Krautheim. Im Johannitersaal herrschte am Donnerstagabend mehr Andrang als bei den meisten Sitzungen des Krautheimer Gemeinderats. Eine Anzahl an Bürgern aus Oberndorf, Neunstetten und Klepsau war gekommen, unterstützt von Mitgliedern der Bürgerinitiative "Windkraft Mittleres Jagsttal". Sie nutzten den Tagesordnungspunkt "Bürgerfragen", um dem Gremium ihre Kritik am Bau von Windkraftanlagen vorzutragen.
Den Bürgern von Neunstetten und Oberndorf ging es um den geplanten Bau von Anlagen in den Gebieten "Jungholz" und "Eckigbreit", südlich von Neunstetten. Dort sollen nach dem Flächennutzungsplan fünf Windräder entstehen. Das Gebiet besteht vollständig aus Gemeindewald. Auch bei Horrenbach und Klepsau sollen Windräder gebaut werden.
Ein Bürger forderte in der Sitzung am Donnerstag den Gemeinderat dazu auf, zwei der geplanten Windräder von der Ortsgrenze Neunstettens zu verlegen und das freiwerdende Gebiet aus dem Flächennutzungsplan zu streichen.
Die Antwort des Gemeinderates: Man werde beraten. Konkrete Zusagen könnten aber nicht gegeben werden. "Es können nicht einfach potenzielle Flächen gestrichen werden", sagte Bürgermeister Andreas Köhler. Zudem gebe es kaum Alternativen zu dem Bau der Windräder bei Neunstetten. "Die Anlagen hätten dort 1000 bis 1500 Meter Abstand zu den nächsten Häusern", sagte er. Nirgendwo in Krautheim gebe es potenzielle Flächen mit einem größeren Abstand. Auf ihrer Internetseite nennt auch die Bürgerinitiative einen Mindestabstand von 1000 Metern als Ziel. Im Windenergieerlass der Landesregierung ist eine Entfernung von 750 Metern vorgeschrieben.
95 Prozent gegen Windräder
Die Windkraftgegner gaben sich damit nicht zufrieden. "Eine Unterschriftenaktion hat ergeben, dass 95 Prozent aller Bürger von Neunstetten gegen den Bau von Windkraftanlagen in diesem Gebiet sind", betonte eine Bürgerin. Sie habe Bürgermeister Köhler bereits in einem Brief darauf hingewiesen. In einem weiteren Brief habe sie ihn eingeladen, zusammen mit dem Gemeinderat an einer "Ballon-Simulation" teilzunehmen. Dabei steigen an den geplanten Standorten Fesselballons auf, die die geplante Höhe der Windräder darstellen sollen.
Andreas Köhler und der Großteil des Gemeinderats nahmen an dieser Aktion jedoch nicht teil. Die Begründung: "Die Simulationen bringen keine Erkenntnisse". Zudem sei der Hinweis auf die Unterschriftenaktion erst nach der sogenannten Phase der "frühzeitigen Bürgerbeteiligung", gegeben worden. In der derzeitigen Planungsphase könnten die Bedenken nicht berücksichtigt werden.
Wie Hauptamtsleiter Thomas Hartmann den FN mitteilte, soll der Flächennutzungsplan demnächst öffentlich ausgelegt werden. Dann könnten wieder Beschwerden und Verbesserungsvorschläge angenommen werden.
Gemeinderat Thomas Dubowy verwies darauf, dass der Gemeinderat Flächen ausweisen müsse. "Wir bemühen uns, überall Abstände von mindestens 1000 Metern hinzubekommen. Aber wir können keine Bundes- und Landesgesetze unterwandern", sagte er.
Kritik an der Diskussionsführung
An dieser Stelle kritisierte der Gemeinderatssprecher, wie die Diskussion vonseiten einiger Windkraftgegner geführt werde. Mitglieder des Gemeinderats seien körperlich bedroht worden. Irene Hertlein-Brand, Vorsitzende der Bürgerinitiative, distanzierte sich von diesem Verhalten, was Dubowy anerkannte. Wenn das Gremium keine Entscheidungen treffe, täten es das Land und das Landratsamt, fuhr Dubowy fort. "Dann haben die Windkraftgegner die Verantwortung dafür, wenn es nur 750 Meter sind."
Im Anschluss forderte Dubowy die Verwaltung auf zu prüfen, ob der Denkmalschutz der St.-Valentin-Kapelle und des Schlosses in Neunstetten bei der Suche nach dem Standort der Windräder berücksichtigt werden müsse.
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