Zukunftspreis - Erster Preis ging an das Kreuzwertheimer Unternehmen Kurtz-Ersa, gefolgt vom Stadtwerk Tauberfranken und der Firma Bass

Riesiges Engagement für den Nachwuchs

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Heike von Brandenstein
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Vertreter der drei Siegerunternehmen bei der Verleihung des Zukunftspreises Main-Tauber-Kreis zum Thema "Ausbildung - Karriere daheim" mit Juryvorsitzendem Landrat Reinhard Frank (links).

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"Ausbildung - Karriere daheim" lautete das Motto des Zukunftspreises Main-Tauber-Kreis 2016, der am Dienstagabend in der Kreisstadt vergeben wurde.

Main-Tauber-Kreis. Junge Menschen in der Region zu halten oder sie nach dem Studium zurückzuholen, ist eine der vornehmsten Aufgaben von Unternehmen und Wirtschaftsförderung. Mit dem Blick auf den demografischen Wandel und den anhaltenden Trend, sein Glück in jungen Jahren eher in der Großstadt zu suchen, hatte der Main-Tauber-Kreis seinen alle zwei Jahre ausgelobten Zukunftspreis unter das Motto "Ausbildung - Karriere daheim" gestellt. 25 Bewerbungen seinen eingegangen, hatte Juryvorsitzender Landrat Reinhard Frank eingangs berichtet. Die Bandbreite habe vom gastronomischen Betrieb bis zum großen mittelständischen Unternehmen mit über 3000 Mitarbeitern gereicht.

Landrat Frank ließ es sich nicht nehmen, die positiven Eckpunkte des Landkreises herauszustellen: den zweiten Platz der Region Franken im Glücksatlas, die gestiegene Geburtenrate, das Rekordniveau beim Steueraufkommen, die Entlastung der Kommunen durch mehr Gelder vom Bund sowie Mehreinnahmen durch die Neuordnung des Länderfinanzausgleichs sowie die Aussicht auf eine niedrigere Kreisumlage im kommenden Jahr.

"Wir investieren in die Zukunft", so Frank. Als zentrale Aufgaben nannte er den Breitbandausbau, die Schulsanierungen, den Straßenbau und das Klimaschutzkonzept. "Die ländlichen Räume haben zunehmend mehr Zukunft", warb der Landrat und rief dazu auf: "Mach dein Ding an Tauber und Main". Um noch bessere Voraussetzungen zu schaffen, gelte es, die Wettbewerbsfähigkeit im ländlichen Raum zu optimieren. Das Problem des Fachkräftemangels müsse gelöst und das Entwicklungspotenzial mit der Initiative "Karriere daheim" behoben werden.

Spezielle Programme

Alle 25 Bewerber für den diesjährigen Zukunftspreis haben ihr Konzept zum Thema Ausbildung, bieten Anreize und spezielle Programme. Den ersten Platz erzielte der Kreuzwertheimer Kurtz-Ersa-Konzern. In seiner Laudatio ging Peter Vogel, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Tauberfranken, die Sponsor des Preises ist, auf die Historie des Unternehmens ein. 1779 als Hammerschmiede in Hasloch gegründet, habe sich das nach wie vor inhabergeführte Unternehmen zu einem Hightech- und Zuliefererkonzern entwickelt. "Das Familienunternehmen ist ein ,Hidden Champion', das regional unersetzbar ist", so Vogel. Der Konzern produziere Lötanlagen, Rework und Inspektionssysteme, Lötwerkzeuge und Zubehör, Schaumstoffmaschinen und Gießereimaschinen. Ebenso vielfältig wie seine Produkte seien die Kunden. Das Spektrum reiche von Branchen der Antriebs- oder Vakuum- und Energietechnik über den Maschinenbau bis zur Sportindustrie.

Über 20 Ausbildungsberufe und eine Reihe von dualen Studiengängen biete Kurtz-Ersa, so Peter Vogel. Zur Gewinnung von Nachwuchskräften werde eng mit Schulen zusammengearbeitet. Das Familienunternehmen biete Praktika, beteilige sich am "Girls Day" und biete spezielle Schulungen für Auszubildende. Lernenden wird die Möglichkeit zu Auslandsaufenthalten in den USA, China und Frankreich geboten. Ferner können sie an Wettbewerben wie dem IHK-Preis "Bestes Azubi-Projekt" oder dem Fabi-Ausbildungspreis teilnehmen.

Zudem honoriere das Unternehmen gute Leistungen von Auszubildenden mit Prämierungen und Erfolgsbeteiligungen. Als Perspektive biete das Unternehmen ein Personalentwicklungs- und ein Talent- und Nachfolgekonzept sowie kostenfreie Meister- und Technikerlehrgänge im Anschluss an die Ausbildung.

Dieses Engagement bei der Nachwuchsgewinnung sowie die firmeneigene Hammer-Academy und die vielen Angebote rund um das Thema Gesundheit hätten die Jury dermaßen überzeugt, dass sie dem Kurtz-Ersa-Konzern den ersten Platz beim Zukunftspreis zugesprochen habe. Rainer Kurtz, Geschäftsführender Gesellschafter des Konzerns, betonte, dass die Teilnahme am Wettbewerb nicht in erster Linie gewinnorientiert sei. Vielmehr wollte sich das Unternehmen einbringen und damit etwas für die seines Erachtens überaus attraktive Region tun. Kurtz: "Wir leben in einer hammertollen Gegend."

Den zweiten Platz errang das Stadtwerk Tauberfranken, das 2002 durch den Zusammenschluss der Stadtwerke Bad Mergentheim, der Gasversorgung Taubertal und der Hohenloher Erdgas Transport der Thüga AG entstanden war. Jurymitglied Elmar Haas betonte, dass die Ausbildungsquote aktuell zwischen zehn und elf Prozent liege. Neben Praktika nutze das Unternehmen zur Nachwuchsgewinnung Umschulungsmaßnahmen über den Beförderungsdienst der Bundeswehr, integriere Studienabbrecher gezielt und bemühe sich darum, Hauptschüler und Mädchen für technische Berufe zu begeistern.

Besonders habe die Jury die nahezu perfekte Betreuung und individuelle Förderung während der Ausbildung überzeugt, so Haas. Zudem werde dem Nachwuchs die Übernahme von Verantwortung vermittelt sowie das Miteinander durch gemeinsame Aktionen wie Kekse-Backen oder Messevorbereitungen gestärkt. Gemeinsam mit der Dualen Hochschule, Campus Bad Mergentheim, sei zudem ein neuer Studiengang "Wirtschaftsingenieurwesen Schwerpunkt Innovations- und Produktmanagement mit dem Profil Energie" entwickelt worden.

"Wir wollen jungen Leuten eine Perspektive in der Region geben", so Paul Gehrig, Geschäftsführer des Stadtwerks Tauberfranken. Er berichtete, dass ein junger Afrikaner seit einer Woche beim Stadtwerk ein Praktikum absolviere und "pünktlich, fleißig, zuvorkommend und ambitioniert" sei. Dieser Weg der Integration, so sein Appell, müsse konsequent weitergegangen werden.

Für ihr Ausbildungsengagement mit besonderen Maßnahmen wie Lerngruppen, der Bereitstellung von Lernmaterial und begleitenden Hilfen über das Kolping Bildungswerk wurde das Niederstettener Unternehmen Bass mit dem dritten Platz ausgezeichnet. Die Ausbildungsquote liege bei 16 Prozent, so der Laudator Dietmar Niedziella, Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter der Berufsbildung bei der IHK Heilbronn-Franken.

Der Spezialist für Gewindewerkzeuge ist fast schon abonniert auf den Zukunftspreis, erzielte er in den beiden Runden zuvor einen zweiten und und einen dritten Platz. Laut Niedziella habe die Jury die intensive Betreuung der Auszubildenden, das stimmige Konzept zur Integration in den Betrieb ab dem ersten Tag, die Möglichkeit zu überbetrieblichen Erfahrungen in Partnerunternehmen und die vielfältigen Unterstützungsleistungen überzeugt. Bass-Geschäftsführerin Dr. Stefanie Leenen nahm den Preis freudig entgegen und verband damit die Hoffnung, dass in den Unternehmen flächendeckend die Menschlichkeit gelebt werde.

Der erste Platz ist mit 3000 Euro, der zweite und dritte Platz jeweils mit 1000 Euro dotiert. Zudem erhielt jeder Preisträger eine Glasskulptur und eine Urkunde. Moderiert wurde die Veranstaltung von Jochen Wobser vom Bayerischen Rundfunk.

Redaktion Zuständig für die Kreisberichterstattung Main-Tauber

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