100 Jahre Bahnstrecke Tauberbischofsheim - Königheim - Der geplante Anschluss bis nach Hardheim konnte nie fertiggestellt werden

Blick zurück zum "Brehmbachtalblitz"

Von 
Uwe Büttner
Lesedauer: 

Tauberbischofsheim. Vor 100 Jahren, 1914, wurde die Bahnstrecke Tauberbischofsheim - Königheim eröffnet. Am 25. Mai 1968 wurde der Personenverkehr auf der Nebenstrecke Tauberbischofsheim - Königheim eingestellt. Der geplante Anschluss bis Hardheim konnte nie fertiggestellt werden. Heute liegen noch rund zwei Kilometer der Schienenstrecke von der Anschlussstelle Tauberbischofsheim bis zum Industriegebiet Dittwarer Bahnhof - die Befahrung der Strecke ist seit rund 20 Jahren nicht mehr möglich.

Erste Petition 1858

Schon 1858 petitionierte der Königheimer Gemeinderat erstmals um einen Eisenbahnanschluss. 1908 ging dieser Wunsch in Erfüllung. Karlsruhe gab "grünes Licht" zur Errichtung der Nebenbahnlinie der Taubertalbahn. Im November 1909 begann die Baubahninspektion Lauda mit der Absteckung der zukünftigen Strecke nach Königheim. Ab März 1910 wurden die hierfür erforderlichen Grundstücke aufgekauft, nicht geklärte Besitzverhältnisse und Uneinigkeiten beim Kaufpreis verzögerten den Baubeginn.

Ab März 1913 richtete die Großherzogliche Eisenbahnverwaltung im kleinen Unterrichtssaal des Königheimer Rathauses ein Büro ein. Im gleichen Monat fand vor Ort eine Sitzung des Lokalkomitees bezüglich des Weiterbaues der Bahnlinie nach Hardheim statt. Vertreter der Bahn war der für die Strecke verantwortliche Ingenieur Wielandt. Königheim wurde unter anderem durch Bürgermeister Seitz vertreten. Im gleichen Jahr konnten dann endlich die Bauarbeiten zum Streckenbau und zu den Bahnstationen Dittwar und Königheim beginnen. 150 Bauarbeiter waren damit beschäftigt, den Untergrund für den Gleisbau und die Brücke über den Brehmbach zu errichten.

Im November 1914 war es dann endlich soweit, die Strecke und die Bahnanlagen waren fertiggestellt. Eine fünfköpfige Kommission aus Karlsruhe besichtigte die Strecke sowie die Bahnhöfe in Dittwar und Königheim. Kurz darauf erhielt das Bürgermeisteramt Königheim die Mitteilung des Eröffnungstermins zum 1. Dezember 1914 von der Betriebsinspektion Lauda. Am 30. November 1914 wurde die Bahnlinie dem Verkehr übergeben. Auf eine größere Feier wurde jedoch auf Grund des ausgebrochenen Krieges verzichtet.

Die sechs Kilometer lange Bahn kostete 600 000 Mark, hohe Aufschüttungen hatten die Kosten sehr gesteigert. Sechs Züge fuhren von da ab täglich in jede Richtung und brachten dadurch einen guten Anschluss nach Tauberbischofsheim. Nach Ende des 1. Weltkrieges wurde der Weiterbau der Strecke bis Hardheim wegen der hohen Kosten abgelehnt. Die Reparationszahlungen des Deutschen Reiches erlaubten keine Zuschüsse für die Badische Staatseisenbahn. In der Badischen Nationalversammlung vom 2. April 1919 wurde erneut das Thema des Weiterbaues diskutiert. Im Jahr 1920 stellte die Landesregierung 300 000 Mark bereit.

1930 tauchten die ersten Gerüchte der Stilllegung der Bahnstrecke auf. Die Reichsbahndirektion teilte Königheim mit, dass sie lediglich prüfe, ob eine Kraftwagenbeförderung wirtschaftlicher sei. Drei Jahre später war der Weiterbau sogar als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme im Gespräch. Letztmals wurde die Streckenfortführung 1951 durch den damaligen Landrat des Landkreises Tauberbischofsheim, Anton Schwan, aufgegriffen.

Bereits in den 30er Jahren stufte die Bahndirektion Karlsruhe die beiden Bahnhöfe zu Agenturen zurück. Mit dem Sommerfahrplan 1934 wurde die alte Badische Personenzug-Tenderlok VIb durch den Kitteldampftriebwagen CidT ersetzt. Im Volksmund wurde dieser hauptsächlich zwischen Lauda und Königheim verkehrende Wagen auch "Brehmbachtalblitz" genannt. In den 60er Jahren verkehrten hier hauptsächlich Schienenbusse - der letzte verließ den Königheimer Bahnhof am 24. Mai 1968. Noch bis 1968 herrschte Hochbetrieb bei der Güterabfertigung der Bahnhöfe Dittwar und Königheim. Alle ansässigen Firmen wickelten ihren gesamten Warenumschlag über die beiden Stationen ab.

Endgültiges Aus 1968

Am 5. Februar 1968 kam das endgültige Aus für die Nebenstrecke der Taubertalbahn. Die Bundesbahndirektion Stuttgart teilte dem Bürgermeister von Königheim mit, dass der Personenverkehr mit Beginn des Sommerfahrplans zum 25. Mai - der Güterverkehr zum 31. Dezember 1968 eingestellt wird. Bereits 1969 begann der Rückbau der Gleise von Königheim bis zur Gemarkungsgrenze Dittwar. Die Bahn nutzte das verbliebene Gleis weiterhin bis Anfang der 1990er Jahre auch als Abstellgleis. Der Königheimer Bahnhof wurde an die Gemeinde Königheim verkauft und umgebaut.

In den Folgejahren wurde das Gebäude von verschiedenen Vereinen genutzt. Der alte Dittwarer Bahnhof befindet sich heute noch weitgehend im Originalzustand und ist seit 1981 in Privatbesitz. 1997 lagen die Gleise noch bis zum Bahnhof Dittwar.

Heute gibt es kein Anschlussgleis mehr vom Bahnhof Tauberbischofsheim nach Königheim, dieses wurde inzwischen bis kurz vor die Brücke über den Brehmbach zurückgebaut. Die teilweise überwachsenen Gleise verlaufen noch bis zum Industriegebiet Bahnhof Dittwar und enden nach rund zwei Kilometern an der Dittwarer Straße (Landstraße 578).

Erhalten sind heute noch die Eisenbahnbrücken über den Brehmbach und die Bundesstraße 27, das ehemalige Empfangsgebäude Bahnhof Dittwar, sowie das umgebaute Empfangsgebäude, der Lokschuppen und die ehemalige Dienstwohnung in Königheim.

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten