Hirschlanden. Die Planungen sind zwischenzeitlich so weit fortgeschritten, dass vor wenigen Tagen die formelle Genehmigung des Projektes beim Landratsamt eingereicht wurde. Wenn alles "glatt" läuft, wird Mitte kommenden Jahres mit dem Bau der drei Anlagen begonnen.
In einer Informationsveranstaltung, zu der Gemeinde und Vertreter der Betreiberfirma ABO-Wind (Wiesbaden) eingeladen hatten, wurden zahlreiche Interessierte aus der Gemeinde - ebenso wie Besucher der Nachbargemeinde Ahorn - auf den "neuesten" Projektstand gebracht.
Bürgermeister Baar begrüßte dazu seinen Amtskollegen Bürgermeister Elmar Haas (Ahorn), Berolzheims Ortsvorsteher Klaus Häffner sowie die Vertreter der Firma ABO-Wind: Projektleiterin Janine Großjean und Abteilungsleiter Georg von Aretin.
Im Rahmen der dreistündigen, kontrovers und emotional geführten Diskussion, unter anderem auch um Sinn und Zweck der Windkraftnutzung, nahmen die Bürger aus Hirschlanden die neuen Informationen nahezu stillschweigend zur Kenntnis. Wenige Einwände kamen von den Bürgern aus Ahorn. Berolzheims Ortsvorsteher Häffner sparte allerdings nicht mit Kritik und mahnte den "sehr nahen Standort zur Gemarkung Berolzheim" an.
Häffner äußerte auch seinen Unmut darüber, dass rund um seinen Ort neue Windkraftanlagen entstehen würden, ohne dass man seitens der Gemeinde etwas dagegen tun könne.
Wie Bürgermeister Baar betonte, habe man gegenüber der ersten Veranstaltung am 19. November ein neues Planungsstadium erreicht, über das man die Bürger informieren wolle. Georg von Aretin stellte die Firma ABO-Wind, die sich auf die Entwicklung von Windparks spezialisiert hat, vor. Projektleiterin Janine Großjean ging auf die geplanten Anlagen ein, deren Nabenhöhe rund 140 Meter und eine Gesamthöhe von 199 Metern betragen werden. Rund 16 000 Einwohner können mit Strom versorgt werden. Wie Großjean betonte, wurde eine geringfügige Veränderung der Standorte vorgenommen, die neue Zuwegung zur Anlieferung der Bauteile solle nun über Osterburken erfolgen.
Grenzwerte werden eingehalten
Der gesetzlich festgelegte Grenzwert zur ersten Wohnbebauung im Ortsteil Hirschlanden, ebenfalls ein deutlicher Kritikpunkt an diesem Abend, werde eingehalten und beträgt 752 Meter. Zum angrenzenden Neidhof sind es 1140 Meter, zur Gemeinde Rosenberg 2000 Meter und nach Berolzheim 1552 Meter. Auch beim Schall- und Schattenwurf würden nach Aussage des Betreibers die gesetzlichen Grenzwerte eingehalten.
Einigen Hirschlandenern bereitet der für sie sehr geringe Abstand zu ihrem Dorf große Sorgen, ebenso wie der nach Meinung der Kritiker krankmachende Infraschall.
Ortsvorsteher Herrmann, der in die Diskussion eingriff, bedauerte die emotionale Wendung des Themas. Es sei noch nicht bewiesen, dass die Windkraft dem Menschen schadet. Eines sei aber festzustellen: "Die Landschaft um Hirschlanden wird sich stark verändern." Aber: Die gesetzliche Lage sei so eindeutig, so meinte er, dass es sich nicht lohne, gegen "Windmühlen" zu kämpfen.
Ein Bürger aus dem Ortsteil verwies auf den vor Jahren getroffenen Beschluss des Gemeinderates, dass nach dem Bau der zwei vorhandenen Anlagen in diesem Bereich keine weiteren Windräder mehr erstellt werden dürfen.
Ahorns Bürgermeister Haas bemängelte, dass die neuen Anlagen genau im Blickfeld des Ortsteils Hohenstadt stehen. Sorge bereite ihm der Schattenwurf, der den Ortsteil Berolzheim beeinträchtigen könnte. Georg von Aretin entgegnete, dass ab einer Entfernung von 1500 Metern, so groß ist der Abstand zur Nachbargemeinde, kein Schattenwurf mehr wahrnehmbar sei.
Berolzheims Ortsvorsteher Häffner betonte erneut, dass von Ahorner Seite an dieser Stelle keine Bebauung mit Windrädern vorgesehen gewesen sei. "Und jetzt bekommen wir die Windräder von Rosenberg vorgesetzt."
Diplomingenieur Walter Simon (Mosbach) berichtete in seinem fast einstündigen Vortrag über die naturschutzfachlichen Untersuchungen und die geplanten Ausgleichsmaßnahmen. Der Bau der Anlagen, so Simon, bedeute einen beträchtlichen Eingriff in das bestehende Landschaftsbild. Die für den Bau benötigte Waldfläche werde an anderer Stelle wieder aufgeforstet. Hierzu wurde Ackerland in einer Größe von 2,2 Hektar vorgesehen. Weitere Maß-nahmen seien im Rahmen einer Biotopvernetzung in Hirschlanden geplant. Nachdem das Landschaftsbild stark beeinträchtigt werde und hier kein Ausgleich erfolgen kann, ist eine Zahlung von rund 95 000 Euro an den Naturschutzfond zu leisten.
Weitere Ausführungen machte Simon zu den Auswirkungen des Artenschutzes. Untersuchungen, die in zwei Gutachten zusammengefasst sind, hätten keine Beeinträchtigungen für die verschiedenen heimatlichen Vogelarten gegeben.
Rodung der Bäume im Winter
Projektleiterin Großjean gab zum Schluss den weiteren Fahrplan zum Projektablauf bekannt. Die Rodung der Bäume soll im Winter erfolgen, der Baubeginn im Sommer, die Fertigstellung Ende 2016.
Wie Bürgermeister Baar abschließend sagte, wurden in der Diskussion viele Argumente ausgetauscht. Auch die Kritiker seien zu Wort gekommen und hätten ihre Bedenken geäußert, teils unter der "Gürtellinie". Auch zukünftig wolle man offen über das Projekt informieren. Eine weitere Informationsveranstaltung zu gegebener Zeit ist geplant. F
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/ravenstein_artikel,-ravenstein-rosenberg-krautheim-die-landschaft-wird-sich-stark-veraendern-_arid,672720.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/ahorn.html
[2] https://www.fnweb.de/orte/rosenberg.html