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Er ist sicher der bekannteste Engel Mannheims: In 65 Metern Höhe thront der 2,25 Meter große Erzengel Michael auf der Laterne an der Spitze der Kuppel der Christuskirche, in Kupfer getrieben und rundum mit Blattgold vergoldet. Mit Schwert und Posaune verkündet er das Kommen des Jüngsten Gerichts, übt aber zugleich eine Wächterfunktion über die Gemeinde und das Gotteshaus aus. Tagsüber strahlt er in der Sonne, nachts wird er seit 2001 und dank der Hilfe von Spendern von Scheinwerfern angestrahlt und ist damit zum prächtigen nächtlichen Wahrzeichen der Oststadt geworden. Geschaffen hat ihn Wilhelm Gerstel (1879-1963), der auch die Evangelistensymbole und weitere Skulpturen der als „Evangelischer Dom“ von Mannheim geltenden, 1907 bis 1911 nach Plänen der Architekten Theophil Frey und Christian Schrade im Jugendstil gebauten Kirche schuf. Zuletzt grundlegend restauriert wurde der Engel 1990. Damals hievte ihn ein Hubschrauber von der Turmspitze ab und ließ ihn langsam auf den Boden sinken. Er ist auch zum Symbol der 2009 vom Ehepaar Karl Schneider und Renate Schneider gegründeten „Stiftung Christuskirche – Kirche Christi“ geworden, die weit über die eigene Gemeinde hinaus Projekte der Jugendarbeit, soziale Aufgaben und ökumenische Vorhaben fördert. Verdiente ehrenamtliche Mitglieder der Gemeinde werden mit dem „ChristusFriedenEngel“ ausgezeichnet. In der Pfarrei in der Oststadt ist der Erzengel also allgegenwärtig.
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Er soll Mahnung und Erinnerung sein: Der Friedensengel in E 6 stellt das zentrale Denkmal der Stadt Mannheim für die Opfer des Nationalsozialismus dar. 1952 wurde er von dem Kölner Bildhauer Gerhard Marcks gestaltet, der damals als einer der renommiertesten Bildhauer seiner Epoche galt, von den Nationalsozialisten aber als „entartet“ verunglimpft worden war. Der Inschrift nach ist das Mahnmal allen Opfern der Jahre 1933 bis 1945 gewidmet. Zunächst stand die 15 Zentner schwere Bronzeskulptur, im Volksmund bald „Die schepp’ Liesel“ genannt, in B 4, auf einer Baulücke neben der Jesuitenkirche. Zur Einweihung am 16. November 1952 kam sogar Bundeskanzler Konrad Adenauer, und der damalige Oberbürgermeister Hermann Heimerich hoffte, dies werde „ein Platz werden, der allen Mannheimern heilig ist und sie zur Besinnung führt“. Aber dazu ist die Stelle viel zu abgelegen. Im Juni 1983 wird die Skulptur abgebaut, weil die Stadt die Baulücke schließen will. Erst am 7. November 1984 findet der Engel seinen neuen Standort auf E 6, hinter dem Rathaus, auf einem ehemaligen Parkplatz.
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Er war lange verborgen: Der Erzengel Gabriel ist in der St. Bartholomäuskirche Sandhofen im Chorbogen zu sehen, als farbiges Fresko der Verkündigungsszene auf der linken Seite mit dem Spruchband „Ave Maria“ – und Maria mit der Taube als Symbol des Heiligen Geistes auf der rechten Seite. Vermutlich stammen sie aus der Zeit des Baus der ab 1894 im neugotischen Stil errichteten Kirche. Bei der Kirchenrenovierung 1989 legten Arbeiter beim Ablaugen der Wände das wohl in der Nachkriegszeit übertünchte und in Vergessenheit geratene Wandbild frei. Daraufhin wurde es kunstvoll restauriert. Von Scheinwerfern angestrahlt, ist die klare Schönheit des Bildes auch von unten zu
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Er war lange vergessen: Dieser Engel aus St. Franziskus Waldhof gehörte, zusammen mit einem zweiten Exemplar, zum ehemaligen Hochaltar. In den Händen trugen sie jeweils Lampen. „Aber in den 1980er Jahren, bei der Modernisierung der Kirche, hat man den Hochaltar abgebaut und die Teile im Turm gelagert“, so Mesner Uwe Grundei. Dort fristeten sie lange ein einsames Dasein. Als Grundei vor zwölf Jahren seinen Dienst an der Gemeinde begann, hat er sie wieder entdeckt. „Mit Hilfe der Feuerwehr haben wir sie aus dem Turm abgeseilt, denn sie waren zu schwer, um sie über die schmale Holztreppe herunterzubekommen“, erinnert er sich. Jetzt erfreuen die Engel wieder die Gläubigen.
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Er ist ein bunter Schutzpatron: Erzengel Michael hängt im gleichnamigen Kindergarten und Familienzentrum des Caritasverbands in der Neckarstadt-West im Treppenhaus. Kinder und Personal haben ihn gemeinsam zum 25-jährigen Bestehen im Jahr 2012 gestaltet, und mit vielen bunten Händen haben sich alle Beteiligten darauf verewigt. In der Mitte befindet sich ein Herz mit dem Psalm 91 „Denn er befielt seinen Engeln, Dich zu behüten auf all Deinen Wegen“. „Wir haben ja Kinder aus ganz vielen Bereichen“, sagt Jörg Ohrnberger, der Einrichtungsleiter. „Aber da der Erzengel Michael von Christen, Juden und im Islam verehrt wird, passt er prima zu uns, denn er beschützt uns alle“, so Ohrnberger. „Wir wollen ja auch für die Kinder ein guter Begleiter sein, der sie zwar nicht vor allem beschützen, aber ihnen einen guten Weg im Alltag weisen kann“, erklärt er das pädagogische Konzept in der Neckarstadt-West.
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Er begrüßt die Besucher auf dem Feudenheimer Friedhof: Seit Ostern 2017 steht der himmlische Bote auf Initiative der Feudenheimer Pfarrerin Dorothee Löhr hier. Zunächst war an eine Skulptur aus Bronze oder Stein gedacht, schließlich entstand er in Ton modelliert mit seinen bergenden Flügeln, Posaune und seinem wasserspendenden Thron in einer Töpferei in Meinerzhagen. Sein Schöpfer Martin Goedersmann hat ihn in Feudenheim aufgebaut. Im Sommer plätschert tagsüber leise und lebendig das Wasser des Lebens aus dem Thron. „Er erinnert uns daran, dass Gott auch mit den Toten noch etwas vorhat. Sie sollen einmal zum Jüngsten Gericht geweckt werden!“, sagt Pfarrerin Löhr: „Die letzte Posaune wird uns nicht drohend erschrecken, sondern zur vollen Klarheit und Wahrheit Gottes bringen“. In diesem Sinne solle der Engel als stiller Gast alle trösten, die den Feudenheimer Friedhof besuchen.
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Er hat den Zweiten Weltkrieg überstanden: Der Putto an der Krippe der Jesuitenkirche, der über der Heiligen Familie schwebt, stammt noch aus der Zeit, als die Krippe von Prälat Josef Bauer (1864-1951), wohl um 1932 bis 1935, in Auftrag gegeben wurde. Aber er hielt nicht immer den Schriftzug „Gloria in excelsis Deo“ in Händen, sondern erhielt ihn vermutlich von einem geflügelten Verwandten, der den Krieg nicht überlebt hatte. „Der ideelle Wert – als plastische, begreifbare Verkündigung der Weihnachtsbotschaft – ist groß“, sagt Dekan Karl Jung. Haben doch die Figuren und der Gloria-Engel die Zerstörung 1943 und 1945 überstanden. 2012 restaurierte sie Holger Schmitt, Ausbilder an der Bildungsakademie der Handwerkskammer.
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Er betrauert ein kleines Mädchen: Dieser Engel schmückt das Grab von Lina Rosine Caroline Freytag. Das kleine Mädchen war 1844 nur wenige Monate alt geworden, als man es auf dem 1842 eröffneten Hauptfriedhof beisetzte. Ihr Grab ist eines der ersten Kindergräber und heute das älteste. Eigentlich ist die offizielle Liegefrist längst abgelaufen. Aber als es geöffnet wurde, habe man das Kind völlig unversehrt in seinem Grab liegend vorgefunden, ist beim Friedhofsamt bis heute überliefert. Das Erstaunen über den Fund sei so groß gewesen, dass man damals nicht wagte, das Grab einzuebnen und es weiter erhalten hat – bis heute. Inzwischen ließ die Friedhofsverwaltung den Grabstein mit Engelsstatue überarbeiten und das Grab gärtnerisch neu anlegen. Möglich war dies durch eine Spende der Wilhelm und Else Färber-Stiftung, die regelmäßig Projekte auf dem Hauptfriedhof unterstützt.
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Er ist hierher umgezogen: Erst seit dem Jahr 2000 steht dieser Engel auf der Rückseite des Friedhofsamts. Ursprünglich galt er als Wahrzeichen des Käfertaler Friedhofs und schmückte ganz in der Nähe des Eingangs das markante Grab von Albert Brück. Der Fußballspieler vom SV Waldhof und erste Pächter des Clubhauses am Alsenweg nach dessen Einweihung ab 1928 galt als Star der 1920er Jahre mit mehreren Einsätzen in der Süddeutschen Auswahl und 179 Pflichtspieltoren. Er ist damit bis heute Rekordtorschütze des Vereins. Brück starb am 3. Mai 1931 bereits mit 27 Jahren an einem Herzanfall. Seine Familie setzte auf das Grab den auffälligen, wunderschönen Engel. Als die Familie die Grabstätte auflöste, erkannte der damalige Grabmalbeauftragte der Stadt, Richard Schüpferling, dass dieser aus weißem Marmor behauene Engel ein ganz besonderes Werk aus der Berliner Steinmetzschule ist. Er wurde mit Hilfe des Bildhauers Alois Geißler restauriert und erhielt auf dem Hauptfriedhof einen neuen Platz.
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