Fechten - Finalhalle im Olympiastützpunkt ist seit gestern nach dem legendären Fechttrainer Emil Beck benannt / IOC-Präsident Dr. Bach und Beck-Sohn René enthüllen Stele

Ein Visionär mit konkreten Zielsetzungen

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Paul v. Brandenstein
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Stele feierlich enthüllt (von links): Bürgermeister Wolfgang Vockel, IOC-Präsdient Dr. Thomas Bach, René Beck sowie die ehemalige Weltklasse-Fechterin Anja Fichtel.

© Paul v. Brandenstein

Tauberbischofsheim. Stehenden Applaus zahlreicher Ehrengäste ernteten gestern IOC-Präsident Dr. Thomas Bach und René Beck, Sohn des legendären Fechttrainers Emil Beck, als sie direkt vor dem Olympiastützpunkt-Gebäude in Tauberbischofsheim feierlich eine Stele enthüllten. Anlass war der 80. Geburtstag des 2006 verstorbenen Ehrenbürgers der Stadt Tauberbischofsheim. Um an ihn zu erinnern, heißt die Finalhalle des Fechtzentrums ab sofort Emil-Beck-Halle.

Es hatte schon etwas von einem Familientreffen, als sich die Tauberbischofsheimer Fechterfamilie der glorreichen siebziger, achtziger und auch neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts direkt vor dem Olympiastützpunkt traf, um gemeinsam mit Repräsentanten des öffentlichen Lebens und Sponsoren den "Medaillenschmied aus dem Taubertal" auch neun Jahre nach seinem Tod zu würdigen.

Gekommen war praktisch die komplette "alte" Garde des Tauberbischofsheimer Fechtens: Die Behrs und Bachs, die Fichtels und Funkenhausers, und wie sie alle heißen. Selbst Bürgermeister Vockel wagte es in seiner Begrüßungsansprache nicht, sie alle namentlich aufzulisten, weil die Gefahr, jemanden zu vergessen, einfach zu groß sei . . .

Hauptredner war IOC-Präsident Dr. Thomas Bach, dessen Fecht-Trainer und -Lehrmeister Emil Beck war. "Ohne ihn hätten wir alle keine Medaillen geholt", sagte er, der 1976 in Montreal Olympiasieger in der Herrenflorett-Mannschaft geworden war.

Bach bezeichnete Beck als einen Erfolgsmensch und Visionär. "Visionär ist hierbei aber nicht im Sinne eines Träumers gemeint, sondern es steht für eine Persönlichkeit mit konkreten Zielsetzungen. Emil Beck war die Verkörperung von Erfolg."

Emil Beck habe, so Dr. Thomas Bach weiter, in seiner Heimatstadt ein "gewaltiges menschliches Erbe" hinterlassen, schließlich habe er viele Lebensläufe entscheidend und vor allem positiv beeinflusst. Und auch weltweit wird dem großen Trainer heute noch die Anerkennung entgegengebracht, die er verdient. "Er besitzt heute noch einen Ruf wie Donnerhall". Davon habe er sich gerade bei der am Wochenende zu Ende gegangenen Fecht-WM in Moskau ein Bild machen können.

Das Abschneiden der deutschen Fechter im Allgemeinen und der Tauberbischofsheimer im Speziellen war natürlich auch ein Thema bei der Feierstunde zu Ehren Emil Becks. "Wären wir früher mit einer solchen Ausbeute von Titelkämpfen zurückgekehrt, dann hätten bei Emils anschließender Ansprache die Wände im Fechtzentrum vibriert", umschrieb Bach mit netten Worten die Tatsache, dass der einstige Erfolgstrainer einen Führungsstil pflegte, der im Prinzip keinen Widerspruch zuließ.

Und da just in dem Moment auch noch dunkle Wolken am Himmel aufzogen, wollte es Bach (natürlich im Scherz) nicht ausschließen, dass Emil tatsächlich von oben seine Finger im Spiel haben könnte, "wenn es jetzt gleich über dem Fechtzentrum blitzt und donnert."

Bürgermeister Wolfgang Vockel hatte zuvor schon den zwölften Platz in der inoffiziellen WM-Nationenwertung als ein "No Go" bezeichnet. Auch er vertrat die Ansicht, dass Beck bei dieser Medaillenausbeute wohl sehr laut geworden wäre. Doch es sei gerade diese strenge Hand des damaligen Chefbundestrainers gewesen, die die Voraussetzung für den Erfolg war.

Und Thomas Bach führte aus, dass Emil Beck ein chinesisches Sprichwort beherzigt habe, ohne es wirklich zu kennen: "Die Niederlage ist die Mutter aller Siege."

Michael Grethe, Vorstandssprecher des Fecht-Clubs Tauberbischofsheim, bezeichnete im Schlusswort der Veranstaltung Emil Beck als "Gründervater", der den Fechtsport weltweit revolutioniert habe.

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