Buchen. Kräftig investiert, gleichzeitig die Rücklage gestärkt und sogar noch Schulden abgebaut: Angesichts solch glänzender Eckdaten durften sich die Gemeinderäte am Montag zumindest für einen Moment lang entspannt zurücklehnen, während Kämmerer Thorsten Weber das Zahlenwerk der Jahresrechnung 2012 präsentierte.
Deutlich höhere Einnahmen als ursprünglich prognostiziert hatte er in nahezu sämtlichen Bereichen des Haushaltes zu vermelden: plus 337 000 Euro bei der Gewerbesteuer, plus 474 000 Euro beim Anteil an der Einkommensteuer, plus 22 000 Euro beim Anteil an der Umsatzsteuer, plus 183 395 bei den Zinseinnahmen und plus 639 000 Euro bei den Schlüsselzuweisungen.
Höhere Einnahmen bedeuten jedoch gleichzeitig höhere Zahlungen in die Finanzausgleichs- und Kreisumlage. Zusätzliche 662 500 Euro musste Buchen in diesem Bereich ausgeben. Alles in allem hat die gute wirtschaftliche Entwicklung 2012 rund 2,67 Millionen Euro mehr in die Kasse gespült, als eingeplant. Hinzu kommen weitere 209 566 Euro aus außerordentlichen Erlösen, beispielsweise aus Grundstücksverkäufen.
Verschuldung gesenkt
Als zuverlässige Geldquelle hat sich einmal mehr der Stadtwald erwiesen: Satte 678 101 Euro Überschuss wurden 2012 erwirtschaftet. Auch die Einnahmen aus der Gewerbesteuer sprudeln mit 5,88 Millionen Euro weiter kräftig. Defizitär wirtschaften dagegen die Musikschule (64 Prozent Deckungsgrad) und das Bestattungswesen (70 Prozent Deckungsgrad). Im Bereich der Abwasserbeseitigung ermöglicht ein moderater Überschuss Spielräume für Gebührensenkungen. Als einer der größten Posten auf der Ausgabeseite schlagen die Kindergärten mit 1 309 522 Euro zu Buche.
Unter dem Strich ist die Pro-Kopf-Verschuldung auf 816 Euro (Kernhaushalt plus Eigenbetrieb Energie- und Dienstleistungen) gesunken. Dass diese Zahl aber nur bedingt aussagekräftig ist, verdeutlicht der Einfluss der Volkszählung: Weil Buchen sozusagen über Nacht rund 400 Einwohner abhandengekommen sind, müssen die Schulden auf weniger Bürger umgelegt werden. Im Extremfall könnte so die Pro-Kopf-Verschuldung sogar steigen, obwohl die reale Schuldenlast gesunken ist.
Ungeachtet dessen halten die Verantwortlichen am Konsolidierungskurs fest: Bis spätestens Ende 2015 soll die Verschuldung je Bürger unter 700 Euro sinken.
Entwicklung eröffnet Spielräume
"Die Zahlen sind exzellent", freute sich Bürgermeister Roland Burger über die finanzielle Entwicklung. Dank der guten Konjunktur sei im dritten Jahr in Folge ein Überschuss erwirtschaftet und der Schuldenstand deutlicher als geplant reduziert worden. "Die Dinge laufen finanziell wirklich gut", so der Rathauschef. Zwar könne man die Konjunktur nie genau einschätzen, "aber auch bei kleineren Stürmen sicher weiterfahren."
"Die Freude ist berechtigt und nachvollziehbar", bewertete Klemens Gramlich (CDU) die vorgestellten Zahlen. "Die respektable Verbesserung in allen Bereichen lässt Spielräume zu." Für Euphorie oder gar Übermut sah er trotzdem keinerlei Anlass. Mit den anstehenden Sanierungen historischer Gebäude, notwendigen Investitionen in die Schulen und der erwarteten Erhöhung der Kreisumlage würden sich bereits außerordentliche Belastungen für die Stadtkasse abzeichnen. "Dennoch sorgen die Zahlen für Beruhigung", sagte Gramlich und dankte Thorsten Weber und dessen Team. "Die Arbeit zeugt von hoher Fachkompetenz."
Zuversichtlich in die Zukunft blickte auch Max Fischer (SPD): "Die Zahlen sind in Ordnung". Mögliche Erhöhungen der Einkommensteuer durch die neue Bundesregierung bewerte er positiv, denn diese würden letztlich auch den Kommunen zugutekommen.
"Die Zahlen sind prima. Was will man mehr", konstatierte schließlich Hubert Alois Kieser für die Freien Wähler. Angesichts der soliden Finanzen regte er für den Spitalfonds eine Finanzspritze aus der Stadtkasse an. Für die Zukunft wünschte sich Kieser eine "konstruktivere Einbindung des Gemeinderates bei den Ausgaben". Lob zollte er abschließend - ebenso wie die Kollegen der SPD-Fraktion - der Kämmerei für eine stabile Verwaltung der Zahlen. Und manchem Ratskollegen aus der Seele sprach zum Abschluss Dr. Heinrich Laier: "Solche Klarheit in der Finanzführung würde man sich auch anderswo im Neckar-Odenwald-Kreis wünschen".
Der Jahresrechnung 2012 stimmte das Gremium schließlich ausnahmslos zu.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/buchen_artikel,-buchen-deutlich-hoehere-einnahmen-als-prognostiziert-_arid,513903.html