Haptografie - Ivonne Leuchs und Annette Stifft führen ihre 3D-Abbildungskunst in Hardheim vor / Für einen Erwachsenen sind 4000 einzelne Bilder erforderlich

Mariella gibt es bald als Miniaturfigur

Von 
Ingrid Eirich-Schaab
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Handstaubsaugergroß, aber so teuer wie ein Kleinwagen: Mit einemhochmodernen mobilen 3D-Scanner wird hier das Kommunionkind Mariella Ehrmann von Ivonne Leuchs abgescannt, um später anhand der Daten mit Hilfe eine 3D-Druckers eine Miniaturskulptur von ihr entstehen zu lassen.

© Eirich-Schaab

Hardheim. Noch schaut Mariella etwas skeptisch drein. Von dem neunjährigen Kommunionkind aus Hachtel bei Bad Mergentheim wollen die Haptografinnen Ivonne Leuchs und Annette Stifft eine lebensgetreue Miniaturfigur - einen 3D-Klon im Miniaturformat aus Polymer-Gips - herstellen. Sie haben das dazu erforderliche 3D-Hightech-Verfahren in den letzten Jahren immer weiter verfeinert und es mit dem von ihnen kreierten Kunstwort "Haptografie" als geschützte Wortmarke benannt (die FN berichteten in ihrer Samstags-Ausgabe).

Mariella Ehrmann postiert sich in ihrem hübschen Kommunionkleid auf einem kleinen Podest für erste Probescans. "Nun mal stillhalten", erklärt Ivonne Leuchs. "Vielleicht noch etwas mehr lächeln", ermuntert die Mutter ihre Tochter.

Während die gebürtige Hardheimerin Ivonne mit dem Scanner im Handstaubsaugerformat das Mädchen Stück für Stück abscannt, kontrolliert Annette Stifft das Ergebnis auf dem Computerbildschirm. "Hier ist es zu dunkel, dort zu flächig": "Die ganz weißen und ganz schwarzen Farbstellen sind ein besonderes Problem, erklären die beiden Abbildungskünstlerinnen bei einem Pressetermin. Auch die richtige Darstellung der Hauttöne ist schwierig. Doch nach kurzer Zeit sind die richtigen Werte eingestellt und es kann losgehen.

"Unsere Arbeit ist unglaublich anstrengend", schildern die beiden Haptografinnen. "Es ist deutlich schwieriger, als wir es uns am Anfang vorgestellt hatten."

Für eine Figur benötigen sie ungefähr acht Stunden Arbeit. Daraus erklärt sich auch der relativ hohe Preis. Der Hauptteil beginnt nach dem Scan mit der Nachbearbeitung. Am Computer setzt die Haptografin die Scans zu einem druckfähigen Modell zusammen. "Bei einem Erwachsenen baut sich die Figur, deren Größe zwischen 15 und 35 Zentimeter liegt, aus etwa 4000 einzelnen Bildern auf.

Das spätere Modell aus dem 3D-Drucker ist innen hohl. Der kleine "Klon" aus Gips muss geschliffen, filigrane Teile wie Haare und Falten müssen in mühevoller Handarbeit nachmodelliert werden. Festiger, UV-Schutz und Lack kommen zum Einsatz.

"Ich mache meine Arbeit total gern. Es ist schön, wie man die Leute damit beglücken kann", schwärmt Ivonne Leuchs im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten. "Normalerweise sieht man ja nie selbst, wie man von hinten aussieht", ergänzt Annette Stifft. "Und dank der Haptografie kann man sich selbst im dreidimensionalen Miniformat sogar anfassen", fügt Annette an.

Die Beiden mussten sich alles selbst beibringen. "Das ist eine ganz andere Geschichte als normale Fotografie", betonen die Abbildungskünstlerinnen. Auch mit dem Scanner gab es zuvor keine Erfahrungen auf dem Markt, da er für die Industrie, nicht aber für das Abscannen von Menschen gefertigt ist. Mittlerweile haben die Haptografinnen rund 80 kleine "Klons" von Menschen gefertigt. Zu ihren Kunden gehörten beispielsweise auch schon Fußballer des FC St.Pauli.

Die 46-jährige Hardheimerin Ivonne Leuchs lebt seit 20 Jahren in Hamburg und betreibt dort ein Fotostudio der besonderen Art. Zum ersten Mal sind sie jetzt on tour und arbeiten für einige Zeit - genauer gesagt eine Woche lang - auswärts: in Ivonnes Heimatgemeinde Hardheim.

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