Protest - Stadträte formieren Widerstand: "Wir sagen Schluss zu den Auswüchsen einer verfehlten Politik"

Unterschriftenaktion für eine Bürgerinitiative gegen weitere Windkraft

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Heckfeld/Oberlauda. Im Rahmen der öffentlichen Ortschaftratssitzung in Heckfeld, bei der Änderungen des Flächennutzungsplans "2010 plus" speziell zur Windenergie sowie zu potenziellen Vorranggebieten und Standorten für Windkraftanlagen auf dem Programm standen (die FN berichteten gestern ausführlich), starteten Werner Kilb, Jochen Groß (beide Oberlauda), Ortsvorsteher Tobias Sauer (Heckfeld) und Norbert Groß (Gerlachsheim) eine Unterschriftenaktion zur Gründung einer Bürgerinitiative gegen den weiteren Ausbau von Windenergie in Heckfeld und Oberlauda.

"Wir haben die Energiewende im Main- Tauber-Kreis und insbesondere in Lauda-Königshofen über die Jahre hinweg sehr positiv begleitet und stehen auch dazu. Wir haben unseren Teil beigetragen. Es wurden Solaranlagen gebaut, es wurden Windräder gestellt, es wurden Biogasanlagen genehmigt. Jetzt ist der Punkt gekommen an dem wir sagen: Und jetzt ist Schluss", gab Kilb öffentlich den übereinstimmenden Tenor stellvertretend für die weiteren Initiatoren der Unterschriftenaktion und Bürgerinitiative wieder.

"Heckfeld und Oberlauda sollen in Zukunft ´geföhnt' werden. Wir werden diese Auswüchse zu verhindern wissen!", heißt es in einer schriftlichen Verlautbarung der vier Initiatoren begleitend zu der Unterschriftenaktion und Initiierung der Bürgerinitiative.

Heckfeld und Oberlauda hätten in den vergangenen Jahren mit zwei Solarparks und drei Windkraftanlagen ihren Beitrag zur Energiewende geleistet. "Wir haben dazu ja gesagt, da wir die Notwendigkeit der Energiewende erkannt haben. Wir sagen jetzt jedoch Schluss, da wir nun die Auswüchse einer verfehlten Politik mit voller Wucht abbekommen sollen".

Mit der "miesen" Politik, die Planungshoheit für Windkraftanlagen weg von einer vorausschauenden Planung des Regierungspräsidiums an die Kommunen und Private Investoren zu geben, versuche nun jede Kommune nach dem Sankt-Florians-Prinzip, die 200 Meter hohen Windkraftanlagen außer Sichtweite an die Grenze zum Nachbarn zu legen. Heckfeld und Oberlauda seien geografisch die Betroffenen.

Zudem setze die Landesregierung bewusst einen Stachel in die interkommunale Familie, indem sie ebenfalls den Kommunen den "dreckigen" Teil der Energiewende überlasse. Anders als bei der seit rund fünf Jahrzehnten von der hiesigen Bevölkerung vergeblich geforderten verkehrssicheren Sanierung der L 511 entwickle die Landespolitik bei der Energiewende plötzlich ungeahnte Geschwindigkeit und Umsetzungswillen, Heckfeld und Oberlauda mit "Monsterbauwerken" zu überhäufen.

Bestehende Eingriffe in die Ökosysteme innerhalb der sichtbaren Markung von Heckfeld und Oberlauda seien genug. Der Ahornwald als uralter kulturhistorischer Lebensraum Wald werde in einer Weise angegriffen, die so noch nie da gewesen sei. "Mit Handymasten, Solaranlagen, Windkraftanlagen, Autobahn und Stromtrassen sind die Ökosysteme und die Menschen bis an die Grenzen belastet", zeigt sich die Initiative überzeugt.

Die Gutmütigkeit der Bevölkerung werde ausgenutzt, um in Kürze "hier mit aller Wucht eine staatlich geförderte Baumaßnahmenflut zu initiieren". Erfeld, Buch, Brehmen, Pülfringen, Bretzingen, Gerichtstetten und Altheim seien Beispiele für die ausufernde Installation von Windkraftanlagen.

Während die Bevölkerung "einen Dornröschenschlaf" halte, in der Hoffnung, es werde schon nicht so schlimm kommen, ließen die Planungsansätze der Flächennutzungspläne für Lauda-Königshofen, Ahorn, Boxberg, Hardheim, Königheim und Tauberbischofsheim vermuten, dass es schlimmer kommen werde als vermutet. "Windige Unternehmer ohne Skrupel und Verwurzelung in unserem Gebiet singen das Lied einer ideologischen Energiewende ohne Sinn und Verstand. Investoren scharren schon mit den Hufen, endlich loslegen zu können Wir werden unsere Markung jedoch nicht ohne Widerstand einem gefährlichen Konglomerat an Technokraten, Energieideologen und Partikularinteressen ohne Widerstand überlassen".

150 "Windmühlen", Biogasanlagen und Solarparks im Main Tauber-Kreis und Neckar Odenwald Kreis seien mehr als genug Beitrag für die Energiewende. "Wir werden in Zukunft mit anderen Mitstreitern den Widerstand im Main-Tauber-Kreis organisieren", kündigten die Initiatoren zudem an. Hierzu wolle sich die neue Bürgerinitiative mit anderen Widerstandsbewegungen im Kreis vernetzen, um die weiteren Planungen "in Ihren Grundfesten zu attackieren".

Den Namen der Bürgerinitiative gebe er noch bekannt, so Kilb weiter. Nachdem er von "Don Quijote" abgekommen sei, da sein Kampf um Windmühlen verloren gegangen sei, tendiere Kilb seinen Angaben nach nun zu "Blindstrom". "Aber eventuell findet sich noch ein besserer Begriff", ließ er auch noch Möglichkeiten auf einen anderen Namen für die Bürgerinitiative offen.

"Kein leistungsfähiges DSL, schlechte Verbindungsstraße in Richtung Oberlauda und Lauda, unzureichendes Mobiltelefonnetz, kein Radweganschluss sowie mangelhafte Busverbindungen - und jetzt sollen wir auch noch die ganzen Windkraftanlagen abbekommen", kritisierte auch der Heckfelder Ortschaftrats Heiko Wiescholek scharf. "Da wird einem angst und bange für die Kinder und für die Zukunft mit dieser Politik", betonte er. Zugleich rief er ebenfalls zu einem Zusammenrücken der betroffenen Ortschaften auf. pdw

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