40 Jahre Wildpark Bad Mergentheim (Teil 3 und Schluss) - Hier können die Besucher Nutztiere hautnah erleben

Wenn halbstarke Landschweine toben

Von 
Holger Schmitt
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Ein Leiterwagen, von Waliser Ziegen gezogen, das war früher das Gespann armer Bauern.

© Holger Schmitt

Bad Mergentheim. Im Hintergrund ist Wolfsgeheul zu hören. Die Schafe grasen friedlich auf der Weide, der stolze Hahn kräht und pickt zufrieden seine Körner. Der Wildpark ist eben nicht nur wild. Mindestens so interessant wie Hirsch, Wolf oder Luchs sind für die Stadtkinder die Nutztiere Ochse, Esel oder Ziege, welche sie zum Teil noch nie im Leben gesehen haben.

Erwachsene gehen in die Knie

Im Bad Mergentheimer Wildpark erleben die Menschen Nutztiere hautnah. Es sind nicht nur die Kleinen, die gerne junge Ziegen streicheln oder Schafe füttern. Da gehen auch gestandene Erwachsene in die Knie, um ein Zicklein anzurühren.

Besonders spannend wird es, wenn auf der Wiese, hoch über der Kurstadt, gezeigt wird, was die Tiere alles können. Mit Häschen, Schweinen, Gänsen, Eseln, Schafen eine perfekte, mit viel Humor gewürzte Schau zu inszenieren, das ist schon beeindruckend.

Schäferhund Tim treibt gekonnt die Coburger Füchse, Schafe einer alten, selten gewordenen Rasse, über eine schmale Brücke. Als Universaltalent hält er kurz danach die Laufenten auf Kurs und treibt sie durch ein Spalier begeisterter Kinder. Die halbstarken Hällischen Landschweine toben mit flatternden Ohren am Publikum vorbei und vollführen ihre Kunststücke. Ein "Mohrenköpfle", wie die Rasse auch genannt wird, nuckelt mit gierig an einer Flasche Johannisbeersaft.

Ein Pony zieht den Wagen mit einer dicken Sau über den Platz, Waliser Ziegen, schwarz-weiß wie die Mohrenköpfle, schleppen einen Leiterwagen am Publikum vorbei. Es soll dokumentiert werden, wie vielfältig früher Haustiere genutzt wurden.

Die Menschen brauchten in früheren Jahren ihre Tiere. Es waren eben nicht nur die bekannten wie Pferde, Kühe oder Hunde, die von Nutzen waren. So war die Ziege als Zugtier eben das Pferd der ärmeren Bauern und gab dazu auch noch Milch.

Die Älteren im Publikum erinnern sich noch an die Rindergespanne mit denen, noch in den 50er Jahren, die Ernte vom Feld geholt. Zurzeit wird ein Gespann vierjähriger Limpurger Ochsen trainiert. Es ist ganz schön mühsam, die Tiere dazuzubekommen, den schweren Wagen auf gerader Bahn zu ziehen. Es wird noch eine Weile dauern, bis die beiden goldbraunen, kraftstrotzenden Rinder vor großem Publikum auftreten können.

Viel Coaching dabei

So ist das mit allen Tieren der großen Wildparkschau. Es steckt viel Training dahinter, die Kamele (unersetzlich in den Wüstenregionen) dem Publikum zu präsentieren oder die "Deutschen Lachshühner" humorvoll zu zeigen.

Das alles findet auf einer Wiese am Waldrand statt. Im Hintergrund ruft der Kuckuck, hämmert ein Specht. Die Mehlschwalben finden Nistmöglichkeiten in den Ställen des Parks und zeigen ihre Flugmanöver so ganz nebenbei. Wenn die Tauben aufsteigen und über dem Wildpark kreisen, sind oft zwei wilde Schwarz-Milane im Pulk.

40 Jahre Wildpark in Bad Mergentheim, das ist eine Erfolgsgeschichte für die Stadt und das ganze "liebliche" Tal. Mit diesen Bericht schließen die Fränkischen Nachrichten die Jubiläumsserie ab. Es wird aber auch in Zukunft viel spannende Geschichten rund um den Wildpark geben.

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