Leserbrief - Zu: "Größtmögliche Bürgerbeteiligung erklärtes Ziel" (FN 4. Dezember)

Hohe Risiken wurden verschwiegen

Von 
Dieter Popp (Höpfingen)
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Auf der Informationsveranstaltung über den geplanten Windpark am Kornberg am 2. Dezember in Hardheim, wurde das Projekt von Herrn Endreß Geschäftsführer der ZEAG Erneuerbare Energien GmbH vorgestellt. Sein Auftritt als solider Familienvater, der angeblich für seine Kinder Anteile aus Windparks zeichnet, kam auf den ersten Blick seriös rüber. Aussagen über eine mögliche Rendite wurden nicht getroffen. Wahrscheinlich kennt er die Risiken zu genau. Denn laut eines Berichtes am 23. November in der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung nach Auswertung des Bundesverbandes WindEnergie reichen bei 37 Prozent der Windparks die Erlöse nicht aus, um die Darlehen zurückzuzahlen. Nur ein Drittel leisteten sich Ausschüttungen von zwei Prozent oder mehr. 20 Prozent schütteten gar nichts aus, 21 Prozent der Betreiber nur zweimal in zehn Jahren. Ergo: Für rund die Hälfte der Windparks ist der Betrieb eine Nullnummer. Anleger könnten froh sein, nach 20 Jahren ihr eingezahltes Kapital zurückzuerhalten.

Was noch hinzukommt, ist, dass je mehr Windräder installiert werden, die Anlagen zukünftig immer häufiger vom Netz gehen müssen, da die Stromtrassen überlastet sein werden, was die Rendite noch weiter schmälern dürfte (man erinnere sich: doppelte Windgeschwindigkeit - achtfacher Ertrag, bei halber - ein Achtel Ertrag, dreifache Geschwindigkeit - 27-facher Ertrag).

Die Erträge der Anlagen, besonders hier im süddeutschen Binnenland, waren im Schnitt 15 Prozent geringer als geplant. Bei aller Euphorie will man zudem noch die Daten aus dem Windatlas verwenden und auf Windmessungen vor Ort verzichten. Dies bereute zum Beispiel ein Betreiber auf dem Ittenschwander Horn, in Fröhnd bei Lörrach bitter, der sich ebenfalls nur auf den Windatlas verlassen hatte. Dort musste bereits im Jahr nach der Fertigstellung eine Anlage wieder abgebaut werden, da sie nicht einmal die Hälfte der prognostizierten Energie erzeugte.

Ein weiterer, als "Vorzeigeanlage" für Baden-Württemberg gedachter Windpark mit 14 Rädern in Simmersberg/Schwarzwald, erreicht seit dem Jahr 2008 im Schnitt nur 61 Prozent der prognostizierten Erträge. Die Liste ließe sich weiter fortsetzen.

Der zweite Punkt ist die Rückbaubürgschaft: Es wurde behauptet, der Rückbau sei durch eine Bürgschaft gesichert. Das ist richtig. Allerdings wird in der Regel nur ein Teil der tatsächlich benötigten Rückbausumme hinterlegt. Nicht berücksichtigt sind Kosten zur Wiederherstellung der ursprünglichen Infrastruktur und die Entsorgung der Rotorblätter aus GFK-Material als Sondermüll. Wer trägt die Differenz, sollte die Betreibergesellschaft insolvent werden? Wie wir bereits wissen, ist dies der Grundstückseigentümer, auf dessen Gelände die Anlagen stehen, hier also die Gemeinden.

Punkt drei: Vor einigen Monaten wurde händeringend nach Ausgleichsfläche für die neue Ausbaustufe des gemeinsamen VIP bei Walldürn gesucht. Wo, bitteschön, soll nun plötzlich die benötigte Fläche herkommen, die als Ausgleich für den zum Opfer fallenden Wald zur Wiederaufforstung vorgeschrieben wird? Man wird auch hier wahrscheinlich einen Trick gefunden haben.

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