Kupprichhausen. In ihrer vierten Spielsaison lässt die Theatergruppe "Kubaner Szene" mit der jüngsten Aufführung ihres Luststückes "Himmel, Herrgott, Sakrament ..." wieder keinerlei Wünsche offen. Bei der Premiere am Samstagabend im ausverkauften Kupprichhäuser Dorfgemeinschaftshaus gab es viel zu lachen. Regisseur Jörg Appel, der auf den Ideen und Anregungen der Laienspielgruppe das Stück geschrieben hatte, bot gar manches, an das sich viele erinnerten, die einmal bei einer Wallfahrt dabei waren. Doch neben dem Humor gab es auch viel Tiefgründiges, das eine Wallfahrt in sich birgt.
Dass man sich hierbei an die Fußwallfahrt nach Walldürn anlehnte, sorgte für viel Lokales, das bei diesem Stück in gelungenen humorvoller Art und Weise, doch auch mit dem notwendigen Respekt, aufbereitet wurde. Zurückverlegt in das Wallfahrtsjahr 1905 zauberte Jörg Appel mit seiner Truppe menschliches, was sich am Rande einer solchen Wallfahrt zuträgt, auf die Bühnenbretter. Auch der Hintergrund des Lustspiels wie Wallfahrtsmusik und Bühnenkulisse ließen keine Wünsche offen und zogen die Theaterfreunde in ihren Bann. Ebenso gab der technische Fortschritt zu Beginn des letzten Jahrhunderts- hier war es die Filmkunst - dem Luststück in seinem Finale eine ganz besondere Note.
Zum Inhalt: Man hatte sich in Kupprichhausen nach alter Tradition auf den Wallfahrtsweg nach Walldürn begeben. Dass bei einer solchen Wallfahrt nicht immer alles nach Plan läuft, ist wohl nicht von der Hand zu weisen. Zum einen ist es manchmal die selbst auferlegte Buße wie Erbsen in den Schuhen oder das Spielen von Marienliedern durch evangelische Nachbargemeinden. Klar, dass da die Evangelischen den Katholischen bei ihrer Wallfahrt nicht immer nur Sympathien entgegenbrachten.
Auch das Erzählen kam bei den Wallfahrten oft nicht zu kurz. So auch bei der Wallfahrt 1905, bei der auch die drei Dorftratschen Karoline, Juliane und Sophie mit dabei waren. Um dem Geschwätz aus dem Weg zu gehen, fand man eine List, die Drei nicht wie üblich im Gasthof sondern im benachbarten feinen Hotel ein zu quartieren. Doch auch die Familie des Bürgermeisters und des Pfarrers liebäugelten mit der besseren Übernachtung. Hier hatte sich aber schon Gräfin Constanze von Kaltenacker, die mit ihrer Filmkamera die Wallfahrt der Kupprichhäuser festhalten wollte, einquartiert. Nachdem Hotelchefin Rosa die Hotelangestellten gefeuert hatte, muss Hoteldiener Heinrich auch als Empfangschef, Ober, Zimmermädchen und Koch fungieren. Da kam es schon vor, dass bei der Zimmerbelegung so einige Verwechslungen auftreten. Großes Malheur auch bei den Dorftratschen, denn im Wettstreit um das Tragen der Fahne ging die Fahnenstange zu Bruch und auch das Fahnentuch wurde in Mitleidenschaft gezogen. Doch schnell war eine Lösung gefunden. Just wurde im Hotel eine Ersatzfahnenstange beschafft, die Fahne gesäubert und auch noch für den Heimweg geschmückt. Turbulent ging es auch bei den übrigen Hotelgästen zu. Da wurden Beziehungen geknüpft, Bekanntschaften geschlossen und Absprachen getroffen. Doch da lief so einiges schief, zumal man sich gewaltig in den Zimmernummern irrte. Da war auch noch der sture Bürgermeister Franz, der alles unternahm, um den höheren Schulbesuch seiner Tochter Ida zu verhindern. Da schaltete sich Gräfin Constanze ein, die mit Hoteldiener Heinrich einen Plan ausheckte. Constanze dokumentierte die Geschehnisse dieser turbulenten Nacht in ihrem Filmkasten.
Da war am Morgen beim Wallfahrtsfrühstück das Erschrecken und Erstaunen groß, als die Gräfin den Film präsentierte. Schnell wollte man da das Geschehene vergessen, versprach Stillschweigen und gelobte Besserung.
Ein spannendes humorvolles Stück das nicht nur die Theaterfreunde begeisterte, sondern auch für die Stummfilmfreunde ein heiteres Schmankerl parat hatte. Spontaner Beifall bei den einzelnen Szenen und der Beifallssturm am Ende der Vorstellung waren ein Beweis dafür. prewe
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