Dr. Carlheinz Gräter - Der Historiker, Autor und Journalist feiert heute seinen 80. Geburtstag / Mehr als 90 Bücher veröffentlicht / Engagierter Einsatz fürs Stadtbild

"Landschaft: Legierung von Natur und Geschichte"

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Dr. Carlheinz Gräter feiert heute seinen 80. Geburtstag.

© Keßler

Bad Mergentheim. Sachkundig und liebevoll zugleich hat Dr. Carlheinz Gräter mit seinen zahlreichen Büchern dem Süden Deutschlands ein Denkmal gesetzt. Heute feiert er seinen 80. Geburtstag.

"Geschichte nachzuzeichnen, ist ein verwegenes Unternehmen des Menschen", schreibt Dr. Carlheinz Gräter 1967 in seinem Erstlingswerk "Weikersheim an der Tauber". Mutig und zielbewusst hat sich der Jubilar dieser Herausforderung gestellt und die Landeskunde zu seinem Lebensinhalt gemacht.

Von Mosel bis Bodensee

Ausgehend vom Taubertal zog er in seinem literarischen Schaffen die Kreise immer weiter von den Vogesen bis zum Ries, von der Mosel bis zum Bodensee. Die engere Umgebung hat der gebürtige Bad Mergentheimer dabei nie vergessen. "Hohenloher Miniaturen: Geschichte und Geschichten", ist seit bisher letztes Werk. Viele Tausend Leser hat sein bildhafter Sprachstil fasziniert, mit dem er aus trockenen Fakten lebendige Fenster in die Geschichte gestaltet.

Er schreibe, "damit die Leute wissen, wo sie herkommen, wer sie sind und was sie zu achten und zu bewahren haben", sagt Gräter. 90 Bücher hat er veröffentlich und bei 50 weiteren mitgearbeitet.

Etliche Preise

Kein Wunder, dass sein Lebenswerk mit etlichen Preisen gewürdigt wurde. Den "Ferler-Preis" erhielt der Jubilar für seine Doktorarbeit "Linksliberalismus im Kaiserreich". Es folgten der Scheffel-Preis, der Feuilleton-Preis der Stadt Schwäbisch Hall und der Kulturpreis des Frankenbundes. Abgerundet wurden diese wohlverdienten Ehrungen im Jahr 2013 durch den "Sprachbewahrerpreis" der Regionalgruppe Sprachkultur Mainfranken des Vereins Deutsche Sprache und den Ehrenpreis des Main-Tauber-Kreises.

Geschichte und Germanistik

Schon als Schüler hat Gräter gerne für die Jugendseite der "Tauber-Zeitung" geschrieben. Dann studierte er Geschichte, Germanistik und zunächst auch Geografie in Würzburg, Göttingen und Heidelberg.

Mit dem Rad unterwegs

Auf seinem Fahrrad war er in den Semesterferien im Altkreis Mergentheim unterwegs, sprach mit Menschen und recherchierte Geschichten. "Das war meine Menschwerdung", meint er - hier habe er die Nähe zum wirklichen Leben gefunden. Viele Artikel für die einstige "Main-Tauber-Post" waren das Ergebnis. Daneben standen seine großen Reisen. "Ich hatte Fernweh", stellt Gräter fest. So reiste er per Anhalter über Griechenland und die Türkei bis nach Afghanistan.

Nach dem Studium wurde Gräter Redakteur bei der "Main-Post" in Würzburg und schrieb nebenbei zu landeskundlichen Themen für den Süddeutschen Rundfunk und den Bayerischen Rundfunk. Im Jahr 1972, tauschte er dann den sicheren Stuhl in der Reaktion gegen das ungebundene Leben als freier Schriftsteller.

Lauda, Würzburg, Kurstadt

Er lebte in Lauda, lange Zeit in Würzburg, dann in Schweinfurt. Seit 2009 ist er wieder in Bad Mergentheim zuhause.

"Die Landschaft ist eine Legierung von Natur und Geschichte", betont der Jubilar. Das wollte er in seinen Büchern nachzeichnen, in heimatkundlichen Führern und Bildbänden mit Geschichten zu Kirchen, Klöstern und Wein.

Lange Kette

Den Menschen weist Gräter dabei ihren angemessenen Platz zu: "Wir sind nur ein Glied in einer langen Kette". Für die Gestaltung der Zukunft gelte es, das Wissen um das Vergangene zu bewahren. Allerdings: "Heute ist mit Landeskunde nichts mehr zu machen", stellt der Autor bedauernd fest. Die akribische Beschäftigung mit Quellen und Fakten sei nicht mehr gefragt. Konsequenzen würden daraus schon gar nicht mehr gezogen.

Das erlebt Gräter auch bei seinem Engagement im "Bürgerforum Stadtbild", zu dessen Gründungsmitgliedern er zählt.

"Stadtrat schaut weg"

Er habe Bad Mergentheim noch als Ackerbürgerstadt gekannt und geschätzt, stellt er fest.

Was in den letzten Jahren aber geschehe, sei "eine Katastrophe für das Stadtbild". Schöne alte Gebäude würden abgerissen - und der Stadtrat schaue weg. Was neu gebaut werde, sei kaum einmal etwas Adäquates. Alle Mahnungen des Bürgerforums zu einem sensiblen Umgang mit der Bausubstanz brächten nichts.

Der kritische Denker Gräter will sich trotzdem nicht unterkriegen lassen. Wer weiß - vielleicht gibt es doch noch Menschen, die wissen, dass es um das "rechte Maß" geht, bei historischen Gebäuden, bei Heimat und bei Geschichte. peka

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