegen war, hielt der Verein diesmal an seinem Trainer, Steffen Baumgart, fest. Einer "wechselte" jedoch: Florian Ruck. Schon länger hatte er sich für die Physiotherapie interessiert und mit dem Gedanken gespielt, beruflich in diese Richtung zu gehen. Nur der Zeitpunkt war für ihn nicht klar. Als er im Sommer feststellte, dass er auch in seiner Heimat, genauer genommen in Bad Mergentheim, den Beruf des Physiotherapeuten erlernen kann, bewarb er sich. Zu seiner Überraschung bekam er einen Ausbildungsplatz angeboten, und Ruck entschied sich dafür, seine Profilaufbahn zu beenden. "Es hat sich in dem Moment einfach richtig angefühlt. Deshalb habe ich mich für die Ausbildung in meiner Heimat entschieden und mein Vertrag wurde in gegenseitigem Einvernehmen aufgelöst."
Dass er nicht so häufig zum Einsatz kam, habe vielleicht zu seiner Entscheidung beigetragen, sei aber nicht der ausschlaggebende Grund gewesen, weil er selbst mit den wenigen Einsatzzeiten noch Spaß gehabt habe. Demnach sei es keine Entscheidung gegen den Fußball gewesen, sondern für die Physiotherapie.
Auf sein Gefühl verlassen
"Es war nicht so, dass ich den Fußball gar nicht mehr weiterausüben wollte, sondern es war eher eine Abwägung: Was will ich mehr?", sagt Ruck. Er kann verstehen, dass seine Entscheidung für Außenstehende vielleicht unverständlich aussehen mag, aber er wollte sich eher auf sein Gefühl verlassen als auf irgendwelche Ratschläge anderer Personen.
"Ich bereue die Entscheidung nicht, da mir die Ausbildung sehr viel Spaß macht", zeigt er sich mit seinem "Richtungswechsel" zufrieden. Auf den Beruf des Physiotherapeuten sei er erst durch den Fußball gekommen, da er durch diesen in den letzten Jahren viel mit "Physios" zu tun hatte. "Ich wollte immer wissen, wie der Körper im Stande ist, solche Höchstleistungen zu vollbringen", gibt Florian Ruck als einen Grund an, warum der Beruf ihn so fasziniert.
Nach seiner Ausbildung sei es für ihn zu spät für den Profifußball. Dass er dennoch noch einmal seine Kickschuhe schnürt, will Ruck nicht ausschließen. Im Moment, sagt er mit einem Lächeln im Gesicht, sei er aber froh, Abstand zum Fußball zu haben und den Kopf so frei für neue Erfahrungen zu bekommen.
Das ist Florian Ruck
Geboren am 6. Februar 1992 in Bad Mergentheim
Stationen: TSV Markelsheim Jugend , FSV Hollenbach Jugend (bis 2008), TSG Hoffenheim Jugend (2008 bis 2011), TSG Hoffenheim II (2011 bis 2015), SC Paderborn (2015 bis 2017)
Leistungsdaten: Regionalliga Südwest: 64 Spiele; Regionalliga Süd: 23 Spiele; 3.Liga: 9 Spiele; 2.Liga: 2 Spiele; DFB-Pokal: 1 Spiel
Position: Innenverteidiger mes
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