Hardheim/Gerichtstetten. Der Schulstandort Gerichtstetten wird erhalten, die dortige Grundschule bleibt eigenständig. Sie wird nicht als Außenstelle dem Walter-HohmannSchulverbund in Hardheim angegliedert.
Den Grundsatzbeschluss fasste der Hardheimer Gemeinderat am Montag mit deutlicher Mehrheit (elf zu fünf Stimmen, keine Enthaltung). Das Gremium folgte dem Beschlussvorschlag der Verwaltung. Auch Bürgermeister Volker Rohm, der mit abstimmte, sprach sich für die Beibehaltung der bisherigen Aufteilung der Grundschulbezirke aus.
Zuvor erläuterten die Vertreter der Schulen (Rektor Harald Mayer für den Walter-Hohmann-Schulverbund) und Traudel Stätzler für die Grundschule und das Bildungshaus Gerichtstetten) sowie Schulrat Peter Frey vom Staatlichen Schulamt Mannheim ihre Sichtweisen (siehe unten stehende Berichte).
Eines muss man den Bewohnern des oberen Erftales lassen: Sie sind eine sehr rührige und verschworene Dorfgemeinschaft. Sie treten für ihre Ziele ein und machen dafür mobil. So auch am Montag, als es für sie um sehr viel mehr als "nur" den Erhalt des Schulstandortes Gerichtstetten ging: um einen Teil Eigenständigkeit.
Wichtiger Tag für Gerichtstetten
Die Gerichtstettener hatten Unterstützung von zahlreichen weiteren Erftälern. Und auch Hardheimer Eltern wollten die Grundsatzentscheidung hautnah miterleben.
Es war ein wichtiger Tag in der 800-jährigen Ortsgeschichte. Die Gerichtstettener kämpften vehement, kreativ und mit Nachdruck. Klein und Groß: "Unsere Schule soll so bleiben, wie sie ist", war liebevoll von Kinderhand über einer aufgemalten Spielplatzszene (mit Herzchen) auf Einladungsschreiben an Haushalte in dem Hardheimer Ortsteil gekritzelt, in welchen "herz-lich" um die Teilnahme an der Gemeinderatsitzung gebeten wurde.
Die Zahl der Zuhörer in der Turnhalle war denn auch wirklich überwältigend groß. Aber das dürfte nicht zur Entscheidung beigetragen haben, die mit lautem Jubel und Freudenpfiffen am Ende gefeiert wurde. Die Emotionen blieben den Zuhörern überlassen. Vorne am Rednertisch ging es - fast zwei Stunden lang - äußerst ruhig und sachlich zu.
Gute Gründe gab es sowohl für die eine als auch die andere Alternative. Sicher, die große Mehrheit in der Halle sah das anders. Aber das war abzusehen. Schließlich fand die Sitzung in Gerichtstetten statt.
Die Vertreter der Schulen und des Schulamtes vermittelten - fast zwei Stunden lang - sachliche Informationen, legten ihre Standpunkte dar und beantworteten ausgiebig die Fragen der Bürgen und Gemeinderäte. Zwei Punkte waren dabei unstrittig:
Erstens: Der Schulstandort Gerichtstetten kann nicht aufgelöst werden - egal ob eigenständig oder als Außenstelle des Hardheimer Schulverbundes: In Hardheim fehlen schlichtweg die Räumlichkeiten, um die Gerichtstettener Schüler unterzubringen. "Wir haben jetzt schon eine räumliche Enge", so Rektor Harald Mayer. Denn die Klassenzimmer in der alten Realschule könnten aus Brandschutzgründen nicht mehr dauerhaft, sondern nur noch temporär genutzt werden.
Zweitens: "Eine Bestandssicherheit kann ich Ihnen natürlich für die Grundschule Gerichtstetten in den nächsten fünf bis sechs Jahren nicht geben. Aber die Sicherheit ist immens hoch". Das belegte Schulrat Peter Frey vom Staatlichen Schulamt in Mannheim anhand der von Hauptamtsleiter Lothar Beger vorgelegten Zahlen.
"Keine zusätzlichen Kosten"
Unabhängig von der Entscheidung des Gemeinderates kämen auf den Schulträger keine zusätzlichen Kosten zu (Frage von Arnold Knörzer), erklärte der Schulrat. Der Gemeinderatsbeschluss habe mit großer Wahrscheinlichkeit auf jeden Fall bis zum Schuljahr 2021/22 Bestand (Frage von Siegfried Horn).
Stattgegeben wurde dem Antrag der CDU-Fraktion, vor der Abstimmung die Sitzung zu unterbrechen, um sich beraten zu können.
Bürgermeister Rohm appellierte eindringlich an alle Beteiligten, den demokratisch und mehrheitlich gefassten Beschluss zu akzeptieren und schlussendlich mitzutragen.
Noch vor der Pause meldete sich Manfred Böhrer zu Wort und verlas als Vorsitzender eine Stellungnahme der SPD-Fraktion. Es gehe der SPD-Bürgerliste darum, die Schule und das Bildungshaus in Gerichtstetten langfristig zu erhalten. Über Jahrzehnte sei dort engagierte und sehr gute pädagogische Arbeit geleistet worden. Die beste Überlebenschance sehe die SPD darin, diese als Außenstelle in den Walter-Hohmann-Schulverbund zu integrieren. Die Zuhörer quittierten diese Äußerung mit lautstarken Protestrufen.
Gleichzeitig wolle man dadurch Abwanderungen an andere Schulen vermeiden. Außerdem wünsche sich die SPD eine bessere Zusammenarbeit mit den umliegenden Schulstandorten. Das gemeinsame Auftreten aller Hardheimer Schulen erleichtere künftige Kooperationen.
Die abschließende Abstimmung erbrachte dann das eingangs bereits erwähnte Ergebnis zugunsten der weiteren Eigenständigkeit der Gerichtstettener Schule.
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Daten und Fakten zur Schulentwicklung in Hardheim und Gerichtstetten
- Während derzeit 39 Kinder die Grundschule Gerichtstetten in jahrgangsgemischten Gruppen besuchen, ist in den nächsten Jahren sogar ein leichter Anstieg der Schülerzahlen zu erwarten: Im Schuljahr 2017/18 sind es voraussichtlich 46 Kinder, 2018/19: 74, 2019/20: sogar 57 und 2021/22: 53 Kinder.
- Und die Entwicklung im Walter-Hohmann-Schulverband? Derzeit besuchen dort 210 Kinder die Grundschule. In den Folgejahren wird die Zahl konstant bleiben, bevor es im Schuljahr 2019/20 zu einem kleinen Einbruch kommt (Rückgang auf 190 Kinder und in den Folgejahren auf 180 Kinder).
- Jeweils 14 Schüler besuchen die Vorbereitungsklassen in der Grund- und in der Sekundärstufe.
- "Realschul- und Hauptschulbereich sind schwer einzuschätzen", so Frey. Die Hauptschule werde in Hardheim 2018/19 auslaufen. Im Schulverbund seien die bisher konstanten Zahlen im Sekundärbereich voraussichtlich rückläufig. Anstelle der derzeit 531 Schüler werde es 2020/21 nur noch 480 geben.
- Es müssen jedoch mindestens 540 Schüler sein zur Beibehaltung einer Rektoren- und zweier Konrektorenstelle wie bisher in Hardheim (Harald Mayer, Elke Stoy und Elke Gramlich. Damit besteht die Gefahr, dass eine Konrektorenstelle wegfallen wird. "Schulamt, Schulleitungen und Betroffene suchen nach einvernehmlichen und guten Lösungen", sicherte Schulrat Frey den Hardheimern zu. Ziel des Schulamtes sei es, die Schulleitung des Walter-Hohmann-Schulverbundes stellenmäßig so zu erhalten, wie sie jetzt ist. Allerdings habe das Regierungspräsidium als vorgesetzte Stelle auch ein Wörtchen mitzureden.
- Auch das Bildungshaus in Gerichtstetten bleibt bestehen, wenn es nach dem Willen des Schulamtes geht. "Es steht für uns nicht zur Diskussion", so Frey. i.E.
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