Theatergruppe „Kubaner Szene“ - Premiere des Stücks „Zum Erben muss erst einer sterben“

Spannend, heiter und turbulent

Von 
Heinz Weber
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Spannend, heiter und turbulent ging es bei der Theaterpremiere der „Kubaner Szene“ im Dorfgemeinschaftshaus zu. Aufgeführt wurde das Theaterstück „Zum Erben muss erst einer sterben“ von Jörg Appel. © Heinz Weber

Spannung pur gab’s zur Premiere der Theatersaison 2018 der Theatergruppe „Kubaner Szene“ im Dorfgemeinschaftshaus, das einmal mehr voll besetzt war.

Kupprichhausen. Zwischenzeitlich ist es bereits ein Jahrzehnt, dass Regisseur Jörg Appel alljährlich mit seiner Theatergruppe „Kubaner Szene“ die Theaterfreunde begeistert. Appel hat es als Textbuchautor und Regisseur in dieser Zeit immer wieder verstanden, mit seinem Team Themen aufzugreifen und zu inszenieren, die mit lokalem Bezug, Thematik, heimischer Mundart und treffendem Humor das Publikum begeisterte –so auch in diesem Jahr, wie der Titel „Zum Erben muss erst einer sterben“ erwarten ließ.

Als die Theaterglocke zum dritten Mal ertönte, öffnete sich der Vorhang und gab den Blick frei auf ein Bühnenbild mit Forsthausidylle. Auch hier hatte die Heimat Kupprichhausen mit ihrem Forsthaus am Ahornhof Pate gestanden. Der richtige Ort, um in eine Zeit zurückzublenden, die alles andere als romantisch und oft vom Kampf um das tägliche Brot bestimmt war.

Spuren allgegenwärtig

Es war der Beginn der 50er Jahre, der Zweite Weltkrieg war vorüber, doch seine Spuren waren immer noch allgegenwärtig. Manches ging in den Kriegs- und Nachkriegswirren unter oder blieb im Unklaren und fand erst später seine Aufklärung. Dass dabei gelegentlich auch so manche Kuriositäten und Ungereimtheiten mitspielten, liegt auf der Hand. Dies war auch der Stoff für diese Theateridee, die Jörg Appel als Textbuchautor und Regisseur in dem dreiteiligen Stück „Zum Erben muss erst einer sterben“ wieder hervorragend inszeniert hatte.

Es war eine kurzweilige Zeitreise in die 50er Jahre mit lustigen, aber auch traurigen, melancholischen und überraschenden Momenten. Ort des Geschehens: das Forsthaus am Ahornhof.

Der Krieg war vorbei und jeder musste sehen, wie er seine Familie durchbringt. So auch im Forsthaus, wo Förster Heinrich mit seiner Familie und seinem Bruder Fritz, der in den Kriegsjahren seine Stimme verloren hatte, lebte. Nichts störte den Alltag und so frönte Förster Heinrich mit seinem Jagdfreund Michel der Jagd, wenn da nicht ein Wilderer in der Nähe sein Unwesen getrieben hätte.

Nicht so rosig ging es da dem Köhlerjungen Georg in der Nachbarschaft, der, nachdem der Vater gestorben und die Mutter krank war, allein die schwere Köhlerarbeit verrichten musste.

Doch seine Liebe zur Musik und sein Flötenspiel am Holzkohlenmailer ließen ihn auch das harte Los ertragen.

Doch so zufrieden wie Georg auch war, so schlitzohrig war er auch, wenn es darum ging, sich gelegentlich mal etwas Fleisch aus dem Jagdrevier von Förster Heinrich zu besorgen.

Ein beschauliches Leben am Ahorn, das sich aber schlagartig änderte, als plötzlich Betty, eine Amerikanerin aus Hamburg, mit ihren zwei Kindern auftauchte und behauptete, sie sei die Frau von Egon, dem Bruder von Förster Heinrich und Fritz, der vor kurzem verstorben sei. Jetzt stehe sie mit ihren Kindern mittellos da und hoffe, bei Förster Heinrich und seiner Familie unterzukommen.

Vor dem Krieg geflohen

Egon war vor dem Krieg geflohen, weil er einen Nazi beim Wildern erwischt und niedergestreckt hatte. Er war davon ausgegangen, dass dieser tot sei und war nach Hamburg geflohen, von wo aus er nach Amerika verschwand und seitdem verschollen war.

Heinrich ist misstrauisch und vermutet, dass Betty es wohl nur auf das Erbe von Bruder Egon abgesehen habe. Jetzt geht es munter auf dem Ahornhof zu, denn zu dem Misstrauen von Förster Heinrich zeigt sich, dass Betty auch mächtig Anziehungskraft auf Bruder Fritz und Förster Heinrichs Jagdfreund Michel ausübt

. Doch für Luise, Ehefrau von Jagdfreund Michel, hört da der Spaß auf und sie holt mit einer Ladung Schrot auf den Allerwertesten ihres Gatten diesen wieder zurück an den heimischen Herd.

Es geht munter zu und das Verwirrspiel wird immer größer – Köhlerjunge Georg versteht es geschickt, dies für sich zu nutzen. Als dann noch Rita, die Freundin von Betty, auftaucht, nimmt das Geschehen um Egon und seiner angeblichen Familie ein jähes Ende.

So langsam kommt die Wahrheit auf den Tisch. Bruder Egon lebt noch in Amerika und die Geschichte mit Betty war nur erfunden. Ein Schock für Fritz, der plötzlich seine Sprache wieder findet und zwischenzeitlich für Betty große Sympathien hegt. Allmählich kehrt auch im Forsthaus wieder Ruhe ein, denn letztlich war es nicht das Erbe von Bruder Egon, sondern die Sorge um die Zukunft ihrer Kinder, die Betty zu diesem Schritt bewogen hatte.

Besser hätte man das Finale für diesen Theaterabend wohl nicht gestalten können, als es Köhlerjunge Georg mit seinem Flötenspiel „Der Mond ist aufgegangen“ am rauchenden Kohlemailer verstand und damit alle Akteure auf, vor und hinter der Bühne und das Publikum zum Mitsingen animierte. Ein stimmungsvolles Finale.

Ein toller Theaterabend, der zweieinhalb Stunden Spannung, Unterhaltung, Humor und Heiterkeit, aber auch so manch Besinnliches und Nachdenkliches bot.

Dank sagte Regisseur Jörg Appel den Theatergästen und allen, die mitgeholfen hatten, dass dieser Theaterabend wieder zu so einem großartigen Erfolg wurde.

Zehn Jahre „Kubaner Szene“

Seit zehn Jahren gibt es die „Kubaner Szene“.

Es begann 2009, als man mit einem Theaterstück Geld für die Kindergartenrenovierung einspielen wollte.

Die Faszination „Theater“ ließ viele der damaligen Laienspieler nicht mehr los und so entwickelte sich die nunmehr zehnjährige erfolgreiche „Kubaner Szene“, die fest mit dem Namen Jörg Appel verbunden ist.

Er schrieb in diesem Jahrzehnt die Textbücher und führte Regie.

Danke sagte er am Premierenabend den Aktiven und Laienspielern, die seit nunmehr zehn Jahren ununterbrochen auf, vor oder hinter der Bühne stehen und somit die Garanten für den Erfolg der Theaterfreunde „Kubaner Szene“ sind. Ihnen überreichte er jeweils eine Bildkollage mit Erinnerungen aus zehn Jahren „Kubaner Szene“. Seit zehn Jahren sind mit dabei: Hannelore Rieger-Appel, Petra Rieger, Tanja Hellinger, Heike Kilian, Jens Heffner, Marco Hellinger, Karsten Hellinger und Mario Appel.

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