Werkrealschule Urphar-Lindelbach - Bildungseinrichtung hat fünfjährige Bestandsgarantie / Erwerb von Sozialkompetenzen stärken

Alles andere als ein "Auslaufmodell"

Von 
Elmar Kellner
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Rund 60 Mädchen und Jungen besuchen derzeit die Werkrealschule Urphar-Lindelbach. Geht es nach dem Willen der Schulfamilie, sollen es in Zukunft wieder mehr werden, denn "UrLi" bietet viele Vorteile.

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Neue Chance oder Galgenfrist? Die Werkrealschule Urphar-Lindelbach hat eine fünfjährige Bestandsgarantie und will die sich daraus ergebenden Möglichkeiten nutzen.

Urphar/Lindelbach. Für die Vertreter der Eltern ist es keine Frage. Sie finden, es gibt viele gute Gründe für ihre Kinder, die Werkrealschule Urphar-Lindelbach zu besuchen. Dafür machten sie zuletzt etwa beim Handwerkermarkt in Eichel an einem eigenen Stand fleißig Werbung. "Wir sind eine überschaubare Schulfamilie. Jeder kennt jeden.", hieß es da etwa auf einem Plakat.

Politisch gewollt

Doch genau das, die überschaubare Größe, wäre "UrLi", wie die Bildungseinrichtung seit langem und immer noch liebevoll genannt wird, beinahe zum Verhängnis geworden. Das Urteil "auslaufend" war eigentlich schon gesprochen. In letzter Minute sozusagen wurde die Verkündung zunächst um ein Schuljahr verschoben. Doch dann die Überraschung: Es gibt eine fünfjährige Bestandsgarantie unter anderem, weil "UrLi" die einzige Werkrealschule weit und breit ist und diese Schulart von der Politik weiter gewollt wird. Da muss es auch in der Großen Kreisstadt Wertheim ein entsprechendes Angebot geben.

"Und das ist nur hier möglich", bekräftigt Schulleiter Lothar Fink im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten. Dass er mit den positiven Aussagen "seiner" Elternvertreter übereinstimmt, dürfte wohl niemanden überraschen.

Individuelle Förderung

"Wir bieten sicherlich den persönlichsten Bezug zu den Schülerinnen und Schülern", unterstreicht Fink. "Und wir sind mehr individuell fördernd als andere Schulen." In "UrLi" könne man stärker auf den Einzelnen, dessen Stärken und Schwächen eingehen und entsprechende Unterstützung geben.

"Wir fangen immer gemeinsam an", erläutert er. "Dann können die einen mit schwierigeren, komplexeren Aufgaben selbstständig weitermachen, während die anderen individuelle Hilfen erhalten."

Seine Schule sieht der Rektor ein Stück weit als eine Art "Orientierungsstufe" an. Manche Schülerinnen und Schüler könnten problemlos auf die Realschule wechseln, andere bleiben lieber in "UrLi". Für Fink ist das kein Problem.

Und seiner Meinung nach könnte die entsprechende Durchlässigkeit, der erleichterte Übergang, auch eine Möglichkeit der angestrebten Kooperation mit der Comenius Realschule sein. "Aber da stehen wir noch am Anfang."

Von vielen - auch Eltern - geschätzt wird, dass man an der Werkrealschule auf das Klassenlehrersystem setzt. Manche Kinder müsse man, speziell nach dem Übergang aus der Grundschule, "mehr an die Hand nehmen. Sie brauchen einen langsameren Einstieg, einen etwas behüteteren Raum".

Stärken und weiter entwickeln will der Rektor an seiner Schule den Erwerb von Sozialkompetenzen. Denn gerade in diesem Bereich, hat nicht nur er beobachtet, "geht die Schere auseinander". Wobei, räumt er unumwunden ein, es "mir manchmal lieber ist, das jeweilige Verhalten wird hier bei uns sichtbar, als dass es auf dem Heimweg ausgetragen wird".

Im Unterricht, postuliert der Schulleiter, lege man mehr Wert auf "die Basics", auf den Praxisbezug. "Das ist uns wichtiger, als dass auswendig gelernt wird, wie hoch die Niederschlagsmenge im Sommer in Südfrankreich ist." Für die Absolventen der Werkrealschule gilt nach wie vor, "wer einen Ausbildungsplatz will, bekommt ihn in der Regel auch". Und wenn es notwendig und gewünscht sei, dann helfe man auch gerne dabei.

Enge Zusammenarbeit

Prinzipiell, nennt der Rektor einen weiteren Vorteil, durch den sich "UrLi" schon seit langem auszeichne, sei die Zusammenarbeit mit den Eltern der rund 60 Schülerinnen und Schüler "eng und oft intensiver als an anderen Bildungseinrichtungen". Bei den Planungen, etwa einen Schulgarten aufzubauen, zählt er auf Unterstützung. "Wir wollen mit der Natur arbeiten und die uns gegebenen positiven Rahmenbedingungen nutzen."

Wenn das gelingt und das überdies wieder stärker im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankert wird, bestehen gute Chancen, dass "Urli" länger als die jetzt gewährten fünf Jahre eine Zukunft hat.

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