Der badische Bahnhof Edelfingen wurde 1868/1869 von der Großherzoglich Badischen Staatseisenbahn erbaut.
Edelfingen. Das Stationsgebäude in Edelfingen war mit 23 621 Gulden und der zugehörige Güterschuppen mit 5813 Gulden Baukosten veranschlagt. Im Frühjahr 1869 wurde mit der Herstellung des Verladeplatzes begonnen.
Obwohl Edelfingen zum Oberamt Mergentheim gehörte und somit württembergisch war, unterstand die Station der Großherzoglich Badischen Staatseisenbahn.
Mit Telegrafenamt
Edelfingen war von Anfang an Personen- und Güterstation mit Express- und Stückgut und Wagenverladungsverkehr. Die Station verfügte auch über ein Eisenbahntelegrafenamt. Die Güterstation und das Lagerhaus (Sparda) hatten einen eigenen Gleisanschluss mit einer Laderampe für Kopf- und Seitenverladung sowie eine Gleiswaage mit 60 Tonnen Tragfähigkeit.
1873 wurden von hier 4355 Zentner Güter versendet und 2153 Zentner Güter empfangen. Im gleichen Jahr wurden 12 938 Fahrkarten verkauft. Bis 1938 verluden hier jüdische Viehhändler und eine Exportschlächterei Schlacht- und Nutzvieh.
Die Süddeutschen Hammerwerke bezogen über die Bahnstation Edelfingen Stahl und Kohle und verschickten von hier aus Gabeln, Spaten und Hacken. Ein örtlicher Brennstoffhändler bezog von hier seine Kohlen. Die Kellerei Eckert beförderte von der Güterstation aus Wein in Kesselwagen. Eine Küferei verfrachtet von hier aus ihre Produkte bis nach England.
Neben dem Entladegleis befand sich hier noch ein Ausweichgleis sowie das Hauptgleis der Bahnstrecke Lauda-Königshofen-Bad Mergentheim. In den Anfangsjahren befand sich das Stellwerk der Bahnstation noch außerhalb des Empfangsgebäudes – später wurde dieses im Fahrdienstraum eingebaut. Noch bis in die 1960er Jahre ging sämtlicher Postverkehr über die Bahnstation. H.rr Bäthge holte hier seine Postlieferungen mit einem Postkarren ab.
Nach Auflösung des Postens 2a 1958 bediente der Fahrdienstleiter den Übergang km 3+308 von hier aus per Anrufschranke noch bis zum Rückbau am 16. März 1992. In den 1960er Jahren erfolgte Edelfingens Vollangliederung als Außenstelle an den Bahnhof Bad Mergentheim.
Das Stammpersonal bestand aus zwei Eisenbahnern und einem Ablöser. Vorsteher des Bahnhofs Edelfingen waren vor 1945 H. Sons, H. Soine und H. Zimmermann. Nach 1946 H. Reisenecker, H. Ziegler, H. Schwendele, H. Zürn und H. Bratenberg. Von 1960 bis 1993 war hier Paul Ulshöfer eingesetzt – zuletzt als Außenstellenleiter.
In den 1980er Jahren erhielt Paul Ulshöfer überraschenden Besuch im Bahnhof. Ein älteres Ehepaar aus den Vereinigten Staaten erzählte von deren Großvater, der noch als Großherzoglich Badischer Bahnhofsvorsteher in Edelfingen seinen Dienst versah und denen er von der Geschichte der Bahnstation erzählte.
Präsent erhalten
Nach der Rückkehr nach Amerika erzählten die Besucher der 101 Jahre alten Großmutter von ihren Erlebnissen in Edelfingen. Als Dankeschön erhielt Ulshöfer eine Hutnadel gefertigt aus zwei Uniformknöpfen einer Großherzoglich Badischen Eisenbahneruniform.
Im November 1992 erfolgte der Rückbau der Gleise zwei und drei. 1994 verließen die letzten beiden Bahnbeamten den Bahnhof und die Bundesbahn verkaufte das Stationsgebäude an die Edelfingerin F. Ukas. Die neue Besitzerin baute das Gebäude um und in den ehemaligen Diensträumen entstand die Gaststätte Bahnhof Edelfingen., die am 1. Mai 1995 eröffnet wurde. Aus den einstigen Dienstwohnungen wurden Mietwohnungen.
Im November 1997 wurde der Bahnhof Edelfingen beim Architekturwettbewerb „Beispielhaftes Bauen im Main-Tauber-Kreis“ ausgezeichnet. Heute ist Edelfingen unbesetzter Haltepunkt der Tauberbahn. Der Bahnübergang km 3+775 ist seit der der Außerbetriebnahme des Empfangsgebäudes mit automatischen Schranken bestückt. In Zukunft soll Edelfingen einen neuen modernen Bahnsteig erhalten.
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