Hardheim. Nah am Zeitgeschehen war der Freundes- und Förderkreis "Unser Krankenhaus" bei seinem 58. Informationsvortrag: Im Pfarrheim referierte Internist Dr. Andreas Mövius über die Volkskrankheit Diabetes mellitus, an der Schätzungen zufolge rund 6,7 Millionen Deutsche leiden.
Nach kurzem Intro von Fritz-Peter Schwarz stellte Mövius fest, dass Diabetes "häufig unterschätzt" werde oder zumindest "nicht ausreichend behandelt und schlecht eingestellt". Man unterscheide zwischen drei Typen: Eher selten und entweder über Zellverlust oder Immunvermittlung tritt Typ 1 auf, während Typ 2 eine Folge von Insulinresistenz oder einem Insulinsekretionsdefekt ist.
Weitere Fälle der Zuckerkrankheit können bei Schwangerschaften, Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse oder als Nebenwirkung von Medikamenten auftreten.
Aufgrund der signifikanten Mehrzahl von Erkrankten begrenzte Mövius seine Expertise auf Diabetes Typ 2. Hier nannte er Insulinresistenz als eine Ursache: Die verminderte oder aufgehobene Wirkung des in der Bauchspeicheldrüse produzierten Hormons könne vererbt werden, aber auch aus starker Gewichtszunahme bei nicht ausreichender Insulinproduktion oder der Bildung von Antikörpern dagegen ausgelöst werden.
Wohl sei Fehlernährung ein Thema, doch dürfe man nicht pauschal die Schuld bei Süßwaren suchen: "Auch Mehlprodukte, Kartoffeln oder Reis sind bei zu hohem Konsum problematisch", merkte er an und versuchte, das Image eines übergewichtigen Patienten zu entkräften: "Es gibt auch genügend normalgewichtige Zuckerkranke", sagte der Arzt. Doch auch sie seien von bekannten Risiken betroffen - das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle, Niereninsuffizienzen, partielle Erblindung durch Netzhautschäden oder Beinamputationen steige bei Diabetikern an.
"Sobald die Diagnose auf dem Tisch liegt, möge man zumindest nicht weiter zunehmen", betonte er. "Ein maßvoller Genuss von Süßigkeiten und Alkohol ist gestattet, doch sollte man auch gesunde Dinge wie Obst zu sich nehmen und viel Wasser trinken."
Als eine Therapiemethode führte Mövius die als "Lifestyle Intervention" geläufige Änderung der Lebensweise an. "Sie senkt durch Gewichtsabnahme und Bewegung das Risiko, um gleichsam die Lebensqualität zu erhöhen", erklärte der Mediziner und stellte gegen Ende seines Referats diverse Medikamente vor. Neben den gängigen Präparaten könne man auch auf Haferkuren nach Carl von Noorden zurückgreifen, in deren Zuge an zwei Tagen pro Woche ausschließlich warmer Haferschleim gereicht werde. Diese 1903 mangels medikamentöser Alternativen eingeführte Therapie sei auch nach aktuellen Untersuchungen hilfreich. Mit einer Fragerunde endete der Abend. ad
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