Corona-Ausbruch in der Median Klinik Hohenlohe - Lage in dem Haus hat sich inzwischen beruhigt / Weitere Mitarbeiter und Patienten mit Symptomen

„Testergebnis war sehr großer Schock“

Von 
Bettina Semrau
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Zwei Patienten der Median Klinik Hohenlohe sind am Samstag positiv auf das Coronavirus getestet worden. Wir fragten die Kaufmännische Leiterin Nadine Helbig nach der Lage in der Klinik.

Bad Mergentheim. „Es ist ruhig“, schildert die Klinikleiterin die aktuelle Stimmung in ihrem Haus, nachdem die Testergebnisse in der Einrichtung, die neben einer geriatrischen auch über eine orthopädische Abteilung verfügt, am Samstag für einen „sehr großen Schock“ gesorgt hatten: Zwei Patienten aus zwei unterschiedlichen Stationen der Geriatrieabteilung waren positiv auf das Coronavirus getestet worden.

Die Klinik, die zur Median-Unternehmensgruppe mit 120 Kliniken und Einrichtungen gehört, verfügt über ein eigenes Corona-Testkontingent. So hatte man selbstständig entscheiden können, zwei Patienten der geriatrischen Abteilung zu isolieren und auf das Virus zu testen – obwohl sie laut Helbig „keine starken Symptome“ zeigten, jedoch über Halsschmerzen, Fieber und Husten klagten. Auch hatten die Patienten weder Kontakt zu nachweislich Infizierten, noch hatten sie sich unlängst in einem Risikogebiet aufgehalten, sagt Helbig.

Nachdem das Testergebnis am Samstag vorlag, informierte die Klinikleitung das Gesundheitsdezernat des Landratsamts Main-Tauber-Kreis. Sämtliche Schritte, heißt es in einer am Sonntag veröffentlichten Pressemitteilung der Klinik, würden „eng mit der Behörde abgestimmt“. Man richte sich „streng nach deren Anweisungen“, sagt Helbig im Gespräch mit unserer Zeitung.

Das Gesundheitsamt habe sehr schnell reagiert und auch bereits am Wochenende Schutzmasken des Standards FFP2 vor das Haus stellen lassen. „Wir sind im ständigen Austausch mit der Einrichtung“, ließ der Pressesprecher des Landratsamtes, Markus Moll, auf Nachfrage unserer Zeitung wissen. Zurzeit gebe es keine neuen Testergebnisse. Auch zu den Patienten im Krankenhaus gebe es „über die Notwendigkeit der stationären Behandlung hinaus nichts Berichtenswertes zu sagen“, so Moll weiter. Die zwei Corona-Betroffenen waren in das Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim verlegt worden. Die Median Klinik Hohenlohe mit derzeit insgesamt 166 Patienten und vier Begleitpersonen steht bis auf weiteres unter Quarantäne. Außerdem wurden und werden alle direkten Kontaktpersonen der erkrankten Patienten derzeit ermittelt und isoliert. Dabei handelt es sich nach bisherigem Kenntnisstand um zehn Mitarbeitende aus dem Bereich Pflege, die sich in häuslicher Isolation befinden. Neun Mitpatienten, die Kontakt zu den Infizierten hatten, wurden zum Großteil auf ihren Zimmern isoliert. Aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands wurde ein weiterer Patient ebenfalls in das Caritas-Krankenhaus verlegt.

Räumlichkeiten desinfiziert

Bereits am Wochenende war mit der Testung aller direkten Kontaktpersonen der Erkrankten begonnen worden. Bevorzugt wurden und werden dabei die Personen, die Symptome zeigen. Auch sind die Räumlichkeiten mit speziellen Flächendesinfektionsmitteln gesäubert worden.

Das Personal in den betroffenen Stationen sowie präventiv in der gesamten Geriatrie war mit Schutzkleidung und -masken ausgestattet worden. Alle Patienten des Hauses – sowohl in der Geriatrie als auch in der Orthopädie – befinden sich derzeit auf ihren Zimmern, ihre Versorgung wurde auf Zimmeressen umgestellt. Die Isolation ist besonders in der momentanen Gefährdungslage für manche Patienten psychisch stark belastend. Doch da die Klinik 163 Patienten zu versorgen habe, könne man nicht zu jedem den persönlichen Kontakt halten, bedauert Nadine Helbig. Doch sei am Sonntag ein Servicetelefon eingerichtet worden, bei dem sich die Patienten mit ihren Fragen und Bedürfnissen melden können. Außerdem bietet die psychologische Abteilung seit gestern ein zusätzliches Gesprächsangebot per Telefon an, bei dem die Patienten ihre Sorgen und Ängste mitteilen können. Trotz dieser Rundum-Versorgung gebe es auch einzelne Patienten, die das Haus möglichst bald verlassen möchten. „Wir versuchen, hier besonders den Risikopatienten zu vermitteln, dass sie in der momentanen Situation in ihrem Klinikzimmer besser aufgehoben sind als zuhause“, sagt Helbig, da die Klinik sowohl die Verpflegung als auch die medizinische Versorgung gewährleisten könne. Um die Versorgung der Bewohner trotz des Ausfalls von zehn Pflegekräften weiter sicherzustellen, werden in der Klinik Doppelschichten gefahren. Auch seien Mitarbeitende aus ihrer Freizeit in die Klinik zurückgekommen, um auszuhelfen.

„Neben den direkten Kontaktpersonen sind wir im Moment dabei, auch alle weiteren Patienten und Mitarbeitende des Hauses vorsorglich testen lassen, um größtmögliche Sicherheit zu haben“, berichtet Helbig. Der Betrieb der Klinik sei so bis auf weiteres sichergestellt, „auch dies auf Anordnung der Gesundheitsverwaltung“, wie sie ergänzt.

Wie die Berliner Pressesprecherin der Median Unternehmensgruppe Magdalena Nitz im Gespräch mit unserer Zeitung sagte, hatte die Klinikgruppe bereits im Februar begonnen, sich gegen das Coronavirus zu wappnen. Ein eigens gegründeter Krisenstab ist täglich per Videochat in Kontakt mit den Häusern. So seien bereits vor Wochen zentral Vorräte von Coronatests, Schutzkleidung, Desinfektionsmitteln und Medikamenten angelegt worden. Hier seien die angeschlossenen Kliniken vorerst noch ausreichend versorgt. Auch für den Fall einer deutlichen krankheitsbedingten Reduzierung des medizinischen Personals hat die Klinikgruppe Ersatz- und Notfallpläne ausgearbeitet. In Bad Mergentheim waren vor drei Wochen Maßnahmen wie die Reduzierung von Gruppengrößen sowie Patienten- und Mitarbeiterschulungen vorgenommen worden. Vor zwei Wochen kamen noch das Besuchsverbot für Angehörige und der Aufenthalt der Patienten in ihren Zimmern hinzu.

Weitere Ergebnisse am Dienstag

Aktuell wird in der Klinik weiter getestet. Hierbei konzentriert man sich zunächst auf alle, die Symptome zeigen. Diese Zahl hat sich am Wochenende sowohl unter Patienten wie auch unter dem Personal vermehrt. Zum Testen sind in jeder Station Teams aus Ärzten und Verwaltungsangestellten unterwegs. Mit weiteren Testergebnissen wird am Dienstag gerechnet.

Insgesamt sei sie „unheimlich stolz auf alle Mitarbeiter, die jetzt an meiner Seite sind“, sagt Helbig. Alle Bereiche der Klinik, ob Verwaltung, Empfang oder Hauswirtschaft, würden die Pflege im Moment unterstützen. „Wir rücken ganz eng zusammen“, sagt Helbig und ergänzt: „Für mich ist es ein ganz, ganz tolles Gefühl, Unterstützung zu erfahren“.

Redaktion Redakteurin bei den FN

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