Sennfeld. Die Übungsleiterinnen Thea Chybiak und Dagmar Hufnagel vom Turnverein 1897 Sennfeld haben sich in den vergangene Jahren in Bezug auf „Integration durch Sport“ unvergessliche Verdienste erworben, weshalb der TV im Oktober dieses Jahres offiziell zum Stützpunktverein im Programm „Integration durch Sport“ ernannt wird. Am Freitagnachmittag besuchten der Parlamentarische Staatssekretär des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat, Stephan Mayer (CSU), die Bundestagsabgeordnete und Integrationsbeauftragte der Union, Nina Warken (CDU), der Sportkreisvorsitzender Manfred Jehle, Patrick Orf vom Badischen Sportbund, Ulrike Hauser vom Landessportverband Baden-Württemberg und Heike Kübler, Deutscher Olympischer Sportbund, den Turnunterricht der Kinder in der Sennfelder Turn- und Festhalle.
Familien, Kinder und Jugendliche
Nach der Begrüßung stellte Dagmar Hufnagel den TV vor. Als einziger Breitensportverein in der Region biete man eine sportartübergreifende, motorische Grundlagenausbildung für Kinder und habe trotz ausgebuchter Sportgruppen sowie der voll belegten Sporthalle sieben Sportgruppen für die Programmzielgruppe geöffnet. Der pädagogische Ansatz sei dahingehend verändert worden, dass durch eine Binnendifferenzierung der Teilnehmenden sehr geringe Sprachkenntnisse zur aktiven Teilnahme ausreichen. Der TV führe Projekte im Programm „Integration durch Sport“ durch, so Hufnagel. Diese richten sich an Frauen, Jugendliche und Grundschulkinder mit Migrations- oder Fluchthintergrund. In den Angeboten vereinen sich Spätaussiedler, Migranten, die in den vergangen zwei bis vier Jahren zugewandert seien, und Geflüchtete, die im Rahmen des Familiennachzuges nach Sennfeld kamen. Neben einem Angebot für Frauen und einer (Groß-)Eltern-Kinder-Gruppe bestehen vier Kindergruppen (fünf bis 14 Jahre) sowie eine offene Jugendsportgruppe, die von Thea Chybiak und Dagmar Hufnagel geleitet werden. In allen Gruppen wurde der Betreuungsschlüssel erhöht und eine Stelle im Freiwilligendienst „Sport & Schule“ geschaffen, so Hufnagel.
In den Sportgruppen spielen neben den motorischen Aspekten auch soziale Kompetenzen eine Rolle. Es werde auch gezielte Sprachförderung betrieben. Zusätzlich werden die Projekte mit außersportlichen Angeboten verbunden. Aufgrund der ländlichen Lage gebe es hier keinen adäquaten öffentlichen Personennahverkehr, erklärte Hufnagel, weshalb der Verein zusätzlich einen Fahrdienst für drei der Angebote eingerichtet habe. Insgesamt seien Kinder aus 17 Ortschaften mit elf verschiedenen Sprachhintergründen vertreten. Das Kinderturnen werde so vermittelt, dass Kinder auch ohne Deutschkenntnisse mitmachen und quasi nebenbei viele deutsche Wörter lernen, betonte Hufnagel.
Integrative Arbeit
Ein weiterer Grund sei, dass man komplett integrativ arbeite. „Wir haben nicht nur Kinder mit Migrationshintergrund aufgenommen, sondern bei uns treiben auch Kinder mit Behinderungen Sport. Wir differenzieren unser Angebot so, dass jedes Kind Herausforderungen erlebt und eine individuelle Entwicklung stattfindet. Dadurch erleben die Kinder stetig Erfolge und sind motiviert bei der Sache. Dies wiederum führt zu einem gestärkten Selbstbewusstsein und ist die Grundlage für lebenslange Freude am Sport“, erzählte die Übungsleiterin abschließend.
Das Bundesprogramm „Integration durch Sport“ feiert sein 30-jähriges Bestehen, gab der Staatssekretär im Anschluss bekannt. „Drei Jahrzehnte gesellschaftliches Engagement des organisierten Sports, umgesetzt in den Vereinen, getragen von vielen tausend freiwillig Engagierten – und stets gefördert durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF)“, resümierte Mayer. An den TV und die Übungsleiterinnen gerichtet sagte er: „Ich bin im höchsten Maße beeindruckt. Integration gelingt durch Sport am besten. Neuankömmlinge sollen schnell durch den Sport integriert werden. Wir haben die finanziellen Mittel auf 11,4 Millionen Euro für ,Integration durch Sport’ erhöht.“ Er dankte abschließend den Ehrenamtlichen des TV Sennfeld für ihren großartigen Einsatz.
Die Bundestagsabgeordnete Nina Warken fragte Hufnagel, wie sie das sprachlich gemeistert habe, worauf Hufnagel antwortete: „Die Kinder haben keine andere Wahl als Deutsch zu sprechen“. Weiter fragte Warken, ob die Kinder Beiträge entrichten müssen. Hufnagel sagte dazu, dass Anträge auf Bildung- und Teilhabe gestellt worden seien. Außerdem habe man 350 Euro an Zuschüssen aus einem Benefizkonzert erhalten. Warken: „Wir wollten einfach mal schauen, wie unsere Bundesmittel eingesetzt werden, wie das vor Ort abläuft und wo man noch helfen kann, um Situationen zu verbessern. Das Engagement hier sucht seinesgleichen. Man sieht hier die Begeisterung der Übungsleiter und auch der Kinder“.
Patrick Orf zeigte sich erfreut darüber, dass hier im Bauland ein neuer Stützpunkt „Integration durch Sport“ sei. Die Bezeichnung Stützpunktverein bleibe solange bestehen, solange Integration durch Sport geleistet werde. „Ich bin davon überzeugt, dass das Programm seine Wirkung an der Basis zeigt. Dies wurde heute eindrucksvoll vorgeführt. Das Programm lebt vom hohen ehrenamtlichen Engagement der Übungsleiterinnen“, stellte Heike Kübler fest.
Ulrike Hauser stellte den Landessportverband mit seinen 3,7 Millionen Menschen in 11 400 Sportvereinen vor. Das Bundesprogramm „Integration durch Sport“ werde in Baden-Württemberg im Zusammenspiel von Landesverband und den Sportbünden umgesetzt. Schwerpunkte des Programms seien die Förderung interkultureller Kompetenzen, um Konflikte und Berührungsängste zu minimieren, sowie die Integration von Menschen, die aufgrund mangelnder Ressourcen wie Bildung und Finanzen einen schlechten Zugang zum Sport haben, so Hauser. jüh
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