Wertheim. Bauherren, die künftig in den Ortskernen von Reicholzheim und Dörlesberg ein Projekt umsetzen wollen, erhalten zwar keine Förderung vom Land. Sie können jedoch mit steuerlichen Vorteilen rechnen. Den Weg dafür machte der Wertheimer Gemeinderat in seiner öffentlichen Sitzung am Montag im Rathaus frei.
Das Gremium verabschiedete einstimmig die Satzung über die förmliche Festlegung des jeweiligen Sanierungsgebiets (wir berichteten bereits ausführlich). "Das ist ein gutes Signal an die Ortschaften", betonte Oberbürgermeister Stefan Mikulicz.
Manche bevorzugen es, sich in einem Neubaugebiet anzusiedeln. Andere wiederum wohnen lieber im Ortskern. "Der Bedarf muss auf beiden Seiten gedeckt werden", begründete der OB, warum die Stadt einerseits neue Wohngebiete ausweise und sich gleichzeitig für eine Belebung der Innenstadt und der Ortskerne engagiere.
Auch wenn das Land neue Anträge aus Wertheim zur Aufnahme von Gebieten in das Städtebauförderprogramm abgelehnt habe, werde man "jetzt die Ortschaften Zug um Zug abarbeiten". Damit können Bau- beziehungsweise Sanierungswillige die sich aus solch förmlich festgelegten Sanierungsgebieten ergebenden steuerlichen Abschreibungen nutzen.
Stärken- und Schwächenanalyse
Noch nicht ganz so weit wie in Dörlesberg und Reicholzheim ist man in Urphar und Grünenwört, zeigten die Ausführungen von Stadtbaumeister Armin Dattler . Wie er erklärte, werde die Verwaltung dort in Kürze mit dem Programm "Flächen gewinnen durch Innenentwicklung" beginnen, das auch eine Stärken- und Schwächenanalyse für die jeweilige Ortschaft beinhalte.
Positiv bewertete er den damit verbundenen Aspekt, dass die Menschen "aufmerksam werden" und sich überlegen, "was passiert mit unserem Ort, wie sieht dieser in zehn Jahren aus?"
Für die CDU stellte Axel Wältz fest: "Wir wollen alle Ortschaften und Stadtteile zukunftsfest machen". Entsprechend möchte man für alle Untersuchungen zur Innenentwicklung. Denn damit erfahre man, wo jeweils Handlungsbedarf bestehe, meinte Wältz am Beispiel des alten Raiffeisenlagers in Reicholzheim.
Wie er weiter betonte, könnten Nachteile des ländlichen Raums nur mit Unterstützung des Landes ausgeglichen werden. In Wertheim jedoch werde man von der Landesregierung bei "einem unserer schärfsten Probleme" alleingelassen. Hinzu komme, dass nur hohe Einkommen von den steuerlichen Entlastungen profitieren würden. Erfolge bei der Landesregierung kein Umdenken, werde es bald noch größere Unterschiede zwischen den Ballungszentren und dem ländlichen Raum geben. Deshalb plädierte der Redner für eine Wiedereinführung der Förderung "nach altem Muster".
Entwicklung in Stadtteilen
Was die Ausweisung von Sanierungsgebieten angehe, sprach Patrick Schönig (SPD) von einem Vorangehen "Schritt für Schritt". Dabei werde man sich künftig aber sicherlich nicht nur über die Ortschaften, sondern auch über die Entwicklung in den Wertheimer Stadtteilen unterhalten. Positive wertete der Fraktionsvorsitzende, dass man trotz einer "Nichtförderung durch die Landesregierung" in Lindelbach und Dietenhan Sanierungswillige gefunden habe.
Die von Schönig erbetene Prognose, wie die Chance für eine Neuaufnahme Wertheimer Sanierungsgebiete in das Förderprogramm des Landes sei, beantwortete der OB mit dem Hinweis auf "laufende Gespräche". Gleichzeitig wollte Mikulicz all jenen Mut machen, "die sich mit dem Gedanken tragen, eine Hofreite zu erwerben und zu sanieren". Angesichts des "bei uns" nicht zu hohen Preisniveaus könne sich das lohnen.
Am Ende der Diskussion sprach Maria Elisabeth Teicke (Grüne) Rolf Sommer ein besonderes Lob aus. Der Reicholzheimer Alt-Ortsvorsteher habe bei einem Rundgang im Rahmen des Programms "Flächen gewinnen durch Innenentwicklung" hervorragend für die Ortschaft geworben. su
Zum Thema
- Kommentar "Selbst ist die Stadt!"
In der Sitzung des Wertheimer Gemeinderats notiert
- Mit seiner Frage "Wir war die Mess'?" forderte Oberbürgermeister Stefan Mikulicz den Gemeinderat in seiner Sitzung am Montagabend im Rathaus zu einem Statement auf. "Gut war die Mess'", schallte es aus dem Reihen der Mandatsträger zurück. Bürgermeister Wolfgang Stein überraschte anschließend mit bildhaften Impressionen von dem seit Sonntagnacht vergangenen 193. Wertheimer Volksfest. In einem kurzen Resümee meinte der OB, dass die Veranstaltung trotz des nicht optimalen Wetters gut angekommen sei. Manfred Busch (FBW) rief dazu auf, in der am gestrigen Abend stattfindenden Messeabschlussbesprechung auch das Verhalten des Security-Dienstes und die Einhaltung der Jugendschutzgesetze anzusprechen.
- Negative Auswirkungen auf den verkaufsoffenen Sonntag in Wertheim hatte Axel Wältz (CDU) durch Veranstaltungen gleicher Art in der Umgebung festgestellt. Besonders missfiel ihm, dass auch in Marktheidenfeld die Geschäfte geöffnet waren. Wältz: "Wir mischen uns nicht in deren Messe ein. Und die sollen sich auch nicht in unsere Messe einmischen."
- Einen schrecklichen Anblick bietet nach den Worten von Dr. Norbert Stallkamp (CDU) die Freizeithütte auf dem Reinhardshof. Diese sei nicht nur verdreckt, sondern auch mit Farbe beziehungsweise Schriftzügen beschmiert worden. Die Hütte sei 2011 mit Unterstützung des Rotary Clubs, der Stadt Wertheim und der Stiftung Baden-Württemberg für rund 20 000 Euro errichtet worden. Damals seien alle Beteiligten begeistert gewesen. Doch "für mich ist das Projekt jetzt gescheitert", der "Zustand ist nicht akzeptabel", beklagte Stallkamp. Weder dem OB noch Stadtbaumeister Armin Dattler war bekannt, "dass die Situation so prekär ist". Immerhin habe es seit geraumer Zeit keine Klagen mehr über die Hütte gegeben. Mikuliz versprach, man werde sich gemeinsam mit dem Stadtteilbeirat um die Sache kümmern.
- Brigitte Kohout (SPD) erkundigte sich nach dem Zeitpunkt, zu dem der restliche Fahrweg für das Bähnle zur Burg ausgebaut werde. Sie sah hier Handlungsbedarf.
- Ein dickes Lob sprach Werner Kozyra (FBW) im Namen des Stadtteilbeirats und der Bestenheider Bürger der Stadtverwaltung aus. So hätten sich deren Vertreter bei einer über einstündigen Wald- und Wegebegehung die problematischen Bereiche angesehen, die immer wieder für Hochwasser in dem Stadtteil mit ursächlich seien. Und just während der Begutachtung habe auch ein Trupp des Bauhofs an der "schlimmsten Stelle" gearbeitet, freute sich Kozyra. Um die Hochwassergefahr künftig zu reduzieren, schlug er den Bau eines Regenüberlaufbeckens vor. Als Standort nannte er den jetzigen, nur noch als "Hundekotplatz" genutzten Bolzplatz an der Reichenberger Straße, wo beide Klingen aufeinandertreffen.
- Die künftige Entwicklung des Areals, an dem sich momentan noch die Rotkreuzklinik befindet, brachte Udo Schlachter (CDU) ins Spiel. Wie Armin Dattler erklärte, liege die Planungshoheit in Form der Bauleitplanung bei der Kommune. Gegenwärtig sei man im Gespräch mit den Verantwortlichen der Rotkreuzklinik als Grundstücksbesitzer, ob es einen städtebaulichen Wettbewerb geben könnte.
- Weiter interessierte Udo Schlachter der Zeitplan für die Maßnahmen zur Beseitigung des "bekannten Sanierungsstaus" an der Gemeinschaftsschule Wertheim. Nach den bereits erfolgten Umbaumaßnahmen stelle man gegenwärtig eine Liste mit den noch notwendigen Maßnahmen zusammen, erklärte Bürgermeister Stein. Dazu führe man Gespräche mit den Verantwortlichen in Stuttgart. Mit merklichem Stolz ergänzte der Bürgermeister, dass die Gemeinschaftsschule schon von fast 50 Mädchen und Jungen besucht werde.
- Nicht einfach ist es nach Meinung von Ingo Ortel, über das Internet die für die Vermietung beim Weihnachtsmarkts zuständige Stelle ausfindig zu machen. Helfen konnte ihm bei diesem Problem Wirtschaftsförderer Jürgen Strahlheim, der ihn an den Vorsitzenden des Stadtmarketingvereins, Bernd Maack, verwies.
- Auch mit seiner Kritik an dem nach seiner Meinung schlechten Preis-Leistungsverhältnis beim jüngsten Ritterfest auf der Burg war Ortel im wahrsten Wortsinn an der falschen Adresse. Denn, so der OB: "Wir vermieten den Burggraben an private Veranstalter. Und diese wiederum, so Eigenbetriebsleiter Helmut Wießner, seien für die Vermarktung und die Preise verantwortlich.
- Zufrieden stellte Bernd Hartmannsgruber (CDU) fest, dass die Bauarbeiten an der Ortsdurchfahrt in Urphar früher als geplant beendet würden. Nicht ganz gelungen ist jedoch nach seiner Ansicht die starke Verengung des Gehwegs im Bereich der Gustav-Rommel-Straße. Deshalb bat er: "Das kann man ja vielleicht später noch verbessern."
- Glückwünsche an Jószefné Winkler Sándor, Bürgermeisterin von Wertheims ungarischer Partnerstadt Csobánka, "schickten" der OB und die Gemeinderäte. Zuvor hatte Dr. Norbert Stallkamp darauf aufmerksam gemacht, dass diese bei dem Kommunalwahlen mit großer Mehrheit im Amt bestätigt worden sei. su
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/wertheim_artikel,-wertheim-ein-gutes-signal-an-die-ortschaften-_arid,584561.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/wertheim.html